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Kein roter Teppich
Autor: Benjamin Ebbersmann
Autor: Tomm Lucas

Seit Minuten oder Stunden starrte Tomm den Schirm an, auf dem nur noch das Wappen der Sternenflotte sichtbar war. Kaum, daß er die Katana sicher an Gemini angedockt hatte, war die Nachricht für ihn angekommen. Sein Blick ging zum Chronometer. Es war zehn Uhr dreißig Bordzeit. Kurz vor fünf hatten sie angedockt. Um siebzehn Uhr hatte er Bereitschaftsdienst. Seit einigen Wochen hatte Tomm die Erstellung und Überwachung der Dienstpläne für die Navigatoren übernommen. Die Bereitschaftszeiten hatte er nun anders geregelt als die normalen Schichten unterwegs. So konnte er „seinen“ Leuten mehr Freizeit auf der Geministation ermöglichen. Es gab nun zwölfstündige Wachen anstelle der sonst üblichen acht Stunden. Bis siebzehn Uhr hatte er jedoch noch Zeit. Tomm erhob sich und schaltete die Konsole aus. Völlig in seinen Gedanken versunken machte er sich auf den Weg zum Holodeck zwei. „Computer, Programm Lucas Ayr eins starten!“ Nachdem der Piepton ertönte, trat Tomm ein. Der Winter kam langsam nach Australien, Hitze schlug ihm entgegen. Krachend schlugen die Wellen an den heißen Sandstrand. Er entledigte sich seiner Uniform. Die Badehose hatte er schon angezogen. Barfuß tappte er durch den Sand bis er an seine Lieblingsstelle kam. Von hier aus hatte er eine gute Sicht auf das Old Reef, bei gutem Wetter konnte man von hier aus auch das Hook Reef sehen. Nördlich begann der Bowling Bay National Park. Sein Surfbrett lag noch vom letzten Besuch hier – ein Hinweis darauf, daß er nicht wirklich in Ostaustralien war, sondern auf einem Holodeck. Auch sonst gab es einige Unterschiede, sinnierte Tomm, als er sich in den Sand legte. Niemand würde heutzutage noch mit freiem Oberkörper an den Strand gehen. Trotz aller Technologie hatte man es noch nicht wieder geschafft, die Ozonschicht der Erde zu reparieren. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts hatte man erstmals eine Veränderung der Ozonschicht registriert. Ein riesiges Loch klaffte zu dieser Jahreszeit schon seit zig Jahrzehnten über dieser Gegend. Dafür hätte er auf der Erde jetzt sicher surfen können, was wiederum hier nicht so gesund war. Nicht, daß er Angst hatte, wie beim letzten Mal schmerzhaft in der Wand des Holodecks einzuschlagen, vielmehr waren es einige Fluken – Rückenflossen einer längst ausgestorbenen Fischart – die ihn daran hinderten. Auch wenn ihm auf dem Holdeck nichts passieren konnte, so gab er sich gerne dem Gedanken hin, daß es diese Haie tatsächlich gab. Zum surfen war der Ensign aber sowieso nicht hergekommen. Vielmehr wollte er nachdenken. Nachdenken über seine Zukunft. Nachdenken darüber, die Katana zu verlassen. Zumindest für einige Zeit. Noch zu seiner Zeit auf der Akademie hatte man ihm einen Fragebogen in die Hand gegeben, auf dem er damals ohne groß nachzudenken auch angegeben hatte, sich vorstellen zu können, später eine „Lehr- und/oder Forschungstätigkeit an der Akademie der Sterneflotte“, wie es darauf wörtlich hieß, auszuüben. Damals hatte er so daran gedacht, daß das vielleicht für ihn in Frage käme, wenn er sechzig wäre, ein oller Tattergreis, der die Schaltflächen auf den Konsolen mit den arthritisgeplagten Fingern nicht