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Von transplanetaren Geschenken

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Von transplanetaren Geschenken
Autor: Dalen Lazarus
Anfangssternzeit: 57615,92
Endsternzeit: 57616,24
Anfangsdatum: 13.08.2380 (10.05 Uhr)
Enddatum: 13.08.2380 (13.01 Uhr)


Richter Barom beugte sich vor und schaute zu erst zur Klägerschaft, dann zur Verteidigung und meinte dann mit feierlichem Ton: „Ich bitte die Staatsanwaltschaft sowie die beiden Parteien um ihre Plädoyers und ihre Eröffnungsgebote.“

Damit begann der Staatsanwalt. „Verehrter Richter, meine Kollegen“, dabei wandte er sich den vier Anwälten des Anklägers Omag zu. Den Verteidiger der Angeklagten, Morlock, würdigte er keines Blickes. Stattdessen fixierte er die Twi'lek. „Wir haben uns hier versammelt, um die schreiende finanzielle Ungerechtigkeit zu verhandeln, welche die dort sitzende Weibliche begangen hat.“ Er schüttelte sich. Er war ein Ferengi der alten Garde. Die neuen Rechte der Frauen bereiteten ihm sichtliches Unwohlsein. „Dabei hat sie zwei ruchlose Taten begangen. Sie stehen unstrittig in Verbindung zueinander. In beiden Fällen haben sie das finanzielle Recht meines Mandanten Omag in empfindlicher Weise beeinträchtigt.“

Der Staatsanwalt stand auf und trat zwei, drei Schritte um seinen Tisch herum. „Ich komme zunächst zum Punkt zwei der Anklage: Diebstahl des Raumschiffes und der darauf befindlichen Besitztümer des Ferengis Qrek. Die Angeklagte befand sich unstrittig auf besagtem Schiff, als die Katana der uns hochgeschätzten Föderation sie aufgriff.“ Er bleckte die Zähne im Versuch eines Lächelns und richtete es an Zhabia Velain. Doch der Versuch sich einzuschmeicheln schlug fehl, als diese nur kurz die Nase rümpfte und ausschnaubte.

„Es ist festzuhalten, daß die Katana das Vermögen bewahrte, indem sie verhindert hat, daß das entwendete Schiff auf den Planeten Ascari III stürzte. Doch wie kam das Schiff in diese Lage. Offensichtlich hat sich diese Weibliche in ihrer Profitgier überschätzt, denn sie konnte das Schiff nicht steuern. Ihr Fehlverhalten hätte beinahe den Verlust von Vermögen zur Folge gehabt. Für diesen Diebstahl ist sie zu bestrafen.“

Freudig schrieb der protokollierende Ferengi mit. Er hoffte, daß der Staatsanwalt weiter so gesprächig blieb, denn er wurde nach der Anzahl der Wörter bezahlt.

„Doch die Angeklagte hat sich eines zweiten Verbrechens schuldig gemacht“, führte der Staatsanwalt sein Plädoyer fort. „Die Weibliche war mit den Arbeitsbedingungen an Bord unzufrieden. Ihr Ziel war es, aus dem Vertrag mit ihrem Arbeitgeber auszutreten. Um das zu verwirklichen...“, er vollführte eine Kunstpause. „... ermordete sie kaltblütig den Arbeitgeber und Besitzer des Schiffes, der sich ebenfalls an Bord befand.“ Die ferengischen Zuschauer im Saal amüsierten sich köstlich und erschraken wie geplant. „Zielbewußt hat sie sich dazu ihr Vertrauen erschlichen und nutzte ihre Stelle als Köchin an Bord. Bei der erstbesten passenden Gelegenheit hat sie das Essen des hochgeschätzten Ferengi Qrek mit einem schleichenden Gift versehen. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie qualvoll er gestorben sein muß! Für diesen heimtückischen Mord aus nicht finanziellen Interessen muß sie ebenfalls bestraft werden. Ich danke Ihnen.“

Mit diesen Worten sah er kurz in die Augen des Richters, beendete sein Plädoyer und setzte sich wieder.


Frank Lincoln hatte sich einen großen Rucksack und einen kleinen Beutel mitgenommen. Der große Rucksack hing schwer an seiner Schulter. Er war bis oben hin mit Streifen aus goldgepreßtem Latinum gefüllt. Den kleinen Beutel würde Frank immer neu mit Streifen füllen für die kleinen Bestechungen hier und da. So blöd würde er sein, einem habgierigen Ferengi zeigen, daß auch sein Rucksack Latinum enthielt. Dann würde er hier kaum etwas herausfinden können.

Hier, das war in der angesehensten Einkaufspassage, die man in der ferengischen planetaren Hauptstadt nur finden konnte. Er hatte beim ersten Informationshändler am Eingangseck der Passage erfragt, oder genauer gesagt, erkauft, wo die Gebrüder Qrek und Omag ihr Geschäft hatten. Genau vor diesem Geschäft hatte er nun Halt gemacht.

„Transplanetarer Feinkost- und Geschenkeladen“, zeigte das Werbeschild über den Schaufenstern in großen, neonfarbenen und blinkