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Flucht von Magrathea
Autor: Garrick Andersson
Autor: Benjamin Ebbersmann
Autor: Seeta Yadeel

Die Mitglieder von Außenteam eins steckten die Köpfe zusammen, immer mißtrauisch von den Margratheern, die zu ihrer Bewachung abgestellt worden waren beobachtet. "Und wie werden Sie jetzt los?“, flüsterte Tessa Goldenburg, ihren roten Haarschopf leicht vorgebeugt.

Ian Paice, der hier den Vorteil der Ortskenntnis hatte meinte: „Hinter der Bar gibt’s einen verlassenen Hinterhof. Wenn wir sie uns da vorknöpfen merkt das kein Mensch.“

In Alex Kopf ratterten die Rädchen. „Gut. Wir gehen dorthin, dann werden sie außer Gefecht gesetzt“, ordnete sie an und teilte jedem Mitglied ihres Außenteams einen entsprechenden Margratheer zu. „Wir kontaktieren die Katana, die können sie in einer Arrestzelle verwahren, bis wir hier fertig sind. Und dann sehen wir zu was die Informationen von ihrem“, sie sah hinüber zu Lew „Mr. Mulloy taugen.“

Sie drehte sich herum, winkte die kleine Bewachergarde näher und gemeinsam verließ die Gruppe die Lokalität. Während sie mit dem Anführer der Gruppe, der ihr Opfer sein würde plauderte, lenkte sie ihre Schritte um die Bar herum, so wie Ian Paice es vorgeschlagen hatte. Als allesamt den Hinterhof erreicht hatten, schlug sie zu. Ihr Bewacher sah den Schlag der trainierten Soldatin nicht einmal kommen...


Das Katana-Projekt genoss große Aufmerksamkeit, Flotten Admiral Conners und Admiral Narkis waren nach dem Rücktritt der Captain der Katana in Schwierigkeiten geraten und mussten innerhalb weniger Tage ein Komitee zur Neubesetzung des Captainsstuhls auf einem der wichtigsten Schiffe der Flotte bilden. Albert Hamilton, der als Veteran während des Dominionkriegs die USS NaDassa kommandiert hatte, war, auch wegen seiner guten Menschenkenntnisse, in das Gremium berufen worden. Nach Jahren, die er kein Schiff mehr befehligte war diese Sitzung fast schon eine Art Besonderheit. Er vermisste das Abenteuer und das Reisen. Fähnrich Represa, der erst vor einem Jahr an der Akademie abgeschlossen hatte, war ihm als Adjutant zugeteilt worden. Mit einigen anderen Komittemitgliedern war er mit der USS Hampshire nach Deep Space 11 gebracht worden. Der Raum, in dem die Konferenz stattfinden sollte, war auf Deck 37. Es war das oberste Deck und der Raum hatte eine transparente Kuppe. Durch die Scheibe konnte man den Zwillingsmond von Jerrelon Prime sehen. Das Licht der Sonne ließ sie je auf der einen Seite gelb und auf der anderen gelb aussehen.

Im Halbkreis standen die Stühle vor einem Podium aufgereiht. Platz 25 war für Hamilton vorgesehen. Schweigend nahm er als einer der Letzten Platz. Vor ihm lag ein vorbereitetes Padd. Auf dem Display war neben dem Symbol der Sternenflotte auch das der Katana zu sehen. Er sah sich um, er kannte viele der Gesichter und bei Manchem auch den Namen. Admiral Narkis von der Diplomatischen Abteilung saß als einziger auf dem Podium. Platz 23 und 24 waren noch frei. Die Doppelmonde zogen seine Aufmerksamkeit nun auf sich, sie waren wirklich schön anzusehen.

Flottenadmiral Conners betrat den Raum, fast gleichzeitig kamen zwei alte Bekannte Hamiltons in den Konferenzraum, Captain Rousseau und Vize-Admiral Se´ev, die Platzeigner von 23 und 24. Mit ihnen hatte Albert damals die Akademie abgeschlossen. Sie hatten prächtige Karrieren hingelegt. Freudig begrüßten die Beiden ihren Studienkollegen. „ Hey, alter Haudegen“, grüßte Rousseau den Captain. „Hey, Ihr zwei, auch hier?“

Just in diesem Moment eröffnete Conners die Sitzung. Die ersten Worte verstand Hamilton nicht, da er noch mit seinen Kollegen ins Gespräch vertieft war. Es brauchte ein paar Sekunden bis Ruhe herrschte und Conners zu verstehen war.

„Wie sicher alle erfahren haben, ist die Captain der Katana, Captain Geodis bedauerlicherweise von ihrem Kommando zurückgetreten. Wir sind alle sehr dankbar für ihre hervorragenden Dienste und bedauern ihr Ausscheiden sehr. Nichts desto trotz ist es nunmehr unsere Aufgabe den Kommandoposten neu zu besetzten. Für diese Aufgabe habe ich Sie hierher gebeten, denn wir wollen unsere Entscheidung auf eine möglichst breite Basis stellen.“

„So, meine Damen und Herren, wir haben hier eine Liste mit den 4 verbleibenen Kandidaten für den Posten auf der Katana.“ Flotten Admiral Conners und sein Adjutant standen am Kopfende des Tisches auf dem Podest und sahen in die Gesichter vieler, wichtiger Entscheidungsträger. Es waren fast fünfzig Stück. Commander Martin, der neue Günstling des Admirals wurde aufgefordert die Profile der Kandidaten genauer zu erläutern. Der etwas unsichere Commander, der nebenbei bemerkt das Sternenflotten Hauptquartier noch nie wirklich verlassen hatte, schob einen Datenstick in die Buchse am Bildschirm. Das Katana-Projekt hatte mit der Zeit an Bedeutung gewonnen und deshalb waren Alleingänge wie zu Beginn der Mission nicht mehr möglich. Quasi jeder, der mit dem Projekt zu tun hatte, hatte sich ein Mitspracherecht erwirkt.

Vorsichtig begann der Adjutant zu sprechen: „Die Hauptkriterien für unsere Vorauswahl waren die Empfehlungen durch angesehene Flottenmitglieder, Psychologische Langzeitprofile, Loyalität und Laufzeit der momentanen Dienstverhältnisse.“ Auf dem Tisch erschien eine holographische Projektion der 4 Kandidaten. „Wir haben die Auswahl auf 4 Kandidaten beschränken können. Es folgt nun eine kurze Profilanalyse der 4 Verbliebenen.“

Die Entscheidungsträger sahen gespannt auf das Display und wie als Zeichen, dass Martin beginnen solle, schwiegen alle. „Gut, unser erster Kandidat ist Captain Avik, von der USS Pioneer.“ Das Profil eines 97jährigen Vulkanier erschien neben seiner holographischen Darstellung. Er begann, um die Stimmung aufzuheitern mit einem Witz „Captain Avik ist schon alleine deshalb hervorragend geeignet weil er sich so ähnlich anhört wie Captain Arven, die ja bekanntermaßen die erste Captain des Schiffes war.“ Als er jedoch merkte, dass der Spaß nur mäßigen Erfolg brachte wurde er wieder ernst. „Die Dienstakte des Captain ist tadellos, er tat sich durch verlässliches und treues Verhalten hervor. Mit der Wahl Aviks würden wir sicherlich kein Risiko eingehen.“

„Dann hätten wir Commander Diana Kolbrook, von der USS Isfahan, eine ausgebildete Diplomatin mit exzellenten Bewertungen. Sie war bei zahllosen Erstkontakten zugegen unter anderem wohnte sie auch einer Abordnung zu den Gorn, den Tamarianern und den Viringiten bei. Ihre Beförderung zum Captain steht unmittelbar bevor. Sie ist eine natürliche Respektsperson und hat den nötigen Forschungsdrang, den es für einen Posten wie den auf der Katana benötigt. Die Katana wäre ihr erstes Kommando.“

„Viele von ihnen werden den nächsten Kandidaten kennen, er ist eine Art Flottendinosaurier, Benjamin Ebbersmann, Captain der USS Tel Aviv, ein Veteran der Flotte, der schon im Krieg gegen das Dominion sein taktisches Geschick und seinen Mut unter Beweis stellte. Er wurde mehrere Male für seine Dienste ausgezeichnet. Die Katana wäre sein drittes Kommando. Neben der Tel Aviv, einem Kriegsschiff der Sabre-Klasse kommandierte er bereits die USS Babylon-B die er jedoch bei einem Gefecht gegen die Breen verlor. Ebbersmann ist ein verdienter Offizier der Flotte.“

Erneut wechselte das Hologramm auf dem Tisch seine Form und ein weiterer Kandidat wurde sichtbar. Es war vermutlich die jüngste Person und seine Personalakte wies ihn als 29-jährigen aus. „Dies ist Commander Isaac Durant, bis vor kurzem Erster Offizier der USS Timber, auch er soll in Kürze befördert werden. Damit wäre es sein erstes Kommando. Mister Durant ist erst 29 Jahre alt, aber hat bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Bis zu seine Bewerbung bei der Akademie diente er 3 Jahre, also von seinem 14. bis zu seinem 17. Lebensjahr, auf einem klingonischen Bird of Prey. Er hat förmlich eine Blitzkarriere hingelegt. Ein Mann mit Elan, der neue Wege geht, doch auch für ihn wäre die USS Katana der erste Kommandoposten. Was ihn außerdem auszeichnet ist, dass er sich bereits zweimal temporalen Gesetzten nicht gebeugt hat… nun ich meine, das kann nun für oder gegen ihn sprechen.“ Nach einer künstlichen Pause fügte er an: „Die Akten der Kandidaten, Referenzen und Beurteilungen liegen vor Ihnen, wir bitten Sie nun die Kandidaten und ihrer Akten genauer durchzusehen und uns dann ihre Entscheidung mitzuteilen.“

Wie seine Nachbarn nahm sich Albert Hamilton das Padd, das er vorher schon angesehen hatte. Nun ergab sich die Gelegenheit ein wenig mehr mit seinen Studienkameraden zu sprechen. „ Nun, welchen der Kandidaten bevorzugt ihr?“, begann Hamilton das Gespräch. „ Nun, ich weiß nicht so recht, ich kenne Avik von unserer gemeinsamen Zeit auf der Stardust, er ist ein guter Mann, zuverlässig und berechenbar, ein Vulkanier halt“, sagte Rousseau und Hamilton nickte.

„Kolbrook, den Namen habe ich schon einmal gehört. Ihre Akte liest sich auf jeden Fall sehr gut und sie sieht gut aus.“ „Das sollte ja kein Kriterium sein.“ Gab der Vize-Admiral Se´ev zu bedenken.

„Also weiter im Text, Captain Ebbersmann, wer kennt ihn und seine Verdienste nicht. Ich bin ihm noch nie begegnet, aber soll ein ziemlich harter Knochen sein und ein Zyniker.“ „Klar, wer sein Schiff in einen Breen-Kreuzer jagt, der muss eine etwas seltsame Lebenseinstellung haben“, witzelte Rousseau. „Immerhin hat er damit der 17. Flotte den Rückzug aus dem Dargrin-System ermöglicht“, fügte Hamilton an. „Das Beste war ja, dass die Babylon nach der Kollision noch mit Warp 2 entkommen konnte, während der Breen-Kreuzer ein Fall für die Müllbeseitigung war. Ein Guter Mann.“

„Wer ist dieser Commander Durant?“, fragte Rousseau. „Scheint einer dieser Blitzkarrieristen zu sein. Erst 29 und soll schon Captain werden. Aber die Vorgeschichte ist interessant.“ „Er ist der Bruder von Admiral Durant.“


Alex Black lehnte an eine Häuserwand gelehnt im Halbdunkel und schob sich mit der freien Hand eine Strähne ihrer blonden Locken aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. „Nun, Mr. Mulloy, wie soll es nun weitergehen?“, fragte sie nach.

Der Mann hatte offensichtlich ein schlechtes Gewissen und schnellte in die Richtung herum, aus der er ihre Stimme vernommen hatte. Er kniff die Augen zusammen um gegen die einsetzende Dämmerung die Person erkennen zu können, die aus dem Schatten des Gebäudes gegenüber seiner Bar trat. Es handelte sich um die Braunhaarige und nicht um die Rote, was ihm aber letzten Endes egal war, denn beide waren ausgesprochen ansehnlich.

„Ich würde sagen, wir holen meinen Kram bei mir zu Hause und dann verschwinde ich auf Ihr Schiff“, meinte er. Alex setzte ein Lächeln auf. „Ich glaube nicht, daß Sie den Planeten verlassen, ehe ich verifiziert habe, daß ihre Ware den Preis auch wert ist“, meinte sie dann mit einem undeutbaren Tonfall.

Max zog die Schultern hoch. „Ganz wie Sie meinen. Dann holen wir eben meinen Kram und ich erzähle Ihnen derweil, was der alte Max Mulloy vor einigen Tagen zu hören bekam“, meinte er und bewegte sich auch schon in Richtung der Straße.

Die drei Mitglieder ihres Außenteams sahen die Elite-Force-Leaderin fragend an. Diese zuckte mit den Achseln und folgte dann Mulloy.


Die Abstimmungsbekanntgabe erfolgte pünktlich um 1700. Ein etwas indisponierter Lieutenant, der kaum über das Podium schauen konnte, gab das Abstimmungsergebnis bekannt. Wie ein Roboter begann er vorzulesen: „Auf Durant entfielen 10 Stimmen, auf Commander Kolbrook 8, Captain Ebbersmann erhielt 15 Stimmen ebenso wie auf Captain Avik. Bei 53 abgegebenen Stimmen bedeutet dies 5 Enthaltungen.“

Die Entscheidungsträger auf dem Podium schüttelten den Kopf. Narkis und Conners sahen einander an. „Das heißt, dass wir keinen neuen Captain haben.“

Captain Hamilton stand nach einem kurzen Gespräch mit seinen Kollegen auf und ging zum Podium. Er ging auf den Bolianer in Admiraluniform zu. „Dürfte ich einen Vorschlag machen.“ „Sicher, Captain.“ „Die Crew der Katana kennt das Anforderungsprofil der Missionen am besten, wieso sollten nicht sie über den letztendlichen Captain entscheiden? Die von uns getroffene Vorauswahl garantiert, dass alle Kandidaten ausreichend qualifiziert sind.“ „Das hört sich gut an, auf jeden Fall wäre das Urteil der Crew nicht schlecht.“ Admiral Narkis nickte. „Stellen Sie mich durch zur Katana.“


Mit kugelrunden Augen betrachtete Tessa die Apparturen, die sich in Max Mulloys „bescheidener Bleibe“ befanden, wie der Mann sich ausgedrückt hatte. Man brachte kein Detektiv zu sein, um zu wissen, daß Mulloy hiermit das Dexedrin fabrizierte. Lew pfiff durch die Zähne und betrachtete den Kram. Niemand war wirklich erstaunt, daß der leicht bockige Lieutenant sich mit den Apparaturen auskannte.

Max fing derweil an den Kram auseinanderzubauen und in Koffer zu verfrachten. Alex sah ihn an, als wäre er irre und legte ihm schließlich eine Hand auf den Arm. „Das bleibt hier, Mr. Mulloy“, verlangte sie. Der Typ schüttelte mit dem Kopf. „Kommt gar nicht in Frage. Das Zeug war teuer. Es gehört mir und damit kann ich es mitnehmen“, erklärte er.

Alex schüttelte erneut mit dem Kopf. „Das ist illegal, das kommt nicht an Bord der Katana“, beharrte sie. Max zog eine Grimasse und meinte dann: „Kindchen, der Besitz dieser Apparaturen ist nirgendwo in der Föderation illegal. Nur die Produktion und der Vertrieb von Dexerin.“ Der Barkeeper warf einen bedauernden Blick auf einen Karton auf dem Tisch, in dem er seine Vorräte aufbewahrte.

Ian Paice trat zu Alex, während Max nun hinüber in sein Schlafzimmer eilte, um dort eilig Kleidung in einen Koffer zu stopfen. „Wir haben nicht die nötige Zeit, das entsprechend auszudiskutieren. Wir sollten das Zeug einfach raufbeamen und unter Verschluß nehmen, bis das geklärt ist“, schlug er vor. Ein Vorschlag der Alex sinnvoll erschien.

Wenig später stand Mulloy wieder vor dem Außenteam. „Ich habe alles, was für mich von Wert ist“, meinte er, nicht ohne einen schmerzlichen Blick auf seinen Dexerin-Vorrat zu werfen. Ihm war jedoch klar, daß die braunhaarige Schnecke keinesfalls erlauben würde, daß er den Karton mitnahm, und so versuchte der schlitzohrige Mann es gar nicht erst.

Alex aktivierte ihren Kommunikator. „Black an Katana. Vor mit befinden sich drei Koffer. Beamen Sie sie an Bord. Sie bleiben bis auf weiteres unter Verschluß“, verlangte sie. Nach einem bestätigenden „Aye, Ma’am“ aus ihrem Kommunikator verschwanden die Koffer.

„Hey, und ich?“, wollte Mulloy wissen. „Und Sie erzählen mir jetzt auf der Stelle was Sie wissen, ansonsten verfrachte ich sie in eine Arrestzelle und setze Sie in Ihrem Heimatsystem ab – ohne Deal“, erklärte sie und sah Max dann abwartend an.


Es war spät, als das Interkom in Garricks Quartier piepste und Marina DeSoto ihn informierte: «Ein Gespräch aus dem Hauptquartier, Sir. Es ist Admiral Narkis.»

Garrick legte die Ausgabe des «Technical Guide» zur Seite, in der er gerade gelesen hatte, bewegte sich zu dem in die Wand eingelassenen Terminal, aktivierte den Sichtschirm, auf dem gleich darauf die Lieutenant zu sehen war, der er die Brücke überlassen hatte. «Legen Sie es bitte hierher», verlangte er von ihr und schon gleich darauf erschien das Abbild eines Bolianers, den er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Er begrüßte ihn mit dem üblichen «Admiral!», davon ausgehend, daß der Mann ihm nun mitteilen würde, wer sein neuer Vorgesetzter werden würde.

Er wurde enttäuscht. «Commander, Sie gehen sicher davon aus, daß ich Ihnen nun mitteile, wer der neue Kommandant der Katana werden wird», begann Narkis, woraufhin Garricks Lächeln von seinem Gesicht glitt. Die Eröffnung war unerwartet.

«Es ist aber tatsächlich so, daß wir zwei Kandidaten zur Auswahl haben, die gleichermaßen geeignet wären, die Führung des Schiffes zu übernehmen. Es handelt sich um die Captains Avik und Ebbersmann», fuhr der Admiral fort. Beide waren Garrick vom Namen her bekannt und ihrer Reputation nach mehr als fähig, die Katana zu leiten. Er konnte allerdings sich des Gefühls nicht erwehren, daß da noch irgendwas nachkommen würde.

Dieses Mal enttäuschte ihn Narkis nicht. «Wir haben uns entschlossen Ihnen und der Besatzung die Wahl zwischen den beiden zu überlassen. Ich übermittle Ihnen die erforderlichen Daten gleich im Anschluß an dieses Gespräch. Wir erwarten Ihre Entscheidung bis morgen, 17 Uhr», erklärte der blauhäutige Mann.

Garrick wäre fast die Kinnlade heruntergefallen. Soweit er wußte, war ein derartiges Ansinnen einmalig in der Geschichte der Flotte und so blieb ihm nicht viel mehr als zu Nicken.

