Log 53
Gescheiterte Allianzen
Autor: Zhabia Velain
Anfangssternzeit: 57068,0
Endsternzeit: 57106,4
Anfangsdatum: 25.01.2380 (21:18 Uhr)
Enddatum: 08.02.2380 (22:37 Uhr)
Fasziniert starrte Eleyne Maddigan aus dem Fenster. Im Hyperraum zwischen zwei Sprungtoren sah man keine Sterne. Der Raum hatte eine seltsam orange-rötliche Farbe und dazwischen hingen schwarze Wolken. Schon beim letzten Durchflug durch den Hyperraum hatte sie dies verwundert. Zunächst hatte sie sich vorgestellt, der Anblick entspräche in etwa dem, den sie vom Warptransfer gewöhnt war, oder das einfach alles schwarz wäre.
In ihren Geschichten spielte sie gerne mit Dunkelheit und Düsternis als bedrückendem Element. Aber das hier, wirkte fast noch bedrohlicher als die Düsternis, die sie so gerne beschrieb. Der seltene Ausblick, wenn man das so nennen konnte, faszinierte sie.
"Ich mag es nicht.", kommentierte Zhabia, die dankbar war, in einem freundlich beleuchteten Raum zu sitzen.
"Ja.", stimmte Adana Lazarus zu. "Es muss frustrierend sein, alleine hier durch zu fliegen." Sie nahm einen Schluck Wasser. Die drei Frauen hatten sich wieder einmal getroffen, um die Arbeit im Arboretum fortzusetzen, doch für den Augenblick hatten sie eine Pause im Diners eingelegt. "Man muss sich hier sehr leicht verirren, oder? Ohne wenigstens nach den Sternen navigieren zu können..."
"Ich denke, es gibt hier so was wie ein Leitsignal.", meinte die Delvianerin.
Eleyne kehrte den beiden wieder den Rücken zu und verlor sich - zumindest gedanklich - im Hyperraum.
Auf der Brücke hegte Dalen Lazarus derweil völlig andere Gedanken als seine Frau wenige Decks unter ihm. Sein wissenschaftlicher Ehrgeiz ließ ihn zum wiederholten Male die Umgebung so weit wie möglich scannen. Irgendwie musste man diesen seltsamen 'Raum' schließlich kartographieren können. Die Sternenflotte jedenfalls wäre sicher nicht so unvorsichtig Sprungtore in Serie zu produzieren, wenn man darin so leicht vom Kurs abkommen konnte. Gut - natürlich brauchten sie derlei Sprungtore nicht. Sie verfügten über Warpgeschwindigkeit. Aber diese Form der Navigation erschien dennoch ein wenig riskant, wenn man bedachte, dass ein Leitsignal vielleicht auch einmal ausfallen konnte.
Seine Scanns fruchteten jedoch nicht. Es gab nichts, woran man sich hier hätte orientieren können.
Erst als sich einige Minuten später das Tor, das in den Normalraum zurückführte, ähnlich einer Wurmlochöffnung wirbelnd öffnete, wurde Dalen aus seinen Gedanken gerissen. Für diesmal musste er seine Aufzeichnungen also beenden.
In einiger Entfernung kam bereits die Station Babylon 5 in Sicht, wo sie erwartet wurden.
"Wir bekommen 'Park-Koordinaten'.", meinte Tomm Lucas lässig und passte den Kurs an. Es waren nur geringfügige Änderungen, die in ähnlicher Form - wie er bemerkte - auch von den sie begleitenden Schiffen vorgenommen wurden.
Für die Station hatte es sich seit der Bekanntschaft mit der Sternenflotte schnell als Vorteil herausgestellt, dass die Schiffe aus dem anderen Universum keinen Andockplatz benötigten, da sie über die Transportertechnologie verfügten oder auch mit Shuttles zur Station fliegen konnten.
Commander Summers hatte die Information knapp abgenickt. Nach einem kurzen Blick auf den Hauptschirm, fiel sein Augenmerk nun zurück auf ein PADD, auf dem stichpunktartig die bisherige Situation aufgelistet war. Wirklich viel war es nicht, aber es war genug, um ihn gedanklich zu beschäftigen. Das alles gab einfach keinen Sinn für ihn. Erst waren da nur diese verschwundenen Transporter gewesen - Transporter mit wichtigen Gütern für Babylon 5. Wie er wusste, waren diese Transporte oder die Wege der Transporte nicht jedem bekannt und ursprünglich war die Katana hier her gebeten worden, um die undichte Stelle zu finden. Soweit hatte Andreas noch nicht die geringsten Probleme den Gegebenheiten zu folgen. Wenn er allerdings anschließend an den Absturz der Katana dachte und daran, dass dieser durch ein romulanisches Schiff verursacht worden war, hängte er sich auf.
