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Aufbruch
Autor: Dalen Lazarus

Da flog sie nun, die U.S.S. Katana, langsam ihrem Ziel Penthara entgegen. Von der Schönheit ihrer einstmals weiß strahlenden Hülle war schon seit Jahren nichts mehr geblieben. Pockennarbig und von Kratern übersät bot die Schiffshaut einen jämmerlichen, grau-schwarzen Anblick. Hier und dort bot sie ihre Innereien der nackten Kälte des Weltraums dar, wenn der ganze Teil einer Sektion fehlte. Die Techniker an Bord des Schiffes hatten sich längst daran gewöhnt, nur die kriegswichtigen Reparaturen durchzuführen. Für Kosmetik des Sternenschiffs blieb deshalb keine Zeit. Und nur wenn ein Abschnitt zu stark verwundet wurde, bekam die Katana ein neues, weißes Pflaster zurück. In grauer Funktionsuniform bog Garrick Andersson um die Ecke eines Ganges. An der Stelle, an der zu besseren Zeiten ein Kommunikator prangte, trug er sein Rangabzeichen. Immer noch an die Form des Sternenflotten-Emblems erinnernd war es mit seinem Namen und seiner Funktion versehen. Es war das einzige Kennzeichen, das ihn als Captain dieses Schiffes auswies. Es war schon lange notwendig geworden, auf die Schnelle sich seiner Identität entledigen zu können. Zu oft wurden Schiffe geentert, die Crew verhört und die Datenbanken durchsucht. Wenigstens, indem die gesamte Besatzung gleich aussah, konnte man den Feind etwas aushalten ... bevor die Folter begann. Aufgrund der vielen Toten des Krieges war auch das Namenszeichen erforderlich geworden. Fast von Woche zu Woche bekam man neue Crewmitglieder zugewiesen oder mußte welche abgeben, an Schiffe und Einheiten, die noch spärlicher ausstaffiert waren als die Katana. Ausstaffiert, schnaubte Garrick in Gedanken. Er erinnerte sich daran, wie er dem Dock-Meister heute früh den Ladungsbericht unterschrieben hatte und gefragt hatte, ob er das ernst meinen würde. Antimaterie nur für zweimal die Strecke Penthara hin und zurück. Nachgerüstete Torpedos nur zwei Stück pro Launcher. Medizinische Ausrüstung war sogar reduziert worden. Er schüttelte den Kopf. Tomm Lucas, seines Zeichens immer noch Navigator der Katana, brachte es zur Perfektion, die Flugrichtung interstellarer Gase zu lesen und für sich zu nutzen. Auch wenn der geringe Schub und der damit einhergehende geringere Widerstand solcher Gase sich kaum auswirkte, die ein oder andere eingesparte Flugminute konnte einmal über Leben oder Tod entscheiden. Der Captain nickte den wenigen Crewmitgliedern bestätigend zu, die ihm entgegen kamen, und verlangsamte bewußt ein wenig seinen Schritt. Damals, zu Beginn des Krieges, hatte er einmal einen gut gemeinten Rat seines Admirals Ebbersmann erhalten. Und wohin er auch kam und andere führende Offiziere beobachtete, es machte einen Unterschied. Er hatte diesen Rat inzwischen verinnerlicht und er war unbewußter Teil seiner selbst geworden: Je schlimmer die Lage, desto langsamer muß ein führender Offizier laufen. Ein hektischer Captain sorgte nur für eine chaotische Besatzung. Ruhigen Schrittes, aber nicht ruhigen Herzens erreichte Garrick inzwischen den Maschinenraum. Er fingerte in seiner rechten Oberschenkeltasche nach seiner Passdisk und nickte der wachhabenden Soldatin zu, der er die Disk zeigen wollte. Die Frau, die mit dem umgehängten Phasergewehr den Eingang sicherte, sah ihn an und erkannte ihn auch ohne den elektronischen Nachweis. „Captain“, begrüßte sie ihn knapp und drehte sich ein wenig zur Seite, um den Eingang freizugeben. Andersson trat heran und hob seine Passdisk vor den Sensor, der seitlich in die Tür eingelassen war. Sekunden später erklang ein kurzer Piepton, der ihm somit die Erlaubnis gab, einzutreten. Dieses Prozedere galt inzwischen für sämtliche sicherheitskritischen Bereiche auf allen Sternenschiffen. Jeder Bereich war durch mindestens eine Wache und durch Zugangsbeschränkungen zu sichern. Garrick atmete kurz durch und trat ein. Wie überall auf dem Schiff machte sich auch im Maschinenraum die Rationierung der Energie bemerkbar. Das Licht war schummrig, und nur an den Stellen, an denen auch wirklich Leute arbeiteten, war es in der erforderlichen Menge aktiviert. „Miss Kincaid!