«Gut, dann bis morgen, Commander. Narkis, Ende», sagte der Admiral, dann wurde der Bildschirm des Interkoms schwarz.


Max kratzte sich am Kopf. „Also, es gibt da diesen Typen namens Shi’Pers. Er kommt häufig in die Bar und erzählt dann von seinem Job. Er ist einer der Wärter von dem großen Gefängniskomplex vor den Toren der Hauptstadt. Wenn er viel getrunken hat, dann redet er viel. Wenn er eine Dosis Dexterin zu seinem Drink hatte, dann redet er wie ein Wasserfall und kann sich anschließend nicht mehr daran erinnern“, erklärte der Barkeeper.

Alex hob in vulkanischer Manier eine Augenbraue – sie hatte als Kind lange mit ihrer Schwester vor dem Spiegel dafür geübt – und sah davon ab, ihn darauf hinzuweisen, wie gefährlich das für seine Kunden werden konnte, weil sie davon ausging, daß es ihm sowieso völlig gleichgültig war. „Und, was hat dieser Shi’Pers denn nun über unsere vermißten Crewmitglieder zu sagen gehabt?“, fragte sie stattdessen nach.

Max beugte sich leicht vor und meinte verschwörerisch. „Er hat was von drei Schneckenköpfen, die sie gefangenhalten und einer Blonden vom Geheimdienst erzählt. Ich wette, daß es sich bei den Typen um ihre vermißten Leute handelt. Vor ein paar Tagen sind die aber mit Hilfe eines der Wärter ausgebüchst.“

Bei Alex gingen die Lichter an. Das hörte sich ganz nach den Lazarus und Dr. Silverdale an. Fehlte nur noch die Assistentin der verdeckten Ermittlerin. Endlich hatten sie eine Spur von den Lazarus. Sie lächelte Mulloy an und meinte: „Sie haben sich gerade Ihr Ticket in die Freiheit verdient, Mr. Mulloy.“ Dann aktivierte sie ihren Kommunikator.


„Ich kann das zweite Außenteam nicht erreichen, Sir“, gab Marina DeSoto an. Auf Garricks Gesicht trat ein ärgerlicher Ausdruck. Sie waren zu spät, um Manoel und seine Truppe zurückzupfeifen. Nur einige Minuten bevor Alex Blacks Außenteam gemeinsam mit Mr. Mulloy an Bord zurückgekehrt war, hatte der Spanier durchgegeben sich in ein Gefängnis, in dem man dem Hören-Sagen nach Föderationsgefangene hatte mit seinem Team einschleichen zu wollen. Er hatte geglaubt, einen sicheren Weg gefunden zu haben, der allerdings von ihm und den übrigen seines Teams verlangte, daß sie ihre Kommunikatoren zurückließen.

Nach dem, was sie jetzt von Mulloy gehört hatten, war diese Informationen jedoch überholt und das Team begab sich ganz umsonst in die Gefahr, was dem Interims-Captain nun so gar nicht gefallen wollte. In ihrem Beruf waren Gefahren an der Tagesordnung, jeder wußte, worauf er sich einließ. Trotzdem behagte es ihm nicht, daß seine Leute – denn das waren sie im Moment – einer unnötigen Gefahr ausgesetzt waren.

„Versuchen Sie es weiter, Miss DeSoto“, ordnete er an und betrachtete weiter vom Captains-Stuhl aus den Planeten, der unter der Katana dahinrotierte und viel friedlicher aussah, als er tatsächlich war.


Alexandra studierte aufmerksam die schematische Darstellung auf dem Monitor. Es handelte sich um eine Karte der Gegend um das Gefängnis, aus dem die Lazarus und Dr. Silverdale vermutlich geflohen waren. Ihr Kopf arbeitete fieberhaft. Wenn sie von dort geflohen wäre und einen Ortskundigen bei sich hätte, was würde sie dann tun.

Die Alternativen schienen ihr beschränkt. Sie könnte sich verstecken, aber da bestand die Gefahr, daß sie früher oder später entdeckt wurde. Besonders, wenn sie über so ein auffallendes Äußeres verfügte wie die Lazarus. Blieb also nur, die Flucht von dem Planeten zu versuchen, auch wenn das vermutlich ein schwieriges Unterfangen war. «Ich denke, sie werden versuchen, von Magrathea zu fliehen. Sie können sich wegen der Lazarus nicht allzu lange verstecken», verlieh sie ihren Gedanken dann Ausdruck.

Garrick, der auf seinem angestammten Platz ihr schräg gegenüber saß, war geneigt zuzustimmen. «Das denke ich auch, Lieutenant», gab er an. «Die Alternativen dazu sind beschränkt. Vielleicht versuchen sie auf einem Frachter mitgenommen zu werden?», vermutete er dann.

Max Mulloy, der neben Alex saß und ebenfalls die Karte studiert hatte, schüttelte den Kopf. «Nein. Die Gefahr, für ein Kopfgeld verpfiffen zu werden wäre zu hoch. Vor allem in Anbetracht des außergewöhnlichen Äußeren, wegen dem die Süße nicht glaubt, daß sie sich verstecken», meinte er lässig.

Alex, der es inzwischen gehörig auf den Sender ging, von ihm ständig als «Süße», «Kleine» oder «Vögelchen» tituliert zu werden, fragte ungehalten nach: «Haben Sie eine bessere Idee, Mr. Mulloy, oder meckern Sie einfach generell an allem rum?»

Mulloy besaß die Unverschämtheit zu lachen. «Wenn ich dringend Magrathea so unbeobachtet wie möglich verlassen wollte, dann würde ich dort», er tippte mit seinem eher wurstigen Finger auf eine Stelle auf der Karte, «ein Runabout stehlen und zusehen, daß ich möglichst schnell Land gewinne.»

Alex und Garrick beugten sich gemeinsam zu der Stelle hin, wo der Finger des Mannes noch immer auf der Anzeige ruhte. «Was ist das?», fragte Garrick, von dem aus die Beschriftung der Karte auf dem Kopf stand. «Eine Flugschule», meinte Alex, nicht ohne Max eine gewisse Hochachtung zollen zu müssen ob seiner kühnen Idee.


Adana Lazarus stöhnte leise. «Meine Füße bringen mich um!», erklärte sie. Pecan Kat drehte sich zu der Frau um, die bemitleidenswert wirkte. Sie hatte vermutlich schon einiges hinter sich. Der Rest der Gruppe wirkte frischer, wenn man von der jüngeren Ausgabe dieser seltsamen schneckenköpfigen Spezies absah, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte.

Pecan überlegte. Ein Stück von hier lag das verlassend Plusdem-Haus. Die Familie hatte bereits vor einigen Wochen das Weite gesucht. Während die Frau sich ausruhte, konnte er in Kontakt mit Direktor Erbent treten, der als Kontaktperson für die entflohnen Häftlinge benannt worden war.

«Dann sollten wir einen kleinen Abstecher gen Westen machen. Dort gibt es ein verlassenes Haus, in dem Sie sich eine Weile ausruhen können. Bestimmt finden wir dort auch noch Verbandsmaterialien für Ihre Füße», schlug er dann vor.

Adana nickte dankbar. Der Alte lächelte freundlich zurück und bog dann in Richtung des Hauses ab, innerlich bereits seine Belohnung verplanend.


Die auf der Katana verbliebenen Führungsoffiziere hatten sich im Besprechungsraum um den großen Tisch versammelt. Garrick saß an seinem angestammten Platz und besah sich die Personen, die er seit einem guten halben Jahr als Kollegen hatte.

Ihm gegenüber saß, sie stets, die sture Chefingenieurin, mit der er schon den ein oder anderen Run-In gehabt hatte. Zu ihrer Seite hatte Alex Black Platz genommen. Neben ihm kamen Tomm Lucas und Marina DeSoto. Ensign Bruckner vertrat die Wissenschaftliche Abteilung und Antja Eijsselberg die Sicherheitsabteilung. Komplettiert wurde die Runde durch Dr. Maddigan und Zhabia Velain, die noch darauf wartete, daß ihr Ablösung an Bord kam, damit sie nach Hause zurückkehren konnte, wie sie es geplant hatte.

Er war sich sicher, daß das, was er zu sagen hatte, einschlagen würde sie eine Bombe. Seines Wissens war es bisher einzigartig, daß das Oberkommando eine Besatzung nach ihren Wünschen bezüglich eines Captains fragte.

«Vor einigen Stunden hatte ich ein Gespräch mit Admiral Narkis. Es ging um unseren neuen Captain», begann er, hob jedoch sofort seine Hand um sein Gegenüber zu unterbrechen, das den Mund geöffnet hatte, um nach dem Namen des neuen Captains zu fragen.

«Das Oberkommando hat diesbezüglich keine eindeutige Entscheidung treffen können. So wie ich es verstanden habe, entfielen auf zwei der möglichen Kandidaten gleich viele Stimmen», schob er ein. Die Äußerung brachte ratlose Gesichter rund um ihn zu tage. Er wußte genau, wie die Anwesenden sich fühlten, denn er war von der Eröffnung Narkis ebenso überrascht gewesen.

«Nun sollen wir zwischen den beiden Kandidaten wählen», beendete er seine Ausführungen. Staunendes Schweigen war die Antwort der Anwesenden. «Das ist nicht Ihr Ernst, Sir», platzte es schließlich aus seinem Gegenüber hinaus. Er konnte die Frage gut verstehen, denn er hatte sich auch kurz gefragt, ob Narkis sich einen Scherz mit ihm erlaubte, als sie miteinander gesprochen hatten. «Nein, ich füchte nicht», beantwortete Garrick die Frage der Chefingenieurin.

