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Divide et impera!
Autor: Mark de Boer

Benjamin Ebbersmann war für gewöhnlich ein recht ausgeglichener Mensch. Er wusste, wie er die Personen um ihn herum einzuschätzen hatte. Das alles verdankte er seinem begonnenen Psychologie-Studium. Dort hatte er viele Tricks und Methoden gelernt, die ihm in seiner 30jährigen Karriere gute Dienste geleistet hatten. Es gab nur ein Volk, bei dem ihm das alles kein bisschen weiterhalf: Bei den Ferengi. Diese geldgierigen Zwerge verstanden es wie niemand sonst, ihn mit Leichtigkeit zur Weißglut zu treiben. Und nun musste er sich in dieser wichtigen Angelegenheit ausgerechnet mit ihnen auseinandersetzen.

Ebbersmann stand im Zentrum der Brücke und hatte die Arme hinter seinem Rücken verschränkt. Er atmete dreimal tief durch und nickte dann deSoto zu. Diese betätigte ein paar Knöpfe. „Kanal offen, Sir.“ Er räusperte sich und setzte zu dem Spruch an, den er mittlerweile wie eine Litanei herunterbeten konnte: „Hier spricht Captain Ebbersmann vom Föderationsraumsch…“ „MÄÄÄÄÄÄÄÄÄNSCHHHHH!“, wurde er unterbrochen. Das Bild eines Daimon erschien auf dem Hauptbildschirm. Die schnarrende Stimme war so laut und unangenehm, dass deSoto reflexartig die Lautstärke herunter regelte. „Seid ihr endlich gekommen, um eure Spione von unserem Planeten abzuholen?“, setzte der Ferengi nach. Ebbersmann blickte für einen Moment irritiert drein. „Sie meinen sicherlich das Forscherteam, das die verschwundene Zivilisation erkundet.“ „Sie geben es also zu, dass Sie herumspionieren.“, triumphierte der Ferengi. „Was? Nein!!!“,rief Ebbersmann gereizt aus. „Wir wollen nur…“ „… nur die Waffe holen, die Sie installiert haben, um sie auf uns abfeuern zu können.“, warf ihm der Captain des Marauders vor. „Wir haben die Energie geortet, die Sie erzeugt haben. Aber wir werden das nicht zulassen. Wir werden die Beweise finden und dann Schmerzensgeld und Schadenersatz fordern!“. Siegessicher posierte er vor dem Bildschirm. „Das Universum wird erfahren, was für hinterhältige Dinge die Föderation…“ Captain Ebbersmann dreht sich um und vollführte mit der Hand eine halsabschneidende Geste. deSoto unterbrach die Verbindung. „Okay, es reicht. Es ist mir egal, wie groß der Schaden in der Beziehung sein wird. Ramirez, schießen Sie die Ferengi aus dem Orbit!“ Der Mann am Waffenpult blickte überrascht auf. „Sir?“ „Wenn die unbedingt glauben wollen, dass wir eine mächtige Waffe haben, dann wollen wir ihnen einen Grund dazu geben!“

„Sir!“, unterbrach ihn deSoto. „Ein weiteres Schiff ist im System eingetroffen. Es ist ein Cardassianischer Kreuzer der Keldon-Klasse.“ „Sir, dieser Kreuzer könnte uns gefährlich werden.“, ergänzte Ramirez. Ebbersmann seufzte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. „Rufen Sie das Carda…“ „Wir werden gerufen, Sir!“, rief deSoto. „Auf den Schirm!“

Auf dem Hauptschirm erschien das grobe Gesicht eines Guls. Er lächelte, doch seine Augen blieben kalt, als er sagte: „Captain Ebbersmann von der sagenumwobenen Katana! Es ist mir eine Ehre, Sie endlich kennenzulernen. Mein Name ist Gul Dakor vom Schlachtkreuzer Kaldera.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. „Das Cardassianischen Imperium ist Ihnen dankbar, dass Sie verhindert haben, dass diese Ferengi unseren Planeten besetzt haben. Aber jetzt sind wir ja da. Wir übernehmen ab hier! Vielen Dank für Ihre Kooperation. Dakor Ende!“ Mit diesen Worten wurde die Verbindung unterbrochen.

