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Ein Hauch von Diplomatie
Autor: Manoel Ramirez

Voltak war das jüngste Mitglied in der Delegation von Kanzler Silverdale. Er gehörte seinem Stab erst seit einigen Monaten an und sollte sich auf dieser Mission gewissermaßen die Hörner abstoßen, weswegen Silverdale ihn als Begleitung für die erste Unterredung mit dem Klackon-Unterhändler ausgewählt hatte. In der letzten Vorbesprechung zeigte der junge Mann nun ein nicht ganz unerwartetes Maß an Unsicherheit. „Exzellenz, ich bin mir über meine Rolle bei den Verhandlungen nicht ganz im Klaren.“ „Sie sollen hauptsächlich beobachten, sich aber auch aktiv an dem Gespräch beteiligen. Bringen Sie ruhig eigene Ideen ein, wenn Ihnen danach ist.“ „Ich weiß die Klackons nicht recht einzuschätzen. Diese seltsame Kombination aus Direktheit, Überlegenheitsgefühl und Xenophobie ähnelt keiner Spezies, mit der ich bisher zu tun hatte. Was, wenn ich sie unabsichtlich beleidige oder gar verärgere?“ „Was die Xenophobie angeht, so scheint mir diese nach den bisherigen Begegnungen gar nicht so ausgeprägt, wie man uns glauben machen wollte. Und die anderen beiden Eigenschaften – nun, im Grunde haben wir es mit Zaldanern zu tun, die eine Prise vulkanischer Arroganz mitbekommen haben. Das Wichtigste dürfte sein, ihnen gegenüber Stärke und Selbstvertrauen zu demonstrieren. Wir sind die Föderation und vertreten Dutzende von Planeten. Die Klackons sind eine einzige Rasse, die bisher kaum ihr Sternensystem verlassen hat. Das müssen sie in jeder Phase der Verhandlungen zu spüren bekommen. Gleichwohl darf unsere Selbstsicherheit nicht in Überheblichkeit ausarten.“ „Klingt nach einem schwierigen Balanceakt.“ „Ich glaube, das ist die kürzeste und prägnanteste Definition von Diplomatie, die ich je gehört habe“, schmunzelte der Kanzler. „Fühlen Sie sich dieser Aufgabe etwa nicht gewachsen?“ „Nun, ich...“ Als Voltak den herausfordernden Blick seines Chefs bemerkte, fing er sich wieder. „Doch, Exzellenz. Ich werde damit umgehen können.“ „Sehr gut. Wir...“ In diesem Moment öffnete sich die Tür, und drei Klackons traten ein, davon zwei mit gezückter Waffe. Der mittlere ergriff sofort das Wort: „Bitte folgen Sie mir, und machen Sie keine Schwierigkeiten.“ „Ich protestiere entschieden gegen diese Behandlung!“, ereiferte sich Silverdale. „Wir sind offizielle Gesandte der Vereinten Föderation der Planeten, und...“ „Das können Sie alles Major Kumarrrt erzählen“, meinte der Klackon nur trocken. „Wir sollen Sie lediglich zu ihm bringen. Warum, kann ich Ihnen nicht sagen. Werden Sie kooperieren?“ Die anderen Klackons verstellten irgendetwas an ihren Waffen, vermutlich entsicherten sie sie. „Wir haben ja wohl keine andere Wahl.“ Der Kanzler kochte innerlich. Dass er aus unerfindlichen Gründen keine Gedankenmuster von seinem Gegenüber empfing, beruhigte ihn nicht sonderlich.


Auf der Katana griffen Lucas' Navigationsmanöver und Ramirez' Waffenfeuer geschmeidig ineinander. „Ich schieße uns einen Korridor bei 325.92 frei. Das sollte genügen, um auf Warp zu gehen.“ „Fertig, wenn Sie es sind“, entgegnete Lucas. „Dann los!“ „Wir werden wieder gerufen“, meldete DeSoto. „Ignorieren“, befahl Ebbersmann. „Sir, offenbar wurde der Kanzler inhaftiert. Sie wollen über seine Freilassung verhandeln.“ „Verdammt!“ Der Captain ballte die Fäuste, während Caressia ihn verzweifelt ansah. „Also gut“, seufzte der Kommandant. „Feuer einstellen, relative Position halten. Öffnen Sie einen Kanal.“


„Ah, Kanzler Silverdale. Setzen Sie sich doch bitte.“ Kumarrrt begrüßte Silverdale und Voltak mit dem Klackon-Äquivalent eines Lächelns. „Was soll das alles?“, legte der Kanzler sofort los. „Ich erwarte eine Erklärung. Was ist mit meinem Stab?“ „Setzen Sie sich!“, wiederholte der Klackon nachdrücklich und deutete auf die beiden Stühle ihm gegenüber. Als die Wache nach ihm griff, hob Silverdale beschwichtigend die Arme. „Schon gut“, murrte er widerwillig. Er gab Voltak ein Zeichen mit dem Kopf, wonach sich beide setzten. „Gehen Sie jetzt“, wies der Major die Wachen an. „Major, wir sollten...“ „... Gehen! Unsere Gäste werden keine Schwierigkeiten machen, da bin ich sicher.“ Wie um eine Bestätigung zu erhaschen, blickte Kumarrrt den Kanzler an, der nur grimmig zurück sah. Dann bedeutete er der Wache mit einer Geste, den Raum nun wirklich zu verlassen. Als die Wachen gegangen waren, setzte Silverdale erneut an: „Jetzt verraten Sie uns endlich, was Sie eigentlich von uns wollen. Die Föderation wird die Gefangennahme eines ihrer wichtigsten Vertreter nicht einfach hinnehmen. Wenn Sie uns sofort freilassen und meinem Team nichts geschieht, bin ich bereit, über alles hinweg zu sehen. Wo wir gerade dabei sind – was ist mit meinen Leuten?“ „Sie befinden sich in Gewahrsam. Solange Sie kooperieren, wird ihnen nichts geschehen.“ Der Kanzler kniff die Augen zusammen und fixierte sein Gegenüber, das nur ungerührt zurückblickte. Plötzlich stöhnte er auf und hielt sich den Kopf. Erschrocken sah Voltak ihn an: „Exzellenz, alles in Ordnung?“ Kumarrrt fuhr fort: „Oh, das hatte ich noch gar nicht erwähnt. Wir wurden über Ihre Fähigkeiten informiert und konnten entsprechende Vorkehrungen treffen. Im gesamten Gebäude wurden Störfelder eingerichtet, die jegliche Form von Gedankenlesen oder telepathischem Kontakt unmöglich machen. Schwache Versuche werden einfach blockiert, stärkere... – nun ja, das haben Sie ja gerade selbst erfahren dürfen. Äußerst unangenehm, nicht wahr?“ Statt einer Antwort richtete sich Silverdale wieder auf und schnaubte verächtlich. „Also, wo war ich?“, grübelte der Klackon. „Ach ja. Solange Sie kooperieren, wird Ihnen und Ihren Leuten nichts geschehen.“ „Egal, was Sie von uns erwarten“, entgegnete der Kanzler, „sofern wir uns nicht regelmäßig bei der Katana melden, wird diese sofort bei der Sternenflotte Alarm schlagen. Dann können Sie sich auf etwas gefasst machen.“ „Das lassen Sie mal unsere Sorge sein.“ „Was soll das heißen?“ „Sagen wir einfach, die Katana hat momentan keine Absichten, Alarm zu schlagen. Und ab morgen spielt das eh keine Rolle mehr.“


„Sir, der Klackon-Flottenkommandant wünscht visuellen Kontakt“, meldete DeSoto. „Den kann er haben. Auf den Schirm.“ Der Captain riss sich zusammen, um seinen Zorn einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Unbeherrschtheit war jetzt nicht angesagt. Der Sichtschirm flimmerte kurz und gab das Bild auf die Brücke des Klackon-Flaggschiffs frei. „Captain Benjamin Ebbersmann, Föderationsraumschiff Katana.“ Schon bei dieser üblichen Vorstellungsfloskel ruhig zu bleiben, kostete Ben einige Überwindung. „Colonel Lirmit, Klackon-Kreuzer Gumkran. Captain, wir haben eine äußerst delikate Angelegenheit zu besprechen.“ „'Delikat'? Sie haben einen offiziellen Vertreter der Föderation ohne Angabe von Gründen festgenommen. Das ist kein guter Start für Verhandlungen.“ „Eine bedauerliche Notwendigkeit, um mit Ihnen sprechen zu können, bevor Sie die Kavallerie herbeirufen. Denn genau das hatten Sie doch wohl vor, oder nicht?“ „Erwischt. Ich gratuliere“, entgegnete Ebbersmann sarkastisch. „Nur wird sich die Sternenflotte bald von selbst rühren, wenn wir uns nicht beim Admiral melden.“ „Bald, doch nicht sofort. Und das dürfte uns reichen, um...“ Plötzliche wurde die Sprechverbindung unterbrochen. Lirmit schien sich mit jemandem außerhalb des Sichtfelds der Übertragungskamera zu unterhalten, oder besser diesem aufmerksam zuzuhören. Die Brückenbesatzung der Katana tauschte derweil einige verständnislose Blicke. Nach einigen Minuten wurde die Sprechverbindung wieder aktiviert, so dass Lirmit seine Instruktionen durchgeben konnte: „Kehren Sie zur Sankandiastation zurück und docken Sie bis morgen Abend dort an. Versuchen Sie keine Tricks, sonst werden der Kanzler und seine Delegation Schaden nehmen. Klackon-Kreuzer Gumkran – Ende.“ „Warten Sie“, rief Ebbersmann. „Woher sollen wir wissen, dass Kanzler Silverdale und sein Stab wohlauf sind?“ „Sie werden mir schon glauben müssen. Was Sie mit Sicherheit wissen, ist, dass sie es nicht mehr sein werden, wenn Sie nicht kooperieren. Und jetzt fliegen Sie zur Station.“ Der Colonel gab seiner Crew ein Zeichen, und der Schirm wechselte wieder auf die Außenansicht mit der Klackon-Flotte. Erwartungsvoll blickte die Crew Ebbersmann an, der widerwillig anordnete: „Im Moment haben wir wohl keine Wahl. Kurs auf die Station. Mr. Andersson, Krisensitzung in zehn Minuten im Konferenzraum. Lieutenant Black soll auf jeden Fall teilnehmen.