Natürlich konnte es ein purer Zufall sein, dass sie in diesem Universum auf Romulaner gestoßen waren. Und dass sie aggressiv reagiert hatten, war nicht einmal ungewöhnlich. Romulaner waren oft... ein Unsicherheitsfaktor, so grübelte Andreas. Aber bei aller Berücksichtigung der Chaostheorie, der er eigentlich nie hatte viel abgewinnen können, waren das doch ein paar Zufälle zuviel.
Zumindest - und das beruhigte den Commander doch ein wenig - waren sie diesmal nicht alleine. Und darüber hinaus waren sie nicht so unvorbereitet. Jetzt wussten sie, dass es hier zumindest ein romulanisches Schiff gab, dass ihnen nicht gerade freundschaftlich gesonnen war - aus welchen Gründen auch immer.
Dabei war natürlich die Frage: Hatten die Romulaner nur etwas mit dem Verschwinden der Transporter zu tun? Waren sie am Ende sogar dafür verantwortlich? Und wie hing das Ganze mit dieser dunklen Wolke zusammen, die sich in diesem Universum zusammenzubrauen drohte, welche unverhoffte Ausmaße anzunehmen drohte?
Er seufzte leise.
"Zielkoordinaten erreicht.", berichtete Lucas und drehte sich erwartungsvoll ein Stück um.
In eben diesem Augenblick hatte auch Ariell die Brücke betreten. "Position halten.", kommentierte sie aber nur und wandte sich dann an Summers. "Sie begleiten mich, Commander. Lazarus, Sie haben die Brücke."
Londo Mollari stand hinter den nur einen winzigen Spalt geöffneten Vorhängen und spähte vorsichtig hinaus. Er versuchte verschiedenen Gedanken gleichzeitig zu folgen, vielleicht konnte er den Wächter so überlisten? Seit er der Imperator seines Volkes geworden war, versuchte er den Wächter zu überlisten. Doch es war schwierig. Der Wächter war stärker, als er gedacht hatte. Er war aber noch nicht bereit aufzugeben. Es musste einen Weg geben, ihn zu umgehen, ihn auszutricksen.
Doch je mehr er selbst daran dachte, desto deutlicher drang es ihm ins Bewusstsein, dass eben diese Gedanken auch an den Wächter heran getragen wurden. Was für ein wundervoller Tag – voller Sonnenschein... und... es ist schon fast wieder Abend... Er verzog das Gesicht ob der Ironie, die aus seinen Gedanken hervortrat. Dies war weder ein schöner Tag noch schien die Sonne. So wird es nie funktionieren.
Seufzend sank er auf seinen Thron und versuchte seine Gedanken darauf zu lenken, wie bequem doch dieser besondere Stuhl war. Aber auch das konnte ihn nicht mehr davon ablenken, dass er ununterbrochen überwacht wurde. Ich bin stärker und klüger!, beschloss er im nächsten Moment, schlug einen gedanklichen Haken zu den Nachrichten des vergangenen Abends und griff mit grimmiger Miene zu einer Flasche teuren Brandweins, die auf einem Tisch neben ihm stand.
„Sie haben uns noch nicht bemerkt. Wenn wir jetzt angreifen, haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite!“, widersprach Telor heftig. Er war nicht bereit, sein Kommando so einfach abzugeben.
„Nein.“, wiederholte Pelak jedoch erneut und blitzte ihn wütend an. Wie die Vereinbarung es vorsah, wollte sie warten, bis der Drakh auf der Brücke war. Es lag ihr zwar nichts ferner, als sich ihm zu unterwerfen, aber vorerst war es nunmal das Klügste, alle Vereinbarungen so einzuhalten, wie sie gemacht worden waren.