Fassungslos starrte Ebbersmann sein Team an. „Diese Dreistigkeit…“ murmelte er leise, dann befahl er mit kräftiger Stimme: „Setzen Sie Alarmstufe Gelb. Führungspersonal in zehn Minuten in den Besprechungsraum. Geben Sie auch Sulik Bescheid.“ Er drehte sich um und ging murmelnd in seinen Aufenthaltsraum. Counselor Preja wartete einen Moment, sah kurz zu Commander Andersson und ging dann zum Bereitschaftsraum.




Benjamin Ebbersmann ging unruhig in seinem Raum auf und ab. Ferengi hatten eine Art an sich, die ihn jedesmal zur Weißglut trieb. Und dieser arrogante Cardassianer benahm sich, als seien sie seine Lakaien. Er versuchte, sich zu beruhigen. Er musste ruhiger werden, wenn sie hier die Mission erfolgreich abschließen wollten. Also konzentrierte er sich auf seine Atmung und erinnerte sich an die Übungen, die er während des Studiums gelernt hatte. Er schloss die Augen und begann seine Entspannungsübung. Der unerwartete Piepton riss ihn aus seiner Konzentration. Er öffnete die Augen. Sofort waren der Stress und der Ärger wieder da. „Jetzt nicht!“ rief er und schloss die Augen wieder. Nur ein paar Sekunden später ertönte wieder der Ton. Ebbersmann ignorierte ihn diesmal. Ein Zischen verriet ihm, dass jemand trotzdem den Raum betrat. „Captain. Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber mir ist aufgefallen, wie emotional Sie auf die Ferengi reagiert haben.“, begann die Person. Er erkannte die Stimme seiner Counselor und seufzte. Er brauchte Ruhe, kein Gespräch. Dies hinderte Preja jedoch nicht, ihren Monolog fortzusetzen. „Haben Sie schlechte Erfahrungen mit diesem Volk gemacht? Wenn ja, sollten wir das aufklären, bevor…“ „…bevor ich zu einem instabilen Element in dieser Situation werde, meinen Sie?“, fuhr Ebbersmann scharf dazwischen. „Alles, was ich jetzt brauche, ist ein wenig Zeit und Ruhe, um mich zu sammeln und zu konzentrieren. Insofern würde ich es begrüßen, wenn Sie mir dies zugestehen und den Raum verlassen würden.“ Rahja Preja öffnete überrascht durch den Ausbruch den Mund, um ihm zu widersprechen. Als sie ihm jedoch ins Gesicht sah und seinen Blick bemerkte, schloss sie ihn wieder, drehte sich um und ging mechanisch hinaus. „Danke!“, grummelte Ebbersmann, verriegelte die Tür und deaktivierte das Türsignal. „Ich hasse Ferengi. Sie bringen nur Ärger…“, dachte er.




Lew kam in den Aufenthaltsraum und sah seinen Freund Mark, der ein unförmiges Metallstück in den Händen hielt und es mit einem mittlerweile ziemlich ölverschmierten Tuch reinigte. Er setzte sich zu ihm und sah ihm eine Weile zu. „Was ist das?“, fragte er schließlich. „Das ist ein Zylinderkopf.“, antwortete Mark ihm, ohne aufzusehen. „Aha…“, machte Lew, schwieg für einen Moment, um dann aber doch zu fragen: „Und was macht man damit?“ Mark putzte einen Moment weiter, bevor er den Lappen und das Teil zur Seite legte. „Ich dachte, du hättest einen Flugschein für Motorflugzeuge gemacht…“ Lew nickte. „Und solche Dinger sind Teil eines Motors. Haben die euch nie die Bestandteile eines Motors beigebracht?“ Lew zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht mehr…“, gab er zu und schwieg wieder. „Hmm, dann ist das also ein Teil eines Flugzeugmotors?“, fragte er schließlich. „Willst du etwa ein Motorflugzeug bauen?“, schob er aufgeregt nach. Mark schüttelte den Kopf. „Besser.“, grinste er. „Bei unserem letzten Landurlaub auf der Erde habe ich auf einem uralten Bauernhof ein altes Motorrad gefunden und dem Besitzer für ‘nen Appel und ‘n Ei abgekauft. Ich glaube, der wusste gar nicht, was er da für ein Schätzchen in der Scheune stehen hatte. Er war wohl einfach froh, es nicht mehr bei sich stehen haben zu müssen. Eine Honda CX 500 aus 1983. Ein echter Klassiker diese Güllepumpe. Das war zu meiner Zeit schon ein Oldtimer.“ „Ein Motor… äh… CX… was?“, fragte Lew verwirrt. „Ein Motorrad. Quasi die Vorgänger der Gravibikes, noch mit Rädern und Verbrennungsmotor. Es macht aber viel mehr Spaß.“ Lews Gesicht hellte sich auf. „Wow, du bist also schon mal Motorrad gefahren? Und wie fährt sich dieses Motorrad?“ „Ja, als ich noch in meiner Zeit war, bin ich regelmäßig gefahren. Das wäre sicher auch etwas für dich. Diesen Oldtimer bin ich noch nicht gefahren. Ich habe es komplett auseinander genommen und untersuche und reinige jetzt Teil für Teil und setze es wieder zusammen. Du solltest mein Quartier sehen…“, lachte Mark. „Wenn wir mal Zeit haben, zeige ich dir auf dem Holodeck, wie man es fährt. Und dann können wir ja mal eine Tour machen.“ „Das klingt nach einer Menge Spaß und noch mehr Adrenalin. Da mach ich…“ Das Ertönen des Gelben Alarms drängte sich energisch in das Gespräch der beiden Freunde. Fast zeitgleich piepte Lews Kommunikator. „Lieutenant Sulik. Kommen Sie bitte in den Besprechungsraum 11. Sie werden dort vom Captain erwartet.“ Lew und Mark sahen sich überrascht an. „Klingt so, als würde es noch dauern, bis wir das starten können.“, meinte Lew lakonisch und verlies den Aufenthaltsraum.