mehr traf. Nun hatte er aber heute die Nachricht erhalten, eine Anfrage vom Direktor der Sternenflottenakademie, ob er im Bereich Navigation einen Lehrstuhl annehmen würde. Ganz zweifellos war dies eine große Ehre und eine Beförderung war damit wohl auch verbunden. Es war auch nicht so, daß es ihn nicht reizte. Sein Problem war nur – er war noch keine sechzig! Und er hatte auch zuviel Gefallen an den Reisen mit der Katana gefunden. Dann war da natürlich auch noch Marina. Natürlich war Tomm klar, daß es sehr unwahrscheinlich war, daß sie ihr ganzes Leben lang, selbst wenn sie eines Tages vielleicht sogar heirateten, auf demselben Schiff gemeinsam miteinander leben und arbeiten würden. Auf der anderen Seite konnte sie mitkommen zur Erde, wenn sie es wollte. Aber wollte er wirklich die Katana verlassen? Das war hier wohl die Frage, die er für sich klären mußte. Auf jeden Fall würde er Andersson von dem Angebot unterrichten müssen. Oder dem neuen Captain, von dem Tomm bisher nur zwei Sachen gehört hatte: den Namen und einen Satz aus seiner ersten Beurteilung, der wie ein Lauffeuer durch die Gerüchteküche der Katana wanderte. „Computer, Bordzeit bitte!“ „Es ist sechzehn Uhr siebenundzwanzig Minuten.“ „Danke.“ Tomm erhob sich gerade, um sich zu seiner Wache fertigzumachen, als ein Ruf hereinkam. „Ensign Lucas bitte dringend auf der Brücke melden!“ Seufzend legte Tomm seine Uniform an, klopfte den Sand halbwegs ab und verließ das Holodeck. „Computer, Programm speichern und beenden!“


„Ensign Lucas hier, Sir“, meldete sich Tomm zum Dienst. „Ensign, wir werden unseren neuen Captain nicht hier empfangen, sondern ihm entgegenfliegen. Ich denke, daß unsere Zeit das hergibt und wir wollen schließlich einen guten Eindruck machen“, gab Andersson ihm bekannt. Tomm setzte sich an die Navkonsole und erweckte sie zum Leben. „Haben wir Koordinaten, Sir?“ Andersson gab ihm den Kurs eines Runabouts bekannt. Kurz darauf dockte die Katana sanft von der Geministation ab.


Das Runabout Raanana, welches Ebbersmann auf sein neues Schiff bringen sollte steuerte er selbst. Es war lange her, dass er ein Shuttle geflogen hatte. Es mussten ungefähr zu 4 Jahre gewesen sein, so erinnerte er sich, damals hatte er eine Diplomatische Administration von Hebjungarek 3 an den Verhandlungsort auf Regulan Prime bringen müssen. Die Abgesandten hatten damals verlangt, dass der höchste Offizier der Föderation sie zum Konferenzort bringe. Nach einigen Diskussionen willigten die Starrköpfe ein mit dem höchsten Sternenflottenoffizier im Sektor vorlieb zu nehmen. Unmerklich grinste Benjamin bei dem Gedanken an die Verhandlungen, die er damals hatte führen müssen. Einen 382 Jahre währenden Krieg zwischen den zwei Völkern von Hebjungarek, den Kabla und den Sankunrik, galt es damals zu schlichten und alles drohte an der Sitzordnung im Konferenzsaal auf Regulan zu scheitern. Über soviel Sturheit musste er lachen und dass obwohl man ihm mitunter auf Sturheit und Engstirnigkeit unterstellt wurde. In der Retrospektive seiner bisherigen Karriere empfand er sich jedoch nicht stur oder gar engstirnig. Ein Lieutenant auf der TelAviv hatte ihm einmal vorgeworfen, dass er in jeder Situation so reagiere, als habe mit solchen Situationen schon jahrelange Erfahrung. Doch selbst