„Wir wissen nichts über deren Verteidigung. Und wir wissen nicht, ob wir für ihre Sensoren sichtbar sind. Sie könnten uns jeden Augenblick entdecken. Je länger wir warten, desto größer ist das Risiko. Wir verschwenden kostbare Zeit,... Subcommander.“, beharrte der Kommandant.
Vor ihnen auf dem Schirm war groß und hell Centauri Prime zu sehen. Außer zwei Frachtern befanden sich keine Schiffe in der Nähe. Diese hatten sie aber nicht bemerkt. Trotzdem sorgte Telor sich um die orbitalen Verteidigungssysteme, die dieser Planet möglicherweise hatte. „Sie zweifeln meine Autorität an!?“, fauchte Pelak.
„Tasten Sie die Oberfläche ab.“ Die Stimme des Drakhs klang noch immer fremd, wie sie vom Übersetzer verzerrt wurde. Niemand hatte sein Ankommen bemerkt.
Telor war wirklich froh gewesen, ihn in den letzten Tagen nicht gesehen zu haben. Doch kaum dass der Drakh die Kommandozentrale wieder betreten hatte, waren auch all die Gefühle des Widerwillens in dem Romulaner zurück gekehrt.
Er war doch dem Imperium wirklich immer treu gewesen. Nichts konnte auch nur im Entferntesten darauf hindeuten, dass seine Loyalität zweifelhaft war. Womit also hatte er es verdient, gleich von zwei Personen auf seinem eigenen Schiff so herum kommandiert zu werden? Seine Miene verfinsterte sich weiter, er widersprach aber nicht. Er spürte den kühlen, berechnenden Blick Pelaks in seinem Nacken, als er sich wieder zum Schirm umdrehte. Die plötzliche Unterbrechung der Auseinandersetzung gefiel ihr nicht, wie er bemerkt hatte. Vielleicht würde ihr nun endlich bewusst werden, dass er den Drakh nicht deshalb so verachtete, weil er mit dem Tal Shiar im Bunde war, sondern weil er sich offensichtlich anmaßte das Wort zu führen, wie es eigentlich nur dem Kommandanten zustehen sollte.
Natürlich war auch Subcommander Pelak die Herablassung des Alliierten nicht entgangen. Hatte sie es bislang genossen, Telor zuzusehen, wie er sich grämte die Anweisungen des Drakh auszuführen, entwickelte sie inzwischen selbst eine immer stärkere Antipathie gegen seine selbstgefällige Art.
„Ich wünsche das Ergebnis zu sehen.“, röhrte der Drakh. Schon erhellte sich ein Display zu seiner Linken.
Pelak nahm die Anzeige ebenfalls kritisch unter die Lupe. „Was ist das?“, wollte die Vertreterin des Tal Shiar misstrauisch wissen. Sie deutete auf verschiedene Markierungen und musterte den Drakh dabei scharf.
Sein Gesicht blieb die undurchsichtige Maske, die es schon seit Beginn der Reise gewesen war. „Ein Problem.“
„Sie haben uns versichert, dass es keine Probleme geben würde.“, zischte Pelak noch erboster als zuvor.
„Wie es aussieht, befinden sich auf dem Planeten jedoch mehrere Sprengsätze. Das Risiko ist zu groß. Wir ziehen uns zu der Basis zurück und entwickeln einen neuen Plan.“, beschloss der Drakh gebieterisch. Gerade als er sich zum Gehen wenden wollte, hielt Telor ihn zurück: „Das ist Unsinn. Die Scanns sehen mir mehr danach aus, als wären an diesen Stellen Sprengsätze detoniert, als dass welche dort seien. Und selbst wenn... Sie stellten keinerlei Bedrohung für uns da... im Gegenteil, könnten wir sie zu unserem Vorteil...“
„Halten Sie die Position!“ Der Alliierte wollte sich nicht aufhalten lassen und tat es auch nicht. Zischend schloss sich die Tür hinter ihm und Telors Blick wanderte zu Pelak. Diesmal war es weniger ein Blick, der ihre Präsenz hier missbilligte als einer, der aussagte, dass ihm sehr wohl bewusst war, dass der Drakh nicht nur ihn nervte.
„Wir haben unser Gespräch noch nicht beendet.“, verkündete die Tal Shiar Offizierin. „Dennoch rede ich zuerst mit unserem... Gast.“ Pelak schürzte die Lippen und verließ ebenfalls die Brücke.