Captain Ebbersmann wanderte unruhig durch den Raum, während er den Sachverhalt in kurzen Worten wiedergab. Er hatte es keine zwei Minuten auf seinem Stuhl ausgehalten. „Sie kennen nun die Lage. Irgendwelche Vorschläge, wie wir hier vorgehen können?“, schloss er. „Angesichts dieser zwei Schiffe ist ein militärischer Weg ausgeschlossen, denke ich.“, begann Commander Andersson nach einer Weile. „Sobald wir das eine Raumschiff angreifen, wird das andere sicherlich nicht untätig herumstehen, sondern eingreifen.“ „Nebenbei wäre der Cardassianische Kreuzer auch für sich genommen schon eine ernsthafte Bedrohung.“, ergänzte Ramirez finster. „Der Einsatz der Kampfflieger ist keine Option in dieser Alternative?“, hakte Ebbersmann nach. Lew Sulik schüttelte den Kopf. „In einer gebündelten Aktion könnten wir den Marauder vielleicht kampf- und fluguntauglich schießen. Aber um den Kreuzer auch nur annähernd beschäftigen zu können, sind wir einfach zu wenig. Ich sage es immer wieder: Wir brauchen eine richtige Kampfflieger-Einheit aus mindestens drei Staffeln Spitfires und einer besser zwei Staffeln Azraels. So könnten wir dann…“ „Ja, ja, Lieutenant. Ich weiß.“, unterbrach ihn der Captain mit einer Handbewegung. „Aber das ist hier nicht der richtige Ort und nicht die richtige Zeit für diese Diskussion. Ich werde dies jedoch im Missions-Logbuch aufführen. Vielleicht öffnet das den richtigen Leuten ja die Augen.“ Lew schnaubte abfällig. „Als ob das was bringen würde…“, murmelte er missmutig. „Aber selbst wenn wir diese Einheiten hätten, wäre dies keine Option.“, mischte sich Rahja Preja in die Diskussion ein. „Wenn wir wirklich die beiden Schiffe angreifen und tatsächlich zerstören würden, ließen sich das weder die Ferengi noch die Cardassianer gefallen. Wir haben bereits einen Krieg mit den Romulanern. Wir wären dann in einem Drei-Fronten-Krieg verwickelt, in dem wir uns definitiv aufreiben würden. Es wäre also ein sehr teurer Sieg. Von den Verlusten in diesem Gefecht ganz zu schweigen.“ „Guter Punkt, Counselor!“, lobte Ebbersmann. „Also was haben wir für Möglichkeiten?“ „Wie wäre es mit Verhandlungen?“, fragte Yadeel, die sich bislang recht zurück gehalten hatte. „Auch wenn ich dies begrüßen würde, sehe ich hierin aber keine Erfolgschancen. Beide Captains glauben, dass es sich bei dem Stargate um eine unbekannte Waffe handelt. Sie davon zu überzeugen, uns diese vermeintliche Waffe zu überlassen, dürfte eine diplomatische Mission Impossible werden.“, warf Garrick Andersson ein, woraufhin ihm seine Freundin die Zunge herausstreckte. Garrick verzog das Gesicht, lächelte ihr dann aber doch zu.