Alex hatte sich als erste von ihrer Überraschung erholt. «Und wer sind nun die beiden Kandidaten?», wollte sie wissen. Garrick deutete auf die bereitliegenden Padds und meinte: «Captain Avik und Captain Ebbersmann.»


Pecan saß vor dem Terminal. Immer wieder sah er nervös über seine Schulter. Er hatte die Fremden im Wohnzimmer zurückgelassen und sich mit dem Kommentar «Muß mal» von ihnen entfernt. Seine Zeit war also beschränkt.

Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam sah ihm Erbent auf dem Bildschirm entgegen. «Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht Pecan Kat ist», meinte der Direktor des Militärgefängnisses. Der alte, grauhaarige Mann war ihm bekannt. Alle wußten, daß er «nicht ganz rund tickte», wie man so schön sagt.

«Ich habe etwas, das Sie haben wollen», meinte der Alte wispernd. Erneut warf er einen Blick über seine Schulter. «Ich glaube nicht, daß Sie irgendwas haben, das ich brauche», antwortete Direktor Erbent. Einen erneuten Blick über die Schulter später, der den Alten wirrer denn je erschienen ließ, meinte der dann. «Doch, ich habe die aus ihrem Gefängnis entflohnen Fremden. Sie kriegen den Aufenthaltsort gegen die entsprechende Belohnung.»

Erbent verzog das Gesicht. Er glaubte dem Alten kein Wort. Er neigte dazu, sich aufzuplustern und meist saß nichts dahinter. «Ach kommen Sie, Pecan. Sie und ich, wir wissen beide, daß Sie die Fremden nicht haben. Wie sollen ausgerechnet SIE zu denen kommen?», fragte er dann nach.

Pecan lief rot an. Dieser blasierte Spinner glaubte ihm kein Wort. «Sie werden schon sehen, was Sie davon haben, wenn die mit dem Runabout abhauen, das sie klauen wollen», begehrte er auf. Erbent lachte süffisant. «Und wie sollen die bitte an ein Runabout kommen? Sie besitzen doch so was nicht», sagte er dann.

«Ist das ihr letztes Wort, Sie Schliembeutel?», fragte Pecan nach. Sein Gegenüber nickte. «Sie werden schon sehen, was sie davon haben», spie er aus, unterbrach die Schimpftirade, die er gerade loslassen wollte jedoch, weil er von Adanas Stimme unterbrochen wurde. «Wo sind Sie, Pecan? Wir müssen weiter zu dieser Flugschule!», verlangte die Frau des Wissenschaftlers.

«Ich hoffe, ihre Vorgesetzten brechen Ihnen das Genick dafür, daß sie die Fremden entkommen lassen», zischte er, dann beendete er die Verbindung und ging in Richtung der anderen zurück, ehe die Frau auf die Idee kommen konnte, ihn zu suchen.


Garrick war froh, daß sich seine Zeit als Captain dem Ende entgegen neigte. Auch, wenn er seinen Posten in der Kommando-Abteilung längst akzeptiert hatte, war er froh, daß die volle Last des Kommandos noch nicht dauerhaft auf ihm lastete. Er war sich bewußt, daß er in der Lage war sie zu tragen und sicherlich würde er sie auch irgendwann tragen, aber dieser Tag war in seiner Vorstellung einfach noch nicht gekommen.

Und so aktivierte er das Interkom leichten Herzens und stellte eine Verbindung zu Admiral Narkis her. Die Katana hatte sich für ihren neuen kommandierenden Offizier entschieden und nun brauchte er diese Wahl nur noch dem Bolianer mitteilen.

«Captain, Sie sind ja überpünktlich», meinte Narkis, als die Verbindung stand. «Man könnte fast meinen, Sie haben es eilig, die Katana wieder los zu werden», schmunzelte der Admiral. Garrick schmunzelte ebenfalls. «Nun, Sir, ich denke, daß meine Zeit für ein eigenes Kommando noch nicht ganz gekommen ist», gab er zurück.

Narkis nickte. «Ich nehme an, Sie und die Crew haben sich entschieden?», kam der Admiral vom Geplänkel zum Tagesgeschäft. Garrick nickte. «Wir hatten Probleme uns einig zu werden, haben uns aber letzten Endes für Captain Avik entschieden», meinte er. Es hatte in der Tat hitzige Debatten deshalb gegeben.

Narkis nickte. «Vielen Dank für Ihre Entscheidung, Captain. Narkis Ende», sagte der Bolianer, dann wurde der Bildschirm schwarz.


Seit einer knappen halben Stunde war die kleine Gruppe aus den Lazarus, Caressia Silverdale und Pecan Kat wieder unterwegs. Der Führer der Gruppe hatte seitdem kaum ein Wort verloren, was Caressia nun doch etwas wunderte. Bisher hatte sie darauf verzichtet, die Gedanken des Alten zu lesen, nun schwankte sie in ihrem Bestreben, das nicht zu tun. Sie würde noch etwas abwarten, wie die Situation sich entwickelte, ehe sie entschied, ob es erforderlich war, in die Privatsphäre des alten Mannes einzudringen.

Pecan derweil war stinksauer auf den Eierkopf von Direktor, der ihm schlicht und ergreifend nicht hatte glauben wollen. Es war wirklich so, daß auf seinem Planeten ausschließlich unfähige Spinner auf Positionen mit einer gewissen Macht saßen. Vermutlich schadete es nicht, wenn die fremden entkamen und ihre Positionen dadurch unsicherer wurden.

Und so entschied Pecan, den Fremden zu helfen. Es war das beste für die Fremden, für Magrathea und damit auch ganz automatisch für ihn selber. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Erbents dummes Gesicht zu sehen, wenn er mitbekam, daß er die Chance, die Fremden dingfest zu machen leichtfertig weggeworfen hatte.


«Das ist Alexa de Oliveira!», zischte Soon Chung. Drei weitere Gesichter erschienen an der kleinen Blickluke in der Zellentür. Seit mehr als 2 Stunden durchsuchte das Team um Manoel Ramirez nun schon das Gefängnis, in dem sie die Verschleppten vermuteten, jedoch ohne jeden Erfolg. Dies hier war der letzte Flur, und sie hatten jede Hoffnung bereits aufgegeben. Nun keimte die verloren gegangene Hoffnung jedoch wieder auf, denn hinter der Zellentür, vor der sich das Außenteam Zwei befand saß unzweifelbar Alexa de Oliveira, die Assistentin von Dr. Silverdale.

Manoel gab Anweisung an Carrel und Eijsselburg, sich die restlichen Zellen anzusehen. Schnell huschten die beiden Offiziere den Gang entlang, warfen kurze Blicke in Zellen und waren schnell kopfschüttelnd zurück. Manoels Frust kehrte zurück. Offensichtlich waren die übrigen Vermißten anderswo untergebracht worden.

Der Spanier machte Ensign Chung ein Zeichen, das das Mitglied des Elite-Force-Teams dank der kombinierten Trainings zwischen den Soldaten und der Sicherheitsabteilung problemlos verstand. Er öffnete den Rucksack, holte verschiedene kleine Gerätschaften heraus und wenig später gab das Schloß der Zellentür leise zischend nach.

Manoel huschte zu einer Erstaunt dreinblickenden Alexa hinein, zog sie am Arm hoch und zischte: «Wir kommen von der Föderation. Wir sollen Sie hier herausholen. Wissen Sie, wo die Lazarus und Dr. Silverdale sich aufhalten?»

Die völlig erschöpfte Frau schüttelte mit dem Kopf. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie wußte noch, daß sie für Caressia Erkundigungen gemacht hatte und dann von magratheischen Polizisten abgeführt worden war. Seitdem hatte sie zu nichts und niemandem mehr Kontakt gehabt, bis auf die Wärter, die ihr täglich Nahrung brachten.

«Was tun Sie da?», wurde die knappe Unterhaltung von außerhalb der Zelle unterbrochen. Go Yim meinte: «Hey, nix besonderes. Geht weiter.» Einige Sekunden später wurde es lauter, dann war der Spuk auch schon vorbei.

Eilig zog Manoel Alexa in Richtung der Tür. Als er dort ankam, lagen zwei Wächter auf dem Flur. «Wie ist denn das passiert?», wollte er wissen. Soon Chung zuckte mit den Schultern. «Anhand der vergrößterten Pupillen würde ich auf Drogen tippen, aber sicher bin ich nicht», erklärte der Ensign des Elite-Force-Teams.

Manoel war es im Moment egal. Sie mußten zusehen, daß sie mit der erschöpften Alexa diese wenig gastliche Stätte verließen, ehe sie von noch weiteren Wärtern entdeckt wurden.


Caressias Blick suchte den Talkessel vor ihr ab. Sie lag mit den Lazarus und ihrem Führer, dem sie immer noch nicht so recht traute, am Eingang des Talkessels. Unter ihnen befand sich die Flugschule. Es wirkte alles verriegelt und verrammelt, nicht startete oder landete. Kein Wunder, in Anbetracht der eher späten Stunde und der prekären politischen Situation, in der sich der Planet derzeit befand.

Hinter dem Tor befand sich das Hauptgebäude der Flugschule, links davon ein Hangar, in dem sich vermutlich die von der Gruppe so heiß begehrten Runabouts befanden. Dahinter gab es einen großen Platz, der als Lande- und Startplatz diente. Vermutlich würde sofort eine Alarmanlage losschrillen, wenn sie versuchten, auf das Gelände, geschweige denn in den Hangar zu gelangen.

Guter Rat war teuer. Sie war keine Einbruchsspezialistin. Sie kannte auch niemanden, der in der Lage gewesen wäre, ein Schloß aufzubrechen. Lazarus hingegen kannte so eine Person, aber die war nicht unter ihnen, sondern saß auf der Katana. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie seinerzeit auf einer der ersten Missionen der Katana ohne mit der Wimper zu zucken ein Schloß geknackt hatte.

„Mensch, da sind Sie ja, Doc“, erklang hinter ihnen eine Stimme, die Dalen Lazarus bekannt vorkam. Er hatte inzwischen in viel zu vielen Briefings mit dem Piloten gesessen, um Lew Suliks Stimme nicht zu erkennen.

„Lieutenant, ich bin froh, Sie zu sehen“, meinte er, sich zu Sulik herumdrehend. Caressia entspannte sich neben ihm. Offensichtlich waren Sie gerade gerettet worden. Wie die anderen auch richtete sie sich auf und musterte die Neuankömmlinge. Eine braunhaarige und eine rothaarige Frau in Uniformen mit rotem Kragen, zwei junge Männer in Fliegermontur.

„Sie kommen von der Katana?“, fragte sie dann nach. Es erschien ihr logisch zu sein, da Dalen Lazarus und der blonde Mann sich offensichtlich kannten. Gut genug, daß dieser den Doktor mit einem vertraulichen „Doc“, begrüßte.

Die braunhaarige Frau nickte. „Ich bin Lieutenant Black, das sind die Lieutenants Sulik und Paice und dies dort ist Ensign Goldenburg“, stellte sie die anderen Caressia Silverdale vor.

Adana hätte sich am liebsten den Neuankömmlingen in die Arme geworfen. „Ich bin ja so erleichtert, Sie zu sehen. Ist die Katana auch hier?“, fragte sie hoffnungsvoll.

Alex antwortete: „Aber sicher“ und aktivierte gleich darauf ihren Kommunikator. „Black an Katana. Wir haben die Lazarus, inclusive Atrin. Dr. Silverdale ist auch hier. Leider fehlt ihre Assistentin.“

Einige weitere Wortwechsel später verschwand die Gruppe von der Oberfläche des Planeten.


Alexa lief so schnell ihre Füße sie trugen. Links wurde sie von Tom Carrel gestützt, rechts von Antja Eijsselburgh. Hinter ihr hörte sie Manoel Ramirez. „Schneller!“, verlangte der Sicherheitschef, denn sie waren ihre Verfolger noch nicht los geworden. „Die Kommunikatoren!“, meinte Ensign Chung, denn sie hatten die Stelle, wo sie die kleinen Kommunikationsgeräte zurückgelassen hatten beinahe erreicht.

Manoel warf einen Blick zurück. Wenn sie Glück hatten, dann entkamen sie den Wachen, die sie verfolgten. Natürlich war es ihnen nicht gelungen, das Gefängnis mit der befreiten Alexa zu verlassen, ohne weiteres Aufsehen zu erregen. „Keine Zeit, weiter!“, entschied er. Wenn sie jetzt kurz halt machten, wenn auch nur, um die kleinen Geräte aufzunehmen, dann verloren sie den spärlichen Vorsprung auf die Verfolger, der ihnen möglicherweise den Hals retten konnte. Sie mußten später hierher zurückkehren und die Geräte holen. Jetzt lag ihr Heil zunächst in der Flucht.


Garrick sah Admiral Narkis wie einen Irren an. „Ebbersmann?“, fragte er irritiert. Der Bolianer auf dem Bildschirm nickte. „Aber wir hatten uns doch für Avik entschieden?“, fragte er nicht weniger irritiert als zuvor zurück.

Narkis nickte. „Ich weiß, Commander. Wir haben das Kommando Captain Avik auch angeboten, er wollte allerdings lieber sein jetziges Kommando behalten“, klärte er den Ersten Offizier und Interrims-Captain auf.

„Und Ebbersmann hat bereits zugesagt?“, fragte Garrick dann. Erneut nickte Narkis. „Das hat er in der Tat, Commander. Er ist bereits unterwegs nach Gemini Station. Im Anschluß an ihre derzeitige Mission kehren Sie nach dort zurück“, ordnete der Admiral an.

Garrick nickte. Sobald er auch sein zweites Außenteam wieder an Bord hatte, stand einer Abreise nichts mehr im Wege. Auch Counselor Velain konnte dort von Bord gehen, nachdem Dr. Silverdale jetzt endlich angekommen war. „Verstanden, Sir. Ich habe noch ein Außenteam auf dem Planeten. Gleich anschließend brechen wir auf“, bestätigte er. „Narkis, Ende“, bemerkte der Bolianer, dann wurde der Bildschirm dunkel.


„Ich glaube, wir sind Sie wirklich los, Lieutenant“, meinte Tom. Der Sicherheitsoffizier hatte einen Feldstecher vor Augen und suchte sorgfältig die Gegend ab, aus der sie gekommen waren. Die kleine Gruppe lagerte am Rande eines kleinen Wäldchens, wo sie vor Blicken geschützt waren. Alexa de Oliveira lehnte an einen Baum. Sie war notdürftig medizinisch versorgt worden und hatte eine Notration zu sich genommen. Manoel hoffte, daß sie nicht doch noch zusammenbrach.

Er nahm das Fernglas entgegen und suchte nun selber die Gegend ab. A nahm derweil den Rucksack ab und zog das Padd mit der Karte des Planeten heraus. „So, wie ich das sehe, können wir nicht zurück, Sir“, meinte er dann. Manoel nickte, ohne den Horizont aus den Augen zu lassen. A studierte derweil die Umgebung. „Wir müssen runter vom Planeten, so schnell wie möglich“, meinte er dann.

A betrachtete seine Karte und meinte: „Hier gibt es eine Flugschule. Etwa drei Tagesmärsche entfernt.“ Dann warf er einen Blick auf die immer noch am Baum lehnende Alexa. „Machen Sie da fünf Tagesmärsche draus“, ergänzte er dann.

Manoel war ziemlich sicher, daß die entkräftete Frau nicht in der Lage war, einen derartigen Marsch zu bewältigen. Er schwieg eine Weile, dann senkte er den Feldstecher. Er sah hinüber zu der entkräfteten Alexa.

„Miss de Oliveira, ich benötige Ihre Hilfe“, sagte er dann, während er zu dem Weg hinüber ging, der durch den Wald führte. Er kam führte schnurgerade einige Meter in den Wald hinein und machte dann einen Knick, hinter den man wegen der dichten Bäume nicht einsehen konnte.

Die Assistentin der neuen Counselor sah zu dem Spanier auf. „Meine Hilfe?“, echote sie. „Wobei denn?“, wollte sie dann wissen.

Manoel ging neben ihr in die Knie und zeigte auf eine Stelle knapp vor der Biegung. „Sie müssten sich bitte dort auf den Weg legen. Bleiben Sie dort liegen, egal was passiert. Schaffen Sie das?“, wollte er von ihr wissen.

Sie nickte, und schob sich mit dem Rücken am Baum hoch. Manoel legte eine Hand unter ihren Arm, als sie sich zu der fraglichen Stelle hinbewegte. Alexa hatte zwar keinen Schimmer, was der Mann vor hatte, aber er und die anderen hatten sie gerettet. Sie war bereit ihren Anteil zum Gelingen der Flucht beizutragen, auch, wenn er nur darin bestand, sich regungslos auf einen Weg zu legen.

Go Yim trat zu den beiden und sah Manoel fragend an, als er stützte, wie sie in die Knie ging. Der Spanier lächelte breit. „Es kommt ein Antigrav-Gleiter herauf. Wenn wir ihn anhalten und entern, dann schaffen wir die Strecke zur Flugschule in ein paar Stunden“, erklärte er.

Go Yim nickte und bewegte sich sogleich mit den beiden anderen auf die Biegung zu. Jeder wußte sofort, worin der Plan des Spaniers bestand. Durch die auf der Straße liegende Alexa würde der Gleiter anhalten, um nach der Frau zu sehen. Diese Gelegenheit mußten die vier Männer des Außenteams nutzen, die Lenker des Fahrzeugs zu überwältigen. Dann stand ihrer Flucht in dem Vehikel nichts mehr im Wege.

Manoel drehte sich zum Waldrand zurück und sah wieder durch den Feldstecher. „Bewegen Sie sich auf keinen Fall, Miss de Oliveira, egal was passiert. Sie sind bald da“, wies er sie an, dann lief er zu seinen Kameraden hinter der Biegung. Dann warteten sie gemeinsam auf ihre Opfer.


„Mama!“, begeistert fiel Ena Lazarus ihrer Mutter in die Arme. Es war Wochen her, seitdem diese von der Katana aufgebrochen waren, um die Umstände um das Verschwinden ihres Bruders zu erkunden. Die Augen des jüngsten Sprosses der Familie wurden feucht, als sie nach ihrem Vater auch ihren tot geglaubten Bruder durch die Quartiertür der Maddigans hereinkommen sah. Er war dünn geworden, stellte sie fest, aber unverkennbar Atrin.

Sie löste sich von ihrer Mutter und fiel ihrem Bruder um den Hals, der sie freudig an sich drückte. Er hatte sie lange nicht gesehen. Adanas Blick ruhte auf ihren Kindern, während Dalens Blick wiederum auf seiner Frau ruhte. Er war glücklich. Endlich war seine Familie wieder vereint. Er würde Sorge dafür tragen, daß nichts mehr zwischen sie trat.


Der Gleiter parkte etwa einen Steinwurf von der Kuppe entfernt, hinter der sich die Flugschule befand. Ensign Chung musterte die Gebäude vor ihm durch den Feldstecher, den Manoel ihm zuvor herübergerecht hatte. Carell und Eijsselburgh waren im Gleiter bei Alexa zurückgeblieben.

„Nun, wie sieht es aus, Ensign?“, wollte der Spanier dann wissen. Dieser gab den Feldstecher zurück und wühlte in seinem Rucksack. Er förderte diverse Sprengstoffe hervor und betrachtete das Sammelsurium prüfend. Dann nickte er. „Das sollte kein Problem sein, Sir“, meinte er dann.

Manoel nickte zufrieden. Er hatte nichts anderes erwartet. Die Mitglieder seines Außenteams waren gut ausgebildet und er hatte Soon Chung eigens mitgenommen, falls es irgendwas wegzusprengen oder dergleichen gab. Der Mann war einfach fürs Grobe zuständig.

Er drehte sich herum und winkte den Rest der Gruppe näher. „Wir werden den Hangar aufbrechen und irgendwas entwenden, mit dem wir den Planeten verlassen können“, erklärte er. Alexa wirkte erleichtert. Sie wollte nur noch runter von diesem Planeten.

„Das wird möglicherweise kein Spaziergang, Miss de Oliveira“, meinte er. „Bitte bleiben sie immer bei Mr. Carrel, nur für den Fall, daß wir auf Schwierigkeiten stoßen“, wies er die Zivilistin dann an. Die Frau nickte. Sie war jetzt so weit gekommen, den Rest würde sie auch noch schaffen. Also bewegte sie sich gemeinsam mit den Männern vorsichtig in der Dunkelheit den Hang hinab.


Erleichtert lehnte Caressia sich in ihrem Gästequartier auf der Katana zurück. Es fühlte sich verdammt gut an, endlich in Sicherheit zu sein. Das Sofa fühlte sich weich unter ihr an. Nachdenklich lag ihr Blick auf dem vor ihrem Fenster dahinrotierenden Planeten, der ihr beinahe zum Verhängnis geworden war. Wieder einmal wurde ihr bewußt, wie gefährlich der Dienst in der Flotte war, vor allem, wenn man hier draußen seine Arbeit zu verrichten hatte.

Sie ließ die letzten Wochen Revue passieren. Es hatte sich viel ereignet, sich viel verändert. Sie war von den Vorwürfen freigesprochen worden, war auf ihrer Heimatwelt gewesen und hatte ihren Mann gesehen. Sie war hierher gekommen, hatte von ihrer Versetzung auf die Katana erfahren und war zu guter letzt erst gefangengenommen worden und dann aus dem Gefängnis geflohen. Wenn es nach ihr ging, dann konnte es jetzt ruhig eine Weile etwas ruhiger werden.

Caressia lehnte den Kopf nach hinten und schloß die Augen. Etwas Ruhe würde ihr jetzt gut tun.


Alex Black betratden Bereitschaftsraum des Captains. „Mr. Mulloy, Sir“, meldete sie, den ehemaligen Bartender des Blue Oyster eskortierend. „Danke, Ms. Black. Sie können dann wegtreten!” Der Interims-Captain musterte den neuen Gast, der etwas gelangweilt und desinteressiert vor seinem Schreibtisch stand. Er machte auf Garrick den Eindruck eines Mannes, der nun genau das erreicht hatte, was er erreichen wollte und dem man nun wohl nichts mehr anhaben könne. „Mr. Mulloy...“ begann der Däne, wurde aber prompt unterbrochen: „Oh, nennen Sie mich doch Max, Captain. Alle meine Freunde rufen mich so!“ Garrick zog kurz eine Augenbraue hoch, lächelte schmal und wiederholte: „Mr. Mulloy, vielen Dank für Ihre Hilfe, die Sie uns bei der Suche nach unseren Besatzungsmitgliedern gewährt haben...“ – „Kein Problem!“ fiel ihm der Mann erneut ins Wort, „dafür haben Sie ja auch was für mich getan, nicht wahr, Captain?“ Nur jemand, der den Kommandanten sehr gut kannte, hätte bemerkt, was dieser von solcherlei Unterbrechungen im Allgemeinen und einem Drogenhändler wie Mr. Mulloy im Besonderen hielt. Garrick fuhr fort: „Nun, ich konnte den zuständigen Richter davon überzeugen, die ausstehenden föderationsweiten Haftbefehle gegen Sie aufzuheben. Sie können sich daher frei im Föderationsraum bewegen – zumindest solange, wie Sie nicht erneut gegen geltendes Recht verstoßen.“ Die Miene des Dänen ließ jetzt kaum Zweifel daran, dass er glaubte, dass dies nicht allzu lange auf sich warten lassen würde. „Allerdings“, fuhr er ein wenig süffisant fort, „sollten Sie in Ihrem eigenen Interesse wohl einige Welten meiden...“ – „Das war aber anders abgemacht!“ ereiferte sich Mulloy nun. „Ich wollte für meine Dienste Rehabilitation in der GANZEN Föderation!“ Garrick zuckte andeutungsweise mit den Schultern: „Das tut mir Leid, aber Sie haben offenbar die Einflussmöglichkeiten eines Commanders der Sternenflotte auf lokale Justizentscheidungen überschätzt. Aber wenn Sie von unserer Übereinkunft zurücktreten wollen, lasse ich Sie gerne in Ihre Bar zurückbeamen...!?“ Max knurrte etwas Unverständliches, bevor er sich dann aber eines Besseren besann, als er nun in die Augen des Kommandanten blickte. „Nein, natürlich nicht, Captain“, seufzte er schließlich ergeben. „Gut, dann ist ja alles geklärt. Ich habe Mr. Ramirez angewiesen, Ihnen ein Gästequartier zur Verfügung zu stellen. Sie dürfen sich an Bord der Katana in den für Zivilisten freigegebenen Bereichen frei bewegen.“ – „Und was geschieht mit meinen Ausrüstungsgegenständen, die an Bord gebeamt wurden? Die hätte ich ganz gerne zurück, Captain!“ wagte Max einen letzten Vorstoß. Garrick fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er beugte sich ein wenig vor: „Diese... Gegenstände... bleiben zu Ihrer eigenen Sicherheit bis auf Weiteres unter Verschluss. Denn sollte ich Sie bei irgendwelchen illegalen Aktivitäten erwischen, werden Sie sich schneller in einer Arrestzelle wiederfinden, als Sie ‚Trip’ sagen können, verstanden?“ Max war ein wenig bleich geworden, bevor er stumm nickte. „Sie können dann wegtreten, Mr. Mulloy.“


Es war spät. Für Captain Andersson war es bald an der Zeit, sein Bett aufzusuchen. Aber vorher tat er, was er seit dem Verschwinden von Außenteam zwei regelmäßig getan hatte. Er trat aus dem Lift auf die Brücke, ging hinüber zur Ops, an der Mr. Mattheson Dienst versah und fragte: „Haben wir irgendwas von unserem fehlenden Außenteam?“

Mattheson schüttelte den Kopf, studierte dann jedoch kurz seine Anzeigen. „Gerade startet ein Runabout von der Flugschule aus. Es hat direkten Kurs auf uns!“, erklärte er dann.

Garrick ging zum Captainssessel hinüber, den Marina gleich für ihn frei machte. Während die Frau zu ihrer eigentlichen Station hinüberhuschte meldete Mattheson: „Wir werden gerufen!“

Der Captain orderte: „Auf den Schirm“, und wenige Augenblicke später sah ihm Manoel Ramirez aus dem Sichtschirm entgegen. „Schön, Sie zu sehen, Mr. Ramirez“, begrüßte er den Sicherheitschef. Der kam sofort zum wesentlichen. „Es könnte sein, daß es gleich ungemütlich wird. Wir hatten ein paar Probleme, mit Miss de Oliveira den Planeten zu verlassen“, meinte er.

Garrick fiel ein Stein vom Herzen. Wie es aussah, hatten sie alle Vermißten, nach denen sie hatten suchen sollen wiedergefunden. Alles weitere mußten die Diplomaten klären. „Dann sollten wir wohl aufbrechen, sobald Sie an Bord sind, Mr. Ramirez“, meinte er, während die Ansicht wechselte und nun das Runabout beim Anflug auf den Hangar sichtbar wurde.

„Miss DeSoto, veranlassen Sie, daß unsere Besucher aus den Arrestzellen nach Hause kommen. Mr. Lucas, setzen Sie einen Kurs aus dem System. Maximum-Impuls. Anschließend auf schnellstem Wege zurück nach Gemini-Station“, ordnete er an und lehnte sich in den Sitz zurück.

„Unsere Besucher sind auf dem Planeten zurück, Mr. Ramirez und sein Team befinden sich an Bord“, verkündete Marina wenige Augenblicke, nachdem Ensign Lucas „Kurs gesetzt“ angegeben hatte.

„Energie!“ ordnete Garrick an. Er beobachtete, sie die Sicht auf den Planeten sich änderte, während die Katana sich vom Planeten wegdrehte. Dann blieb Magrathea schnell zurück.


Nachdenklich starrte Seeta Yadeel auf die Glasplatte ihres Schreibtischs, ohne diese jedoch wirklich wahrzunehmen. Sie war völlig in ihren Gedanken versunken. Inzwischen waren Commander Andersson und sie selber bei Paradoxie Nummer 15 angekommen, ohne dass ihr die mehr oder weniger wöchentlichen Treffen irgendwie weitergeholfen hätten, etwas über den Lulatsch in Erfahrung zu bringen, das ihr bei ihrem Versuch, ihn mit einer passenden Frau zu versorgen, hilfreich gewesen wäre. Nach wie vor wusste sie nur, dass der Mann in technischen Themen aufging.

Sie hatte in den letzten Tagen, in denen die Katana stupide über Magrathea gekreist war, viel Zeit darauf verschwendet zu überlegen, wie sie ihn aus der Reserve locken sollte, dass er ihr etwas Privateres erzählte. Dabei konnte sie ihn nicht einfach danach fragen, denn dies würde unmittelbar zu einer Nachfrage des Dänen nach ihren Gründen führen. Und wenn sie eines über den Menschen in den vergangenen Wochen gelernt hatte, dann war es, dass er in der Tat nicht halb so dumm war, wie er aussah.

Ein Räuspern holte sie aus ihren Gedanken zurück. Ein Blick zur Tür ihres Büros brachte die Herkunft des Räusperns zu Tage. Der Gegenstand vieler ihrer Gedankengänge in den vergangenen Wochen stand an den Türrahmen gelehnt mit dem unvermeidlichen Padd in der Hand da. Sie winkte Garrick näher und der ließ sich in dem Stuhl in ihrem Büro nieder, auf dem er gewöhnlich zu sitzen pflegte. Statt wie sonst zum Thema des heutigen Paradoxons zu kommen musterte er sie jedoch eine Weile, was dazu führte, dass sie sich wie ein Bakterium auf einem Objektträger fühlte. Sie unterdrückte den ärgerlichen Kommentar, sondern fragte mit neutraler Stimme: „Welche Paradoxie steht heute an?“

Seeta hatte beschlossen, sich nicht auf die entsprechenden Phänomene vorzubereiten, sondern aus dem Stehgreif zu argumentieren. Sie mochte eine Herausforderung und unvorbereitet gegen ihn zu argumentieren stellte definitiv eine Herausforderung dar – auch wenn sie das ihm gegenüber natürlich nie zugeben würde. Der Mann wusste eigentlich immer, wovon er sprach, wenn es um technische Details ging. Sie hatte die Vermutung, dass er die selben Fachveröffentlichungen in seinem Quartier las, die auch sie selber bezog.

Garrick machte jedoch keine Anstalten das Thema, das auf seinem Padd stand, zu benennen; stattdessen wollte er von ihr wissen: „Wo waren Sie gerade mit ihren Gedanken, Commander? Es sah aus, als wären Sie ein paar Dutzend Parsec weit entfernt gewesen.“

Sie wollte bereits zu einer ausweichenden Erwiderung ansetzen, entschied sich dann jedoch anders. Hier bot sich ihr die Gelegenheit zu dem, was sie mit ihrer Zustimmung zu diesen Gesprächen überhaupt hatte erreichen wollen, nämlich einem persönlichen Gespräch.

So ergriff Seeta die Gelegenheit beim Schopfe. Sie konnte ihm kaum sagen, dass ihre Gedanken sich um ihn gedreht hatten, also tischte sie ihm stattdessen eine faustdicke Lüge auf, in der Hoffnung, dass sie im weiteren Verlaufe des Gesprächs auch auf Themen zu sprechen kommen würden, die seinen privaten Bereich betrafen.

„Ich habe heute morgen eine Nachricht von meinem Bruder erhalten. Er hat sich verlobt und will bald heiraten. Er hat mich gebeten, seine Trauzeugin zu sein“, erklärte sie ihm. Das entsprach zwar den Tatsachen, jedoch stammte die entsprechende Nachricht bereits vom Donnerstag der vergangenen Woche. Die eigentliche Bezeichung für die Aufgabe nannte sich Tanataoi und war nicht ganz mit der eines Trauzeugen identisch und war für die Zeremonie nicht zwingend erforderlich, aber das brauchte sie dem Commander jetzt nicht zu erläutern. Auch nicht, daß sie selber bei ihrer verunglückten Hochzeit auf die Benennung eines Trauzeugen verzichtet hatte.

„Oh, das ist schön“, meinte er. „Sie verstehen sich offensichtlich gut mit Ihrem Bruder, wenn er sie bittet, seine Trauzeugin zu werden“, schob er dann nach.

Sie nickte und führte aus: „Er ist mein Lieblingsbruder. Ich schätze, er hat mich gebeten, weil er glaubt, daß ich für die Tatsache verantwortlich bin, daß er nun heiraten wird.“

Garrick hob eine Augenbraue. „Sind Sie denn dafür verantwortlich?“, wollte er dann von ihr wissen.

Sie hatte das Gefühl, dass das Gespräch sich in die falsche Richtung entwickelte. Eigentlich hatte sie sich über sein Privatleben unterhalten wollen und nicht über ihres. Aber jetzt konnte sie nur noch versuchen, das Gespräch geschickt umzulenken.

„Nun, in gewisser Weise schon. In unserer Kultur sind arrangierte Heiraten an der Tagesordnung und ich schätze, der Skandal, den ich verursacht habe, als ich mich geweigert habe eine solche Ehe zu schließen, hat ihm geholfen ebenfalls eine andere Frau zu wählen als diejenige, die ihm von unserer Mutter bestimmt wurde“, gab sie lapidar ein Ereignis von vor einigen Jahren wieder. Der etwas dümmliche Gesichtsausdruck, den er daraufhin machte, entschädigte sie für so einiges.

„Ich freue mich nach Hause zu kommen“, plauderte sie munter weiter, während Garrick noch versuchte, das soeben Gehörte zu verdauen. Arrangierte Ehen? Heutzutage? Auf der Erde? Einer der Gründungswelten der Föderation? Er hatte jedoch gelernt, andere Kulturen nicht aus der eingeschränkten menschlichen Sicht, sondern objektiv zu beurteilen. Wenn Seetas Volk so etwas für notwendig erachtete, würde es dafür sicher gute Gründe geben. Vielleicht sollte er sich auch mit den kulturellen Gebräuchen der einzelnen Spezies, aus denen sich die Crew zusammensetzte beschäftigen. Sich dagegen aufzulehnen war einerseits für eine aufgeklärte Frau – wie Yadeel es zweifelsohne war – verständlich, andererseits überraschte Garrick ein solches Verhalten bei ihr auch nicht wirklich. „Ich vermisse Kuba und seine schönen Strände. Und natürlich meine Familie“, schloß sie sofort an. Sie wollte ihm keine Gelegenheit geben, an einer dieser Stellen einzuhaken. „Geht es Ihnen nicht auch so, Commander?“, stellte sie dann die Frage, auf die sie hinausgewollt hatte.

Garrick legte langsam sein Padd auf Seite. Ihm war es halbwegs gelungen, seine Gedanken trotz dieses ungewöhnlichen Gesprächsthemas zu ordnen – ein Hoch auf die an der Akademie trainierte Fähigkeit, immer mit dem Unerwarteten zu rechnen. Irgendwo in seinem Hinterkopf schrillte eine Alarmsirene ob der plaudernden Freundlichkeit der Frau, die er bisher immer eher von der hitzköpfigen Seite kennengelernt hatte. Das freundliche Lächeln und die sanfte, weiche Stimme ließen ihn das Schrillen jedoch schnell vergessen. Und außerdem hatte sie ein Thema angesprochen, das ihm gefiel. Er liebte Dänemark und er liebte seine Familie.

„Nun, ich kann gut nachvollziehen, wie es Ihnen da geht, Commander. In Dänemark ist es zwar um einiges kühler als auf Kuba, aber auch wir haben einige wunderschöne Strände. Es gibt nichts Schöneres, als einen Spaziergang durch die Dünen, wenn eine Brise geht“, erklärte er. Den Gedanken, wie passend es sei, wenn sich ein Hitzkopf wie die Chefingenieurin in der Nähe einer ausreichenden Menge Kühlwasser aufhielt, unterdrückte er schnell. Immerhin schienen sie beide eine gewisse Naturverbundenheit zu besitzen, wurde dem XO klar, und er erinnerte sich auf die beruhigende Wirkung, die der hydroponische Garten auf die Zanderianerin ausgeübt hatte. Verwundert stellte Seeta währenddessen fest, wie viel angenehmer sein Gesicht aussah, wenn er, so wie jetzt, lächelte. Er wirkte fast schon attraktiv. Ärgerlich schob sie den Gedanken beiseite und hakte weiter nach. Ihr Plan lief hervorragend. Sie würde wissen, welche Art von Frau er bevorzugte, bevor sie sich umsah. Und dann war es eine Kleinigkeit die Passende zu finden. Immerhin kannte sie dank ihrer langen Anwesenheit hier an Bord die meisten weiblichen Wesen.

„Das hört sich wundervoll an, Commander. Ich kann es mir richtig vorstellen. Solche gemeinsamen Spaziergänge schaffen bestimmt ein wundervolles Klima zwischen denjenigen, die unterwegs sind“, versuchte sie ihn weiter auszuhorchen. Immerhin wusste sie bereits, dass er auf Spaziergänge am Wasser stand. Bestimmt war er dabei auch häufiger von seinen Freundinnen begleitet worden. Möglicherweise führte das das Gespräch weiter in die beabsichtigte Richtung.

Sie wurde leider enttäuscht. „Da haben Sie recht, Commander. Es gibt nichts Schöneres als einen ausgiebigen Spaziergang mit der Familie. Unheimlich harmonisch. Geht es Ihnen nicht auch so, Commander?“, fragte er zurück, womit sie wieder bei ihrem Privatleben gelandet waren. Sie würde den Teufel tun und ihm erzählen, dass sie eigentlich immer alleine ging, weil sie die offene Weite des Meeres schätzte, um ihre Gedanken zu ordnen. Die Schar ihrer Geschwister hätte sie dabei nur gestört gehabt.

Sie zuckte ein wenig unbestimmt mit den Schultern und meinte dann: „Lassen Sie uns anfangen, Commander. Mein Magen hängt mir schon in den Knien und das macht mich nicht zu einem geduldigeren Gesprächspartner.“

Er zog erneut eine Augenbraue hoch und machte eine abwehrende Geste. „Dann besprechen wir die Puch-Abweichung doch im Diners, Commander“, schlug er vor.

Sie hätte sich beinahe die Hand vor die Stirn geklatscht. Diese Unterhaltung lief definitiv nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte.


„Mr. Ramirez wird Ihnen einige Schwierigkeiten bereiten“, erklärte Zhabia Velain Caressia. Die beiden Frauen saßen im Büro der Delvianerin, das in einigen Tagen Caressias sein würde. Sie ging mit der neuen Counselor die Patientenakten durch, damit diese nahtlos dort weitermachen konnte, wo Zhabia aufhörte. Caressia nahm die Akte hoch und flog über die Einträge hinüber. Sie würde noch einiges an Zeit in das Studium der Akten investieren müssen, damit sie wirklich vertraut damit wurde.