empfand er es jedoch, also ob sein souveräner Umgang mit Missachtung und Gleichgültigkeit verwechselt wurde. Es hatten nicht viele Offiziere erlebt was er erlebt hatte, so lange die Tiefen und Untiefen des Universums bereist und erforscht. Er hatte in sechs Kriegen oder Kriegsähnlichen Konflikten gekämpft und war zehnmal ausgezeichnet worden. Zweimal hatte er die höchste Auszeichnung der Sternenflotte erhalten. Mit der Babylon war er damals in einen Breenkreuzer geflogen und hatte diesen in zwei Teile geteilt. Die Zerstörung des Breenkreuzers hatte einer Gemeinsamen Taskforce von Romulanern und der Sternenflotte den Rückzug ermöglicht Im Nachhinein gesehen, war diese Aktion der absolute Wahnsinn. Die Geschichte hatte er, bei den verschiedensten Gelegenheiten, bestimmt fünf Duzend Mal erzählen müssen. Wenn er ehrlich war, so war es schlicht Glück, es kalkuliertes Glück, aber es hätte auch gut daneben gehen können, wenn der Breenkreuzer damals nicht auseinander gebrochen wäre. Die Geräusche, wie damals die Untertassensektion aufschlug klangen noch immer in seinem Kopf. Es war ein Krach wie ein Schlagen von Metall auf Metall, ein gewaltiges Getöse. Manchmal wachte er mitten in der Nacht auf und hörte die Geräusche von damals. Viel schlimmer war jedoch Wolf 359, auch wenn Ebbersmann und sein Schiff die USS Artemis, auf der er als Erster Offizier diente, zu spät zum Schlachtort kam. Zuerst die Verzweifelten Hilferufe der Flotte und dann der Anblick der Wracks und der Zerstörung hatten sich in seine Erinnerung gebrannt und hinterließ eine Narbe die nie wieder zuwuchs. Die Artemis war eine Woche damit beschäftigt alle Leichen und Leichenteile eines Schiffes einzusammeln um ihnen ein ordentliches Begräbnis, auf ihren Heimatplaneten zu ermöglichen. Die Artemis suchte die Crew der Kyushu, 12 Crewmitglieder jedoch blieben unauffindbar, es stand zu befürchten, dass sie von den Borg assimiliert worden waren, auch ihre Namen würde er nie vergessen. Es war sowieso nicht seine Art Namen zu vergessen, eine Angewohnheit, die er sich seit frühester Kindheit hatte bewahren können. Damals lebte er noch auf der Raumstation, Deep Space 8, Sein Vater war einer der Führungsoffiziere. Es gab nur wenige Kinder auf der Station mit denen er hätte spielen können, weil sie fast alle nicht in seinem Alter waren, also hatte er oft nur für wenige Tage Freunde, eben so lange, bis das Schiff seiner Spielgefährten ablegte. Er behielt ihre Namen im Kopf und wusste welches Schiff mit welchen Leuten und Kindern verbunden war. Mit dem Aufwachsen kam auch das Bilden von Querverbindungen hinzu, welches Kind gehörte zu welchem Vater oder zu welcher Mutter und auf welches Schiff sind die Eltern versetzt worden. Viele Freundschaften aus dieser Zeit hielten lange Jahre, manche bis zum heutigen Tag.

Leise Musik schwang durch den Innenraum des Runabouts, es war der Klang romulanischer Kammermusik des Ausgehenden 17.Jahrhunderts auf Romulus. Der Computer hatte diese Musik ausgewählt, Benjamin hatte von Musik keine Ahnung. Die Musik war eine harmonische Kompsition von Instrumenten, die er nicht kannte. Der Computer wies das Stück als eine Komposition von Galev aus. Die vorbeiziehenden Sterne, die Musik und die Einsamkeit im Shuttle ließen ihn in Erinnerungen schwelgen.