Lew kratzte sich am Kopf. Ihm war eine Idee gekommen, die ihm aber kein bisschen gefiel. Im schlimmsten Fall konnte sie einem seiner Leute das Leben kosten. Und leider war der schlimmste Fall auch der wahrscheinlichste Fall. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Er spürte einen Blick in seinem Nacken, drehte sich um und sah in die dunklen Augen der El Aurianerin. „Sie haben eine Idee?“, flüsterte sie ihm direkt zu. „Ja.“, entgegnete er genauso leise. „Aber es ist nicht durchführbar. Es würde ein Menschenleben fordern.“ „Lässt sich dieses Opfer vermeiden?“, fragte die Counselor leise nach. „Ich befürchte, nicht.“, brummte der Squadronleader. „Mister Sulik. Wenn Sie eine Idee haben, äußern Sie sie.“, wurden die beiden aus ihrem Gespräch gerissen. Captain Ebbersmann hatte sich auf seiner Wanderschaft in die Nähe der beiden begeben und so ein paar Bruchstücke des Gesprächs mitbekommen. „Sir, die Idee wird nicht realisierbar sein.“, widersprach Lew. „Erzählen Sie sie uns trotzdem. Vielleicht können wir sie realisierbar machen!“, entgegnete der Captain ruhig. Lew seufzte. „Na gut…“, sagte er schließlich leise, wobei er scheinbar um ein paar Zentimeter zu schrumpfen schien. Er überlegte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden. Die El Aurianerin konnte ihm ansehen, wie schmerzhaft ihm die nächsten Worte werden würden. „Wie wäre es, wenn wir uns das Tor und den Rest schnappen und einfach verschwinden würden?“, sagte er schließlich. „Ich glaube kaum, dass uns die Ferengi oder die Cadassianer nah genug zum Beamen heranlassen würden.“, warf Ramirez ein. „Das denke ich auch nicht.“, bestätigte Lew Sulik. „Jedenfalls nicht, wenn wir es offensichtlich machen.“ „Wie meinen Sie das?“, hakte Andersson nach. „Sehen Sie. Wir haben zwei Azrael-Fighter, die die Möglichkeit haben, ein falsches Sensorbild zu erzeugen und sich selbst dabei zu verstecken.“ „Das Stargate ist aber viel zu groß für so einen Fighter.“, gab deSoto zu bedenken. Lew nickte und fuhr fort: „Ja, allerdings. Es sei denn…“ „Es sei denn der Fighter würde nur als Transporter-Relais fungieren!“, rief Seeta Yadeel aufgeregt dazwischen. „Der Fighter würde das Tor also nur entmaterialisieren, bei sich aber nicht materialisieren, sondern direkt an die Katana weiterleiten?“, fragte Garrick Andersson nach. „Genau!“, antworteten Lew und Seeta wie aus einem Mund. „Es gibt nur ein Problem…“, warf der Sicherheitschef ein. Alle schauten ihn an. „Warum sollten die beiden Captains einen Kampfflieger auch nur in die Nähe des Planeten lassen?“ Schweigen trat ein.