Sie hatte bereits die medizinische Abteilung kennengelernt. Dr. Maddigan hatte sich viel Zeit genommen, sie mit allen Angehörigen der Abteilung bekannt zu machen. Sie hatte den Eindruck gewonnen, daß es sich um ein eingespieltes und kompetentes Team handelte.

Silverdale nahm die nächste Akte hoch. „Mr. Sulik?“, fragte sie. Der Pilot war ihr vom Ansehen her bereits bekannt. Sie hatte ihn an einem Abend im Diners beobachtet. Er hatte gewirkt wie jemand, der einen Counselor mied wie der Teufel das Weihwasser.

„Das ist... schwierig“, antwortete die Delvianerin und erzählte von der Sitzung, zu der Lieutenant Sulik bei ihr verdonnert worden war.


Garricks profunde Verwunderung über die Chefingenieurin nahm weiter zu, als die freundliche Plaudertasche, die sie eben noch gewesen war, nun wieder verschwunden schien. Schweigend gingen die beiden durch die Korridore zum Diners. Er fragte sich, ob die Frau nur in Extremen existierte. Bisher hatte er sie als extrem gereizt und hitzköpfig erlebt. Vorhin war sie extrem freundlich zu ihm gewesen und jetzt war sie extrem schweigsam. Offensichtlich gab es normale Gemütszustände bei ihr nicht. Fast sofort korrigierte er sich. An dem Abend in der Krankenstation hatte sie beinahe vergnügt gewirkt.

Kurz nachdem sie die Bordbar betreten und sich an einen freien Tisch gesetzt hatten, nahm ein Kellner ihre Bestellungen auf. Garrick nahm mit einem gewissen Amüsement den Umfang ihrer Bestellung zur Kenntnis. Der Kellner war offensichtlich weniger erstaunt, denn er verzog keine Miene, als sie meinte: „Als Vorspeise Migas mit Trauben, als Hauptgang Carne Guisada. Oh, und zum Nachtisch süßen Flan.“

Auf den fragenden Blick des Kellners hin bestellte er mit einem Schmunzeln im Gesicht: „Hühnchen süß-sauer mit Basmati-Reis.“ Während der Kellner davoneilte, um das Gewünschte zu replizieren fragte er, noch immer schmunzelnd: „Sie scheinen wohl großen Hunger zu haben?“

Sie meinte verteidigend: „Ich hatte seit heute morgen nichts mehr und ich war viel in Bewegung.“

Der zurückkehrende Kellner brachte das Gewünschte. Ein wenig skeptisch begutachtete Garrick den Teller, der vor Seeta abgestellt wurde. Irgendeine seltsame, gebräunte, bröckelige Masse fand sich neben einem schönen Berg Trauben. Sie nahm mit der Gabel von der Masse auf und schob sie sich genießerisch in den Mund. Als sie anschließend zu ihm hinsah, hätte sie um ein Haar das Essen wieder ausgespuckt, weil sein skeptischer Blick ihrer Meinung nach zum Schreien komisch war.

Schnell schluckte sie den Bissen hinunter. Während sie anfing die Trauben vom Holz abzupflücken, erklärte sie: „Das sind Migas, eine traditionelle spanische Speise, die auch auf Kuba weit verbreitet ist. Es handelt sich dabei um ein Bauerngericht, bei dem altes Weißbrot verwertet wird.“ Sie machte eine Pause. „Natürlich gilt das heutzutage nicht mehr, denn inzwischen wird es ja repliziert. Aber ursprünglich wurde das Brot in kleine Stückchen gebrochen und mit kräftiger Fleischbrühe, Knoblauch und noch einigen anderen Gewürzen verknetet, so dass eine bröcklige Masse entstand. Diese wurde dann mit Öl in einer Pfanne unter ständigem Rühren und Zerhacken in der Pfanne geröstet, bis sie gebräunt war.“

Sie stopfte sich eine der Trauben in den Mund und meinte abschließend: „Migas werden mit Trauben, Sardellen, Gurke oder Bacalao gegessen.“ Garricks Gesichtsausdruck war indes nicht unskeptischer geworden, was sie ungemein erheiternd fand. Wenn das so weiterging, dann würde dieses Essen, in das sie so dumm hineingestolpert war, doch noch einen hohen Unterhaltungswert entwickeln.

Sie sah sich gezwungen, ihm auch noch den Rest ihres Abendessens zu erläutern.

„Carne Guisada besteht aus Kalbfleisch-Stücken, die mit Kartoffeln und Erbsen gemischt werden, ganz ähnlich wie ein Gulasch, das Ihnen sicherlich geläufig ist“, klärte sie ihn über den Hauptgang auf.

„Ein Flan ist eine im Wasserbad gestockte Masse aus Eiern. Für die Zubereitung werden Eier mit Zucker verrührt, bis sich der Zucker aufgelöst hat und eine cremige Masse entstanden ist. Diese wird mit heißer Milch verbunden und in zugedeckten Portionsförmchen, die zuvor mit karamelisiertem Zucker ausgestrichen wurden, im heißen Wasserbad gegart. Dabei versteift sich die Creme zu einer relativ stabilen Masse, die einem Pudding nicht unähnlich ist. Anschließend wird der Flan gekühlt und erst zum Servieren aus den Förmchen gestürzt“, führte sie ihn in die Feinheiten der Dessertbereitung ein.

Während sie den Rest des Ersten Ganges in sich hineinstopfte wanderten ihre Gedanken erneut ab. Sie überlegte, wie sie das Gespräch wieder auf sein Privatleben – soweit es Frauen betraf – lenken konnte.

Kurz nachdem sie angefangen hatte, in Gedanken verloren aus dem Fenster zu starren, brachte der Kellner den Hauptgang, der jedoch zunächst nicht weiter beachtet wurde.

Der XO bemerkte, dass die Ingenieurin nach der umfangreichen Kochstunde nun offenbar wieder sehr geistesabwesend war, denn sie starrte die meiste Zeit aus dem Fenster zu den Sternen, die in langen Streifen an der Katana vorüber zogen. Außerdem rührte sie ihre Mahlzeit kaum an, sodass der Däne sein Datenpadd schließlich noch ein Stückchen weiter fort schob.

„Diese Hochzeit scheint Ihnen aber ziemliches Kopfzerbrechen zu bereiten, Commander“, bemerkte er dann, „immerhin hat Ihr Kalb schon beinahe wieder seine Betriebstemperatur erreicht...“

Die Zanderianerin sah ihn einen Augenblick verwirrt an, während er sie schmunzelnd musterte. Doch dann kam ihr eine weitere Idee für ihre Nachforschungen und sie log: „Naja, ich frage mich, ob sie wohl die richtige Frau für ihn ist? Ich meine, woran erkennt man schon, welche Frau zu einem Mann passt?“

Garrick runzelte leicht die Stirn. Dies war nun ein Gesprächsthema, mit dem er sich nicht so häufig auseinander setzte. „Naja“, meinte er dann, „in erster Linie werden es schon die beiden selbst wissen, ob sie füreinander bestimmt sind, oder nicht. Immerhin hat ja wohl jeder gewisse Vorstellungen, die sein Partner erfüllen sollte.“

Seeta tat überrascht: „Tatsächlich, ist das so? Haben Sie etwa auch schon ein konkretes Bild Ihrer Traumfrau vor Augen?“

Der XO räusperte sich kurz. Nie zuvor hatte er mit Seeta über derart persönliche Dinge gesprochen und wenn man ihn gefragt hätte, mit wem er wohl solcherlei Themen erörtern würde, wäre ihr Name auf einer Liste mit möglichen Kandidaten wahrscheinlich nicht einmal aufgetaucht. Das Gesicht der Zanderianerin spiegelte Neugier und Unschuld wider, während ihre gelben Augen den Dänen musterten. „Also konkret würde ich das nun nicht unbedingt nennen...“ begann Garrick langsam und fuhr ausweichend fort, „es muss einfach... passen. Viele menschliche Männer stehen zum Beispiel auf blonde Frauen. In Dänemark gibt’s davon eine ganze Menge – insofern ist das für mich nun nichts Besonderes. Sprich: Sollte sie blondes Haar haben, ist das ok, aber mir gefallen durchaus auch andere Haarfarben wie... keine Ahnung, schwarz zum Beispiel.“ Er zuckte beiläufig mit den Schultern, dann starrte er sein Gegenüber kurz an und beeilte sich zu ergänzen: „Oder braun oder rot... Und ansonsten sollte es einfach nicht extrem sein. Also nach Möglichkeit keine 150- oder 30-Kilo-Person...“ Er schmunzelte leicht und dachte kurz nach, bevor er weitersprach: „Wichtig sind ihre inneren Werte, der Charakter. Es wäre schön, wenn sie einige meiner Interessen teilte... Naja, und dann muss sie natürlich bereit sein, ihr Leben auf einem Raumschiff zu verbringen... Andererseits schätze ich, dass nur die wenigsten wirklich einen Partner finden, der ihren Traumvorstellungen auch nur nahe kommt.“

Seeta seufzte innerlich. Der Lulatsch schien also recht genügsam zu sein. Eigentlich grenzte es schon fast an ein Wunder, dass er immer noch ungebunden war! Leider halfen ihr seine Äußerungen dementsprechend wenig weiter. Die angestrebte Gewichtsklasse erfüllten eigentlich alle Crewmitglieder und was war schon passend? Die in Frage kommenden Kandidatinnen lebten zwangsläufig bereits an Bord eines Raumschiffs, womit ein weiteres Entscheidungskriterium wegfiel. Blieb also die Frage, wer ein Faible für Technik und Strandspaziergänge hatte...