Er war alleine im Shuttle, nun ja, nicht ganz alleine, der Gastbereich des Raumers war besetzt von 87 Bäumen, Sträuchern und Blumen, jedenfalls 87 von denen er wusste. Was er nicht wusste war, dass die Crew der TelAviv ihm zum Abschied einen äußerst seltenen Zima´onbaum von Draak 6 mit eingepackt hatten. Dieser Baum war deshalb so ungewöhnlich, weil er viermal im Jahr süßschmeckende rote Früchte trug und das selbst in der Bonzaiversion. Außerdem veränderte er seine Farbe je nach der Stimmung von Lebewesen in seiner direkten Umgebung von dunkelgrün über blau bis gelb.Noch hatte Ebbersmann das Geschenk nicht entdeckt, seine Aufmerksamkeit galt vielmehr den Anzeigen im Cockpit. Es waren laut des Bordchronometers nur noch gut 45 Minuten bis er den Rendezvouspunkt mit der Katana erreichen würde. Benjamin Ebbersmann schloss die Augen und stellte sich den Anblick des Schiffes der Sovereignklasse vor. Er hatte diese Schiffe schon vorher gesehen, im Dominionkrieg war er mit ihnen oft in Formation geflogen, es waren wirklich gute Schiffe, zäh und mit ordentlicher Feuerkraft. Die Enterprise hatte er auch in der Schlacht gegen die Borg im Sektor 001 in Aktion erlebt. Es war ein durch und durch gutes Gefühl das ihn beim Gedanken an diese Schiffsklasse durchströmte. Dass er für diesen Posten nur die zweite Wahl gewesen war traf ihn stärker als er es irgendjemand hätte spüren lassen, auch in Zukunft würde er es keinen spüren lassen. Das Wurmloch hatte er seit zwei Stunden verlassen, es war eine holprige Reise gewesen und zudem das erste Wurmloch, das er in seine langen Laufbahn passiert hatte nicht einmal das berühmte, bajoranische Wurmloch. Nicht gerade vorteilhaft, wenn man die bisherigen Missionen und die Reiseroute der Katana bedachte

Über die Missionen der Katana hatte er viel gehört, es wurde eben viel geredet in den Bars und Kneipen der Sternenflotte und der ganzen Föderation. Auch die Missionsberichte an die Sternenflotte hatte er gelesen, doch ein genaues Bild der Lage des Schiffes hatte er sich nicht machen können. Im Prinzip wurde er in eiskaltes Wasser geworfen. Sorgenvoll stimmte dies den Veteran jedoch nicht, er war sich sicher, dass er eine gute Crew vorfinden würde, eine die ihm die Gesetzmäßigkeiten der Misssionsspezifika würde vermitteln können. Als er damals den Posten auf der Sanaa angetreten hatte war es auch eine neue Welt deren Tür er aufstoßen musste. Es war ein prima Kahn, ein altes Schiff der Ambassadorklasse, ständig fielen Systeme aus, weil es Systemkonflikte zwischen dem alten Körper des Schiffes und der neuen Software gab. Wenn er sich die Situation rund um sein Kommando genauer ansah, so glaubte er, dass er von der Tatsache profitiert hatte, dass damals Offizier rar waren, denn nach dem Angriff der Borg klaffte eine gewaltige Lücke sowohl im Arsenal der Flotte als auch in der Personaldecke. Schiffe, die eigentlich hätten verschrottet werden sollen blieben weiter im Dienst und so weiter. Der Sanaa war jedoch keine lange Dienstzeit beschert, schon nach 4 Jahren wurde sie außer Dienst gestellt. Wehmütig dachte Benjamin an dieses, sein erstes Kommando, zurück. Manche behalten ein Kommando ein Leben lang, Benjamin Ebbersmann jedoch nicht, die Katana würde sein viertes werden. Ein solches Schiff, das war ohne Frage die Krönung seiner Laufbahn. Die Schiffe der Sovereignklasse, wie die Katana waren eine Augenweide.