„Was wollen Sie?“, fragte Mollari barsch. Der Bildschirm vor ihm zeigte ein dunkles Bild auf dem nur schemenhaft eine Gestalt zu erkennen war. Die Stimme der Person war verzerrt und nicht zu erkennen.
„Ich warne Sie – geben Sie Ihre Wehr auf. Oder wir haben keinerlei Verwendung mehr für Ihre Unterstützung. Wir haben neue Alliierte. Alliierte die nur darauf warten, Centauri Prime völlig zu übernehmen. Führen Sie alle Angriffe wie geplant weiter und fügen Sie sich.“, rasselte die Stimme.
„Sie können nicht...“, setzte der Imperator an und hielt inne. Wahrscheinlich konnte er doch. Der Planet der Centauri hatte in den vergangenen Jahren das Feuer gesehen. Zuviel Feuer. Der Konflikt mit der Interstellaren Allianz schwelte schon lange daher und es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer Eskalation käme. Ein weiterer Gegner würde den Todesstoß für die Centauri-Republik bedeuten. Mollari musste nicht zu ende sprechen. Die schemenhafte Gestalt sprach: „Wir können und wir werden. Ihr Volk wird für jeden Widerstand zahlen.“
Der Bildschirm wurde nur eine winzige Spur dunkler, denn die Verbindung war unterbrochen worden.
Wieder einmal wurde dem Centauri bewusst in was für einer furchtbaren Lage sich sein Volk und seine Heimat befand. Weitere schreckliche Zeiten standen ihnen bevor.
„Wir sind hier, um unseren Teil der Vereinbarung einzuhalten.“ Pelaks Stimme war lauernd. Sie stand in Mitten der Tür zu dem provisorischen Quartier des Drakhs, das fast völlig im Dunklen lag. Das einzige Licht in diesem Raum kam durch die Beleuchtung auf dem Gang davor. Die Romulanerin fixierte ihr Gegenüber scharf, während sie auf eine Reaktion wartete. Sie sollte jedoch noch keine erhalten. „Warum sind Sie hier?“, schob sie daher nach einer Minute nach.
„Wir sollten zur Basis zurückkehren.“ Der Drakh huschte an ihr vorbei und steuerte ihr voran wieder die Brücke an. Zweifellos um weitere Instruktionen zu geben.
„Nicht bevor Sie nicht Ihren Teil der Abmachung eingehalten haben.“ Die Romulanerin hatte alle Mühe, nicht laut zu werden. Gerade die Tatsache, dass es dem anderen so viel leichter fiel, stets so ruhig zu bleiben, provozierte sie gewaltig. Sie hätte es besser verkraftet, hätte er sie angekeift oder angeschrien. Aber die betonte Gleichgültigkeit, welche doch stark an die Emotionslosigkeit eines Vulkaniers erinnerte, trieb sie fast in den Wahnsinn. Nicht die geringste Gefühlsregung ging von diesem Wesen aus.
Pelak fragte sich, ob dem Drakh bewusst war, wie dünn das Eis inzwischen war, auf dem er sich bewegte. Jetzt die Vereinbarungen platzen zu lassen, würde sie als das Scheitern der Allianz bewerten. Zwar traute sie ihm ohnehin nicht, doch sie an der Nase herum zuführen, bedeutete auch, mit dem Romulanischen Imperium zu spielen. Das konnte sie keinesfalls dulden.
„Ein Exemplar unserer Keeper-Technologie ist in diesem Moment bereits unterwegs zu ihrem Senator.“, erklärte der Drakh. Nun zum ersten Mal, machte er den Eindruck, als sei er zufrieden. Doch Pelak zweifelte an der Aufrichtigkeit der Geste. Für einen Moment herrschte Stille. Eine Stille, welche der Romulanerin alles andere als gefiel. Es klang nach Fehler; nach Falle.
„Damit ist Ihr Teil erfüllt?“, hakte Pelak noch einmal mit aller Autorität nach, die sie aufbringen konnte.
„Ja.“
Die Hand der Romulanerin zuckte, ehe sie die Hände hinter dem Rücken verschränkte. In diesem Moment hatten sie die Kommandozentrale des Schiffes erreicht. Telor warf nur einen flüchtigen Blick zur Tür.
„Enttarnen.“, wies der Drakh an. Telor nickte den Befehl ab, davon ausgehend, dass sie den Planeten nun doch angriffen.