„Ganz einfach.“, sagte Preja schließlich leise. „Weil wir die Zivilisten schützen müssen, die wir vom Planeten evakuieren werden.“ Sie erntete verständnislose Blicke. Die Counselor stand auf und fing an zu erklären. „Gul Dakor erhebt Ansprüche auf diesen Planeten. Diesen werden wir natürlich nicht im Wege stehen. Wir sagen ihm, dass wir nur noch das Forscherteam auf dem südlichen Kontinent einsammeln werden. Weil aber die Ferengi da sind und aggressiv auf ihr Recht pochen, wollen wir auf Nummer sicher gehen und die Shuttles durch einen Fighter schützen lassen. Diesem Argument sollte er sich nicht widersetzen können, zumal er uns ja schnell aus dem Spiel haben will und ein Fighter ja keine Gefahr darstellt.“ Sie lächelte und machte ein paar Schritte zur Seite. „Dem Captain des Marauders sagen wir ebenfalls, dass wir den Besitzanspruch der Ferengi akzeptieren und uns zurückziehen werden, aber unser Forscherteam vorher noch evakuieren wollen. Da aber die kriegerischen Cardassianer im Orbit sind, wollen wir einen Fighter zum Schutz aussenden. Auch der Daimon sollte froh sein, eine Variable weniger in dieser Situation beachten zu müssen.“ „Divide et impera! Teile und herrsche!“, ergänzte Ebbersmann anerkennend. Wieder lächelte sie, da sie erkannte, dass ihre Zuhörer allmählich verstanden, worauf sie hinaus wollte. „Also wird der Fighter wie angekündigt die Shuttles begleiten, aber kurz vor Ende der Evakuierung seinen Sensortrick anwenden und in die Nähe des Stargates fliegen und es wegbeamen?“, fragte Ramirez unsicher. Rahja Preja nickte. „Das wird den beiden nicht gefallen. Sie werden nach dem Verschwinden des Tores sofort uns in Verdacht haben und uns unter Beschuss nehmen.“, sagte der Sicherheitschef. „Und genau DA liegt das Problem meiner Idee.“, bemerkte Lew düster. „Die einzige Möglichkeit, einem Gefecht aus dem Weg zu gehen, wäre dann, schnell auf Warp zu gehen und zu verschwinden. Zurück bliebe der Pilot des Azrael-Fighters, den wir damit zum Tode verurteilt hätten!“ Erneut breitete sich Schweigen aus.

Nach einer Weile räusperte sich deSoto. „Wie wäre es, wenn der Pilot auf die gleiche Weise an Bord kommt wie das Stargate? Beamen…“ Lew lachte kurz humorlos auf. „Sie erwarten allen Ernstes, dass ein Pilot in seinen Fighter steigt und von vorne herein weiß, dass er ihn aufgeben muss?“ deSoto sah ihn irritiert an. „Wieso denn nicht? Es geht doch nur um ein Raumschiff!?! Das kann man doch nachbauen.“ „Nur ein Raumschiff? Lady, wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen?“, ereiferte sich Lew. „Das sind unsere Babys. Sie würden doch auch nicht ihre Katze im Stich lassen, nur weil sie sich eine neue kaufen können.“ Marina deSoto war die Situation sichtlich unangenehm. Sie hatte nicht vermutet, für ihre Idee so angegangen zu werden. Für sie war ihr Vorschlag logisch und vernünftig. Captain Ebbersmann sah das scheinbar ähnlich. „Lieutenant Sulik, beruhigen Sie sich. Ich weiß, Sie haben vor kurzem schon einmal einen Ihrer Kampfflieger verloren. Aber für sowas haben wir keine Zeit. Lieutenant deSoto hat einen vernünftigen Vorschlag gemacht. Spricht irgendwas dagegen außer Sentimentalität?“, fragte er in die Runde. Lew öffnete den Mund, überlegte es sich dann aber doch anders und schloss ihn wieder. Schließlich setzte er sich gerade hin und meinte. „Scheisse, dann opfern wir halt die verfluchte Maschine, wenn es nicht anders geht. Aber Sir! Dafür helfen Sie mir, eine Ersatzmaschine zu bekommen. Auf den ganzen Bürokratiekram hab ich echt keinen Bock!“ „Auch wenn mir ihr Ton missfällt, werde ich mich darum kümmern.“, entgegnete Ebbersmann. „Wir sollten ein spezielles Transporter-Protokoll programmieren, um Pilot und Stargate möglichst schnell auf die Katana beamen zu können.“, schlug Garrick Andersson vor. „Darum werde ich mich kümmern.“, sagte die Chefingeneurin. „Gut. Tun Sie das.“, bestätigte Benjamin Ebbersmann. „Haben Sie schon eine Idee, wer der Pilot sein wird?“, fragte der XO. Lew blickte mürrisch aus dem Fenster. „Wir haben derzeit nur zwei Piloten, die auf Azrael-Fightern trainiert sind, Lieutenant de Boer und Lieutenant Skorgan. Ich werde mit beiden sprechen und dann eine Entscheidung treffen.“ „Wunderbar. Dann wäre das auch geklärt. Die Mission startet um Sternzeit 59.243,3. Sie wissen, was Sie bis dahin zu tun haben.“

Ebbersmann verließ als einer der Ersten den Besprechungsraum. Ihm würde einer der entscheidenden Punkte zukommen. Wenn er den Ferengi und den Cadassianer nicht überzeugen konnte, war der Plan bereits hinfällig.