“, rief Andersson quer über das Deck, in der Absicht sie unter irgendeiner Konsole oder aus einer zu reparierenden Maschine hervorzulocken. „Dort drüben“, lotste einer der viel zu jungen Frischlinge ihn hinüber zum sekundären Wartungsschacht der Schildgeneratoren. Garrick hatte vor Monaten schon aufgehört darüber nachzudenken, daß die jüngsten Rekruten inzwischen mit 15 Jahren eingezogen wurden, und sich damit abgefunden. „Danke, Crewman“, erwiderte er dem Mann, der erst noch einer werden wollte. Er hoffte, daß die Mission der Katana auch dafür sorgen würde, daß er es werden durfte. Mit absichtlich ungedämpften Schritten näherte sich Andersson der Luke, in der die Chefingenieurin der Katana steckte, und aus der ihre Füße ragten. Er wollte sich ankündigen und sie nicht erschrecken. Dort angekommen kniete er ab und rief: „Maggie?“ „Ja ...“, kam es vernuschelt zurück. Es polterte. „Ja, Sir“, erwiderte die Frau nun deutlicher, nachdem sie ihr Werkzeug ausgespukt hatte, das sie mit dem Mund gehalten hatte. „Wie sieht es aus? Was machen die Systeme?“ „Geht so, Sir“, erwiderte sie kurz angebunden. Sie drehte sich auf den Rücken, hob mit Händen und Füßen ihren Allerwertesten in die Höhe und begann, aus der Luke herauszurobben. Als sie es geschafft hatte, lehnte sie sich seitwärts an die Wand und griff nach ihrer Trinkflasche. „Geht so. Ich denke, bis wir Penthara erreicht haben, schaffen die Schilde wieder 50 Prozent. Zum Glück funktionieren die Dinger getarnt nicht, so daß wir währenddessen dran schrauben können.“ Innerlich warf Garricks Stirn Sorgenfalten. 50 Prozent waren nicht die Welt, sollte die Katana entdeckt und in einen Kampf verwickelt werden. Nach außen hin erwiderte er: „Gute Arbeit Commander. Das ist viel besser als die 20 Prozent, mit denen wir gestartet sind.“


„Scheiße, so geht das nicht!“, schimpfte Alexandra Black auf dem Trainingsdeck. „Licht!“ Zum dritten Mal schon war der Stoßtrupp simuliert ausradiert worden. Sie streckte die linke Faust in die Höhe und ließ den Arm kreisen. „Alle zu mir!“, holte sie sich ihr Elite Force Team um sich zusammen und kniete sich ab. Die Gruppe versammelte sich um die Frau und ging ebenfalls in die Hocke. „Josh, ich weiß, daß Du jede Menge Ausrüstung auf dem Buckel trägst, aber wenn Du auf Penthara genauso schnaufst wie eben grad, weckst Du sogar ein Murmeltier aus seinem Winterschlaf. Lauf etwas langsamer, damit Du genug Luft behältst.“ Der Angesprochene und als erster 'Erschossene' nickte nur Betreten. „Wir müssen hier keinen neuen Zeitenrekord aufstellen. Was wir uns aber nicht leisten können ist, entdeckt zu werden.“ Alexandra sah sich nach ihrem zweiten Opfer um. „Und Du Erin, Du sicherst das Ende prima, aber nur, wenn Du auch in der Nähe des Endes bleibst“, ermahnte die Erste Offizierin das zweitjüngste Mitglied der Einsatztruppe. „Die Gruppe bleibt nur wirkungsvoll und minimiert die Gefahr entdeckt zu werden, wenn sie sich nicht zu weit auseinanderzieht. Verstanden?“ Sie sah sich in der Gruppe um und erntete leichtes Nicken von jedem Anwesenden. „Und jetzt alle zurück auf ihre Startpositionen! Wir üben das jetzt solange, bis alles sitzt. Wir wollen doch nachher keine Holodeck-Zeit verschwenden“, schloß Alex ihre kleine Rede. Eine kurze, gottverdammte halbe Stunde Zeit auf dem Holodeck hatte sie dem Captain nur aus den Rippen leiern können, um die vermutete Situation auf Penthara simulieren zu können. Bis dahin mußte das provisorische Durcheinander an verhüllten Kisten, Containern und Gegnern aus Pappmachee auf dem Trainingsdeck ausreichen, um ihren Schützlingen die notwendige Übung und Zuversicht zu vermitteln, die sie bald brauchen würden. Und sie wollte verdammt sein, wenn sie das nicht auch schaffen würde. „Alle auf Anfang ... Computer, zurück auf Start!“ Mit diesen Worten hüllte sich der Raum auf ein Neues in fast undurchdringliches Dunkel.