„Gefechtsstationen besetzen.“, ordnete der Kommandant an.
„Wir kehren zur Basis zurück.“, widersprach das schuppige Wesen.
Telor fragte sich, was die beiden soeben besprochen hatten. Das Gesicht halb nach hinten gewandt um diesen Befehl bestätigt zu wissen, zog er eine Augenbraue hoch.
Pelak sog in der gleichen Zeit hörbar die Luft ein. Sie war niemand der auf irgendwelche Vereinbarungen sonderlich viel gab. Aber auf das romulanische Imperium... „Unsere Vereinbarung sieht nach dieser Mission die sofortige Rückkehr nach Romulus...“
„Diese Vereinbarung hat sich erledigt.“, unterbrach der Drakh sie betont gleichgültig. „Für die Rückkehr ist es ohnehin zu spät.“ Damit hatte er die Aufmerksamkeit auch des letzten Brückenbesatzungsmitglieds auf sich gezogen. Zwar hatte er nicht wirklich gesagt, was Sache war, aber dass dies nichts Gutes bedeuten konnte war jedem klar. Pelaks Augen wurden zu schmalen Strichen. „Zu spät?“, wiederholte sie seine letzten Worte.
„Sie wollten einen Keeper. Jetzt haben Sie einen.“, bestätigte der Drakh, der – anders als die Romulaner – sehr wohl wusste, was dies bedeutete. Fraglich war allerdings, ob es klug gewesen war, die Tatsachen so offen auszusprechen. Vielleicht war dem Alliierten auch einfach nicht bewusst, wie gefährlich das war.
„Nun denn.“, meinte Pelak. Ihren Disruptor hatte sie längst gezogen. Nun betätigte sie ihn. Doch selbst bei höchster Intensität dauerte es einige Sekunden, ehe der Drakh sich sozusagen in seine Moleküle auflöste. Diese Rasse war zäher als sie dachte.
Noch bevor die Romulanerin den Abzug ihrer Waffe betätigt hatte, war Telor klar gewesen, was nun geschehen würde. Er drehte sich wieder nach vorne: „Rufen Sie den Senat – höchste Dringlichkeitstufe. Wir müssen ihnen den Unfall unseres Alliierten erklären.“
„Und sie warnen.“, fügte Pelak hinzu.
[Währenddessen auf Babylon 5]
„Captain Needa!“ Präsident Sheridan klang überaus erfreut und ergriff die Hand der Trill-Hybriden. „Schön, dass Sie endlich da sind.“ Er begrüßte auch ihre Begleiter Andreas Summers und Tannier und ging den Gästen dann voraus in den Besprechungsraum. Elizabeth Lochley, die beim Empfang der Föderierten ebenfalls dabei war, nickte ihnen lediglich knapp zu und folgte Sheridan schweigend.
„Hat man noch etwas zu den Angriffen heraus gefunden?“, wollte Needa wissen. Sie richtete ihre Frage bewusst an Lochley, die neben ihr ging.
„Nein.“, antwortete sie nur. Diese Gespräche sollten, wie sie fand, nicht an die Öffentlichkeit getragen werden und so lange sie nicht hinter verschlossenen Türen saßen, hatte sie das Gefühl, dass jeder ihnen zuhören konnte.
Keine halbe Stunde später hatte Needa nun erfahren, was sie wissen wollte. Es hatte noch weitere Angriffe gegeben, allerdings wesentlich weniger als zuvor. Und der Verdacht, dass die Centauri die Angreifer waren, erhärtete sich weiter. Aber Sheridan schien sich nicht sicher zu sein, ob sie es wirklich waren, oder ob nur jemand versuchte es ihnen in die Schuhe zu schieben.
„Alles was wir diesbezüglich mit Sicherheit sagen können“, meinte Lochley, „ist, dass die undichte Stelle nicht auf Babylon 5 ist. Die Informationen über die Transporter müssen von der Station Jota kommen.“ Wie schon beim vergangenen Besuch der Katana, war sie auch heute nicht begeistert, diese Angelegenheit nicht selbst regeln zu können. Zwar war ihr auch klar, dass es bereits genügend Probleme gab, die ihrer Aufmerksamkeit bedurften und Jota lag eindeutig außerhalb ihres Einflussbereiches, aber sie konnte sich nunmal nicht erklären, warum sie der Sternenflotte in dieser Sache trauen sollte. Warum sollten diese Leute sich einfach so bereit erklären, derlei Probleme für sie zu lösen oder ihnen dabei behilflich zu sein.