Der Cardassianer sah abfällig auf Captain Ebbersmann herunter. „Sie haben eine weise Entscheidung getroffen, Captain.“ Benjamin lächelte gezwungen. „Die Föderation erkennt die Ansprüche Cardassias auf diesen Planeten an. Wir werden nur noch unser Forscherteam auf dem südlichen Kontinent an Bord holen und dann aus dem System verschwinden.“ „Dies gestatten wir Ihnen selbstverständlich.“, antwortete der Gul. „Ich danke Ihnen. Wir werden in fünfzehn Minuten mit zwei Shuttles und einem Fighter in Richtung Oberfläche starten.“ „Wozu benötigen Sie einen Fighter zur Evakuierung ihres Forscherteams?“ „Die Cardassianer und die Föderation sind Völker mit Ehre. Völker, die einen ehrlichen Kampf zu schätzen wissen. Diese Ferengi jedoch sind ein feiges Volk. Sie betrügen, lügen und hintergehen. Man darf Ihnen nie den Rücken zudrehen. Ihnen ist nur ihr Profit heilig. Begriffe wie Ehre sind ihnen fremd.“ Dakor sah ihn angewidert an. „Ferengi sind wirklich ehrlose Wesen. Wann immer ich mit ihnen zu tun hatte, gab es Ärger.“ „Genauso sehe ich das auch.“, stimmte ihm Benjamin aus vollem Herzen zu. „Und ich kann mir gut vorstellen, dass sie eine Chance auf Profit sehen und unsere Kameraden aus dem Shuttles kidnappen wollen, um Lösegeld zu erpressen. Und wir müssen unsere Teammitglieder schützen. Darum der Fighter.“ „Ich verstehe.“, sagte der Cardassianer. „Aber Ihre Shuttles und insbesondere ihr Fighter werden ihre Aktivitäten auf dem Südkontinent beschränken.“ „Selbstverständlich. Ich danke Ihnen.“, antwortete Benjamin und beendete die Verbindung. „Teil 1 wäre geschafft.“, dachte er. „Jetzt muss ich nur noch diesen Ferengi überzeugen.




„ICH SOLL WAS?!?“, rief Mark de Boer laut aus. „SAG MAL, GEHT’S DIR NOCH GUT?“ Lew hatte keine andere Reaktion erwartet. Auch mit dieser Heftigkeit hatte er gerechnet. Immerhin hatte Mark diesen Fighter mitentwickelt. Und er flog immer noch den Prototyp, mit dem er den letzten Testflug absolviert hatte. Und es war ausgerechnet der Prototyp, der erste aus der Azrael-Serie, den Mark jetzt opfern musste. Lew hatte wahrlich keine andere Reaktion erwartet. „Ich weiß, dass die Azrael dein Baby ist…“, begann Lew vorsichtig. „UND TROTZDEM VERLANGST DU SOWAS VON MIR???“, fiel ihm Mark ins Wort. „Ich war auch nicht begeistert davon und hätte mir auch etwas anderes gewünscht.“, fuhr Lew ungerührt fort. „Aber hier geht es um mehr als nur um einen Fighter. Im Endeffekt ist es doch nur Metall.“ „Ja, wie bei diesem Stargate! Ich fasse es nicht, dass du sowas sagst! Du hast doch selbst mal gesagt, dass diese Stargates das Ende der Flotte bedeuten könnten. Und nun willst du helfen, so ein Ding zu bergen?“ Lew stockte. Ja, das hatte er gesagt. Und nun fiel seine sorgsam aufgebaute Argumentationskette in sich zusammen, noch bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. Er entschloss sich, einen anderen Weg einzuschlagen. „Du weißt, dass ich es dir auch einfach befehlen könnte. Aber das will ich nicht.“ Mark schnaubte nur kurz. Lew seufzte und fuhr fort: „Mark, stell dir mal vor, wie es wäre, wenn alle Planeten der Föderation durch diese Stargates miteinander verbunden wären. Es gäbe keine Außenposten mehr, weil man in Sekundenschnelle von einem Planeten zum anderen gelangt.“ „Man würde nur noch auf den Planeten bleiben, die in der Föderation sind. Man würde sich abschotten. Niemand würde mehr neue Planeten erforschen. Und nicht zuletzt: Wenn ein Feind einen Planeten erobern würde, wären alle anderen Planeten für ihn offen wie Scheunentore.“ Lew merkte, dass die Sache für ihn zäher werden würde, als er gedacht hatte. Er hatte gerechnet, dass ein, zwei gute Argumente Mark schon überzeugen würden. Aber stattdessen brachte Mark ihn mit seinen Gegenargumenten mehr und mehr ins Schwitzen. „Diese Stargates stellen eine Technologie dar, die wahnsinnig alt und mächtig ist. Sie könnte der Schlüssel zu Sicherheit und neuem Wohlstand sein. Stell dir vor, wenn diese Technologie den Ferengi in die Hände fällt.“ Mark verzog das Gesicht. „Genau. Und jetzt stell dir vor, die Cardassianer würden in Besitz dieses Tores gelangen. Sie würden daraus nur Waffen herstellen. Sie würden zu grausamen Herrschern im Alpha- und Beta-Quadranten werden. Und frag mal die Bajoraner, wie sie als Besatzer sind.“ Lew sah Mark an. Dieser blickte starr ins Leere. Lew bemerkte, wie die Kiefermuskulatur seines Freundes arbeitete – ein Zeichen großer Anspannung. Schließlich stand Mark auf, ging zu seinem Kampfflieger und blieb dort stehen. Er streckte seine Hand aus und fuhr fast schon zärtlich über die Außenhülle. Nach einem scheinbar endlosen Moment drehte er sich zu Lew um. „Okay, ich mach’s…“