Bereitschaftsraum der Katana, Commander Garrick Andersson saß auf seinem Sessel. Nach dem der Captain das Kommando niedergelegt hatte war der Raum leer. Keine Bilder an der Wand, keine Einrichtung. Irgendwie fühlte sich dieser Stuhl gar nicht so schlecht an, wie er einst gedacht hatte. Kurz musste er lächeln als er sich bei dem Gedanken ertappte wie er wohl diesen Raum eingerichtet hätte, oder ihn zumindest effizienter gestalten würde. Der Türsummer riss ihn aus seinen Gedanken. „ Herein.“ Sagte der Commander. Lieutenant DeSoto trat herein. „ Guten Tag Commander“ grüßte sie Garrick. „ Lieutenant.“ Gab dieser kurz zurück. „ Ich habe einen Schiffsweiten Report über die Einsatzfähigkeit von Crew und Systemen den sie gefordert hatten, eine Ebene 2 Analyse ist angehängt. Wir sind vollständig einsatzbereit und übergeben dem neuen Captain ein funktionierendes Arbeitswerkzeug. Wissen sie wer er es genau sein wird?“ Hängte sie eine Frage an. „Ebbersmann, heißt er, aber das wissen sie doch.“ Sie nickte. „ Ebbersmann, den Namen habe ich schon gelesen, aber wissen sie wen wir da bald auf diesem Stuhl sitzen haben?“ Fragte DeSoto genauer nach. „ Genau werden wir das erst in zwei, drei Monaten sagen können, aber wir können ja mal einen Blick in die Sternenflottendateien werfen..Ich habe die Akte hier, mit Bewertung.“ Auf dem Display erschienen neben dem Bild eines ca. 60 Jährigen erschien dessen Dienstakte. Die ersten Worte, die die Akte einleiteten waren: „Benjamin Ebbersmann, geboren am 2.11.2323 auf Deep Space 8, Sohn von Captain Walter Ebbersmann und Commander Linda Ebbersmann.“ Andersson las laut vor. „Eintritt in die Akademie mit 20 im Jahre 2344. Im ersten Jahr für Navigation eingeschrieben, nachdem er scheiterte, umgeschrieben auf Kommandolaufbahn. Nach vier Jahren Abschluss mit durchschnittlichen Noten. Erster Posten auf der USS Liberty 2349 mit 25.“ Er schmunzelte und sagte dann: „ Die Bewertung, die er auf seinem ersten Schiff, der USS Liberty von Captain Newporter bekommen hat gefällt mir besonders.“ Er ließ eine kurze Pause um dann vorzulesen. „Bewertungen: Fähnrich Ebbersmann ist ein Offizier der sein Pflichten gewissenhaft erfüllte und alle an ihn gestellten Aufgaben zu vollfüllen wusste. Die Beförderung zum Lieutenant erfolgte als Folge dieser Pflichterfüllung. Leider íst er limitiert in seinen Fähigkeiten, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass er für eine Karriere in Frage kommt.“ Die beiden sahen einander schmunzelnd an. „ Also ich kenne ihn nicht persönlich, aber er ist sicherlich eine bekannte Persönlichkeit. In seinem psychologischen Profil steht; „Benjamin Ebbersmann ist ein mehrfach ausgezeichnet Captain der Sternenflotte. Routiniert gab er seiner Crew stets das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Das Wohl der Mannschaft ist Benjamin sehr wichtig, nicht nur das körperliche sondern auch das psychische. Selbst in der Position des Captain ist er stets darum bemüht gewesen jedes Crewmitglied, bis in die niedrigsten Ränge zu kennen. Das Gefühl, alle Situation bereits erlebt und gemeistert zu haben, dies exerziert er mitunter bis zur Gleichgültigkeit, so dass er oft als Zyniker wahrgenommen wird. Seine Stärke ist sein reichhaltiger Fundus an Erfahrung und Menschenkenntnis.

Der Besprochene hatte sich in der Zwischenzeit zum Replikator des Shuttles begeben: „Orangensaft und ein Koianisches Filet mit Kartoffelpüree, Variante Ebbersmann 32.“ Der Replikator materialisierte das Gewünschte. Das Essen duftete wunderbar, Benjamin hatte Monatelang an der Rezeptur herum gefeilt bis es so gut geworden ist. Der Captain drückte die Gabel langsam und genüsslich in den Brei auf dem Teller. Es waren Erdkartoffel die für die Replikation verwendet wurde, sie harmonierten hervorragend mit dem koianischen Filet von Heklak 7 und dem Orangensaft aus Orangen aus der Marskolonie. Er hatte eine Schwäche für diese wilde Kombinationen. Auch dieses Mal war das Essen ein Genuss, das Filet und der Brei verschmolzen förmlich auf der Zunge, ein herrliches Gefühl. Der Teller war schnell leer als er dachte, langsam ließ er das letzte Stück Filet in den Mund gleiten und das Mahl war vorbei. Er stellte den leeren Teller zurück in den Replikator und setzte sich zurück auf seinen Sessel und rief die Datensätze über die Katana auf. Die Liste der Crewmitglieder der Katana war lang, viel länger als die der Tel-Aviv oder der Artemis. Captain Geodis würde er ablösen, über ihn hatte er nur wenig gehört. Er war vermutlich ein eher ruhiger Zeitgenosse und zudem nicht in seiner Taskforce während des Dominionkriegs. Benjamin nahm sich die Liste mit der Mannschaft der Katana erneut vor. Viele der Namen kamen ihm bekannt vor, aber unter ihnen war keiner mit dem er bereits auf einem seiner Schiffe gewesen war. Einige Minuten sah er sich die Liste durch, stellte Querverbindungen her und ließ die Erinnerung schweifen. Neben den Listen ,sah er gezielt nach den Hintergründen und Lebensläufe seiner Mannschaftsmitglieder. In seinem Kopf hatte er alle Begegnungen und Bekanntschaften der letzen 50 Jahre. Über dem Datensatz stand der Schiffsname und Ebbersmann sagte vor sich hin. „USS 1776 Katana, Katana, wieso eigentlich dieser Name.“ Nach der Personalliste sah er die Einträge zum Namen Katana in der zentralen Datenbank durch. Katana war nicht nur ein andorianischer Berg, der zu allem Überfluss einigen Andorianern als heilig galt, sondern auch eine Betazoidischer Philosoph des Spätmittelalters. Auf Risa hieß ein Inselatoll Katana und in 728 Sprachen hatte das Wort Katana eine spezielle Bedeutung, darunter auch die Bedeutung Wasserfall im Mittelbolianisch, Dachs im Altbetazoidischen und in einer der Sprachen auf Trall bedeutete Katana so viel wie - Danke sehr. In diesem Moment kam die Katana in den direkten Sensorenbereich des Runabouts, so zeigte es zumindest das Display der Sensorik an. Ebbersmann sah genauer hin und es war wirklich die Katana. Das nächste was die Sensoren anzeigten waren einige kleine Objekte die auf das Runabout zurasten, das Raster war eine Diamantformation, diese Formation kannte er noch aus der Akademie, er war einst selbst ein Kandidat für die Green Squad, einem der Raumjägerformationen an der Akadmie, aber er war an der Aufnahmeprüfung gescheitert und hatte sich dann ganz seinem Kommandostudiengang widmen. Als er dann das nächste Mal aus dem Fenster sah, schossen vier Raumjäger in Rauten oder Diamantformation über, neben und unter ihm vorbei. Und über den Kommunikation ertönte es dann: „ Guten Morgen Captain, mein Name ist Lew Sulik ich bin der Squad Leader und werde sie die letzten Meter zur Katana begleiten.“ Die Raanana reihte sich in die Formation ein, die sich nun auf die Katana zubewegte, die in der Ferne nur als Heller Punkt zu erkennen war. Dann jedoch schwoll sie schnell an, zuerst war das Schiff nur als Umriss zu erkennen, dann jedoch wurden die Konturen klarer, die Warpgondeln, die Untertassensektion und dann die Details wie Deflektorenphalanx und die Fenster. Dieses Schiff war von Nahem doch deutlich eindrucksvoller als er es in Erinnerung, er hatte mit verschiedenen Schiffen der Klasse in Formation gekämpft, sowohl während des Dominionkriegs, als auch während des Angriffs der Borg auf die Erde. Sicherlich hatte er damals andere Dinge im Kopf, als sich der Ästhetik der Sovreignklasse zu erfreuen. Genau diese Chance hatte er nun, die Shuttlerampe lag Achtern und von Achtern näherte er sich, aber der neue Captain flog noch einmal einen Bogen rund um das Schiff bevor er sein Shuttle in die Rampe steuerte. Irgendwie hatte er einen großen Bahnhof erwartet, selbst wenn die Ankunft eigentlich noch nicht offiziell war. Laut Statuten der Flotte und Protokoll sollte er erst gut zwei Stunden später von der Geministation mit dem Shuttle eintreffen und dann mit allen Ehren auf einem der Shuttlerampen einen angemessenen Empfang bekommen und eine ergreifende Rede halten. „Dafür war ja immer noch Zeit, und zwar später.“ Dacht er laut. Das Shuttle wurde von einem Traktorstrahl in die Rampe geführt und landete auf einem der Standplätze. Nun hatte der erfahrene Captain doch auch ein wenig Herzklopfen. Die langjährige Erfahrung mit solchen Situationen half nichts gegen die Nervosität die ein solcher, doch erhebender Moment mit sich brachte. Langsam öffnete sich die Shuttletür. Die erste Person die erblickte war ein Fähnrich der Wartung, mit einem Reparaturkidd in der Hand, der ihn etwas verwundert ansah. Festen Schrittes ging er auf den Techniker zu und gab ihm die Hand. „Ich bin Fähnrich Numie.“ Erwiederte dieser den Händedruck schüchtern. In der Personalliste hatte er diesen Namen gelesen, Nicolas Numie der zweite Sohn von Bernard Numie. Benjamin sagte also: „Ich habe mit ihrem Vater auf der Texas gedient, er war ein hervorragender Offizier.“ Der Fähnrich nickte betroffen und trotzdem schwang Stolz in seiner Stimme als er antwortete: „ Ja ich weiß, er war auch ein hervorragender Vater.“ Ebbersmann legte ihm die Hand auf die Schulter. Just in diesem Moment hechelte ein Fähnrich in Galauniform über die Rampe und nahm vor dem Captain Haltung an. „ Sir, wir haben nicht damit gerechnet, dass sie bereits so früh eintreffen. Wir haben leider noch keine Zeremonie auf die Beine stellen können.“ Sagte der Fähnrich atemlos. „Das ist kein Problem, immerhin habe ich mich ja nicht an das Protokoll gehalten. Später, wenn die Katana die die Geministation erreicht, kann ich ja mit dem Shuttle nochmal in die Rampe einfliegen.“


Auf der Brücke waren alle am Grinsen. Marina hatte eine feste Kommunikationsverbindung von der Shuttlerampe zur Brücke eingerichtet. Die kleine Überraschung der Crew schien aufzugehen, der neue Captain, der ja eh „für keine Karriere in Frage kommt“ hatte nichts bemerkt. Es war Yadeels Idee gewesen, die Zeremonie auf die Brücke zu verlegen. Lediglich die Squadron war ausgeschickt worden als Vorausbegrüßungskommando. Es dauerte nicht allzu lange, dann hatte Fähnrich Numie, der in den Plan eingeweiht worden war und seine Rolle großartig spielte, den Captain auf die Brücke geführt. Als er eintrat, erklang aus den Brückenlautsprechern feierliche Musik. „Willkommen an Bord, Captain Ebbersmann“, empfing Andersson den neuen Captain, nachdem die Musik, vermutlich irgendeine Hymne, verklungen war. „Danke, Mister Andersson, für den freundlichen Empfang.“ „Bitte enstchuldigen Sie, daß der rote Teppich nicht von der Shuttlerampe bis auf die Brücke reicht und wir ihn deshalb gleich ganz eingespart haben.“ „Das ist kein Problem, Mister Anderssson, man schickt meistens Kadetten oder Fähnriche, wenn man alte Sachen holen will.“ Ebbersmann ließ sich seine Überraschung, wenn er denn welche empfand, nicht anmerken. Stattdessen ging er von einem zum anderen und begrüßte jeden recht ausführlich. „Der erste in ihrer Familie in der Sternenflotte, Ensign Lucas?“ „Jawohl, Sir“, erwiderte Tomm schüchtern. Gegenüber neuen Crewmitgliedern war er noch immer recht zurückhaltend, das hatte er in der ganzen Zeit noch nicht ablegen können. Wer ihn besser kannte, wußte jedoch, daß der ruhige Ensign durchaus recht frech sein konnte. Tomm dachte wieder daran, daß er die Katana vielleicht bald verlassen würde, aber jetzt war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, die Katze aus dem Sack zu lassen. Zumal er ja nicht einmal mit Marina darüber gesprochen hatte. Nach der ausführlichen Begrüßung gingen Ebbersmann und Andersson in den Raum des Captains um das Schiff einander zu übergeben. Auf der Brücke herrschte absolute Stille, aber in den Gesichtern konnte man deutlich sehen, wie sich jeder seine Gedanken über Ebbersmann machte. Tomm sah sich um, beobachtete das Gesicht jedes einzelnen eine kurze Zeit. Nein, noch war es für ihn nicht an der Zeit, die Katana zu verlassen, wurde ihm dabei klar. Zuviel schöne Zeiten würde es noch hier geben. Zur Akademie konnte er später noch. Er würde bleiben. Oder nicht?