Und nun waren sie auch noch mit Verstärkung hier. Einerseits verständlich nach dem Zwischenfall bei dem letzten Aufenthalt in diesem Universum, andererseits schienen ihr vier Begleitschiffe doch ein wenig übertrieben. Sicher, wenn sie das Angreiferschiff, welches ja aus dem anderen Universum gestammt hatte, hier finden wollten, konnten sie jede Hilfe brauchen. Davon mal abgesehen vertraute sie Sheridan und seinen Entscheidungen, wenn sie ihr diesmal auch nicht unbedingt in den Kram passten. Dennoch... Elizabeth blieb misstrauisch.
„Und was erwarten Sie jetzt von uns?“, hakte Needa nach. „Wie ich ja schon einmal sagte, sind wir bereit Ihnen zu helfen. Aber,… wenn hinter dieser Sache ein größerer Konflikt steht, kann und werde ich mich nicht einmischen.“ Lochley nickte fast unmerklich mit dem Kopf. Dieses eine Mal schienen sie gleicher Meinung zu sein. Sie wollte Needa und ihre Leute ohnehin nicht in den eigentlichen Konflikt, welcher sich immer deutlicher abzuzeichnen begann, hineinziehen.
„Das sollen Sie auch nicht. Wir hoffen nur herauszufinden, ob es sich bei den Angreifern tatsächlich um Centauri handelt und ob sie ihre Informationen von Jota bekommen. Sie könnten sich dort für uns umsehen und vielleicht umhören.“, erklärte Lochley. „Uns ist das zur Zeit leider nicht möglich. Wer auch immer die Transporter abfängt, hat uns sicher im Auge.“
„Entschuldigung Sir, aber Imperator Mollari wünscht Sie sofort zu sprechen.“, platzte Corwin plötzlich in die Besprechung. Er hatte nun schon lange genug versucht, Mollari abzuwimmeln. Der Centauri war jedoch ein sehr dickköpfiges Wesen.
Sheridan machte keinen sehr glücklichen Eindruck. „Ich erledige das.“, kam Captain Lochley ihm rasch zuvor und verschwand. Sie wusste, dass dem Präsidenten diese Besprechung sehr wichtig war.
„Wenn Sie beobachtet werden, wird man dann nicht auch darauf achten, was wir tun?“, gab Summers zu bedenken, nachdem sich die Tür hinter der Stationskommandantin geschlossen hatte.
„Sicher. Aber sind Sie nicht hier, um das Schiff zu finden, das Sie angegriffen hat? Deshalb haben Sie doch auch Verstärkung mitgebracht…“ Sheridan sah die Gäste vielsagend an.
„Ich denke auch“, meinte Needa dann, „dass wir am besten bei den Koordinaten anfangen zu suchen, bei denen wir ihnen das letzte Mal begegnet sind. Meines Wissens war doch diese Jota-Station gar nicht mal so weit weg!?“
„Richtig. Möglicherweise wissen sie dort auch wohin das Schiff weiter geflogen ist… haben es wieder gesehen…“
„Und wenn wir uns ein wenig umhören dürfen…“, Summers grinste leicht. Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als Lochley zurückkehrte. Wütend sah sie in die Runde und funkelte Needa giftig an. „Dachten Sie etwa, wir würden das nicht mitbekommen?“
Überrascht zog die Trill die Stirn kraus. „Wie bitte?“
„Was ist passiert?“, mischte Sheridan sich ein.
„Ich weiß nicht, welches Spiel Sie spielen, aber ich werde es Ihnen verderben.“, wütete Lochley los. „Eines Ihrer Schiffe bedrohte vorhin Centauri Prime – aus welchen Gründen auch immer. Soviel also zum Thema nicht einmischen!“ Derlei Aktionen fielen – wie die Kommandantin schnell gelernt hatte – viel zu schnell auf Babylon 5 und die interstellare Allianz zurück. Sinngemäß hatte sich auch Mollari geäußert.
„So ein Unsinn. Unsere Begleitschiffe liegen alle auf den ihnen zugewiesenen Parkpositionen. Wenn eines diese Position verlassen hätte, müssten Sie es bemerkt haben.“, erwiderte Needa säuerlich.