Der Ferengi schaute Captain Ebbersmann misstrauisch an. „Sie wollen das System verlassen? Wieso das?“ „Ich habe mit dem Flotten-Hauptquartier gesprochen. Die Föderation erkennt den Besitzanspruch der Ferengi auf diesen Planeten an. Wir werden das Forscherteam auf dem südlichen Kontinent evakuieren und dann in das Föderationsgebiet zurückkehren.“ „Eine ausgezeichnete Idee.“, näselte der Daimon. „Wann werden Sie ihr Team abgeholt haben?“ „Wir schicken in zehn Minuten zwei Shuttles und einen Kampfflieger zu ihrem Schutz.“ „Einen Kampfflieger?“, hakte der Ferengi sofort nach. „Was soll das? Das ist doch ein Trick!“ Ebbersmann lächelte mild. „Nein. Ganz und gar nicht. Im Orbit schwebt ein mächtiges cardassianisches Kampfschiff.“ Er trat näher an den Bildschirm heran und senkte verschwörerisch die Stimme. „Unsere beiden Völker wissen, was ein gutes Geschäft ist und wie man einen guten Profit macht. Sie wissen besser als ich, wovon ich rede… Die Cardassianer aber sind ein barbarisches und kriegerisches Volk. Ich würde denen zutrauen, dass sie aus reiner Lust an der Zerstörung unsere Shuttles abschießen würden. Sie verstehen, dass wir unser Eigentum schützen müssen.“ Der Daimon nickte. „Ja, die haben das Raumschiff meines Cousins zerstört, als er ein abgestürztes cardassianisches Shuttle bergen wollte.“ „Sehen Sie!“, stimmte ihm Benjamin zu. „Dann verstehen Sie sicherlich, warum wir einen Fighter als Schutz mitschicken wollen.“ „Ich bin einverstanden.“, antwortete der Ferengi und beendete die Verbindung. Ebbersmann atmete erleichtert durch. Der erste Teil des Plans war erledigt.




Sternzeit 59.243,3

Mark saß in seinem Fighter und bereitete sich auf den letzten Flug vor. Er hatte das Programm zum Notfall-Transport von Stargate und Piloten eingespielt. Außerdem hatte er seinerseits ein weiteres Programm zum Direkttransport ausschließlich des Stargates eingespielt. Wenn es irgendeine Methode gab, die Zerstörung seines Fighters zu verhindern, wollte er sie finden und nutzen. „Bist du bereit, zu starten?“, fragte Natalie Bardal. Sie stand mit Lew an einer Konsole und beobachtete die Parameter des Fighters. „Wie sagte schon der große Sledge Hammer: Vertrauen Sie mir. Ich weiß, was ich tu!“, scherzte Mark. Er blickte in fragende Gesichter. „Oah…“, stöhnte er „Die Gnade der späten Geburt. Ja, ich bin bereit.“ Er startete den Fighter, nickte seinen beiden Freunden zu und verließ den Hangar.