„Oh – es war keines dieser Schiffe. Es gibt Aufzeichnungen.“ Damit schaltete sie das Bild eines alten Galaxy-Klassse-Schiffes auf einen kleinen Bildschirm. Die Föderations-Gäste staunten nicht schlecht.
„Das ist unmöglich.“ Ariell war irritert. Nicht nur dass sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass die Abbildung nicht echt war, ein Föderationsschiff, das einen Planeten (dieses Universums) bedrohte, war einfach unlogisch.
„Ist das eins von Ihren Schiffen?“, wollte Sheridan ruhig wissen. Aber es war klar, dass er mindestens so überrascht war, wie Needa. Allerdings glaubte sie auch eine Spur aufkeimenden Misstrauens heraus gehört zu haben.
Ariell dachte nach, was dies zu bedeuten haben könnte. Im Grunde war es natürlich schon möglich, dass es sich um ein Föderationsschiff handelte. Aber warum war es hier? Warum hatte man sie nicht davon unterrichtet? Und warum sollte es Centauri bedrohen? Das ergab doch einfach keinen Sinn! Auf der anderen Seite – das was sie sah, war ein Föderationsschiff. Das Design der alten Galaxy-Klasse war unverkennbar.
„Reden Sie schon.“, grollte Lochley. „Auf die Ausrede bin ich gespannt.“ Sie hatte also doch Recht gehabt, ihnen nicht zu trauen. Ihr Gefühl trog sie in solchen Dingen nur äußerst selten.
„Das kann ich so nicht sagen.“, antwortete der Captain der Katana dann schließlich. Fragende Blicke sahen ihr entgegen. „Dieses Schiff sieht tatsächlich aus, wie eins von unseren, ja. Aber ich wüsste keinen Grund, warum es hier sein sollte oder auch nur im Entferntesten einen Planeten bedrohen… Wenn ich die Möglichkeit hätte, Sensor-Aufzeichnungen einzusehen und unser Hauptquartier zu rufen, könnte ich sicher mehr sagen.“
„Ha! Sie wollen leugnen von diesem Schiff zu wissen? Es ist eins von Ihren!“ Elizabeth Lochley verschränkte die Arme. Diese Ausrede genügte ihr ganz und gar nicht.
„Da gibt es nichts zu leugnen. Wir kehren jetzt auf die Katana zurück, damit ich das Hauptquartier rufen kann.“, entschied Needa grimmig. Sie stellte sich unmittelbar vor Lochley und feuerte deren durchdringenden Blick ebenso zurück.
„Also… was denken Sie?“, fragte Ariell sofort, als sie im Transporterraum der Katana rematerialisiert waren.
„Ehrlich gesagt weiß ich nicht recht, was ich davon halten soll. Könnten die Romulaner etwas damit zu tun haben?“
„Ich weiß es nicht. Zwar habe ich daran auch schon gedacht – und so sehr ein solch intrigantes Spiel zu den Romulanern passt – sie haben wahrscheinlich genauso wenig Gründe Centauri zu bedrohen, wie wir…“ Auf Needas Stirn bildete sich eine steile Falte, als sie über der Sache grübelte. Irgendwie hatte die Angelegenheit einen bitteren Beigeschmack. Was war hier faul?
„Wenn Sie gestatten, Captain.“, begann Tannier, der sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten hatte. Ihm war bewusst, dass die Gespräche hier von den beiden Führungsoffizieren geführt würden. Nun aber schaltete er sich doch ein. „Ich weiß, Sie kennen die Sternenflotte – die Föderation wesentlich besser als ich und ich mag mich irren – aber ich kann mir genauso wenig vorstellen wie Sie, dass es sich um eine mutwillige Bedrohung handelt.“
„Falls das wirklich ein Föderationsschiff ist.“, fügte Summers zweifelnd hinzu. Tannier nickte: „Möglicherweise kann ich über meine Kontakte mehr zur aktuellen Situation herausfinden. Die Besprechung mit Mister Sheridan und Miss Lochley war dahingehend nicht sehr ergiebig.“
Ariell seufzte schwer, nickte aber ebenfalls. „Ja. Versuchen Sie es. Wir können jede Information brauchen. Und Sensor-Aufzeichnungen wären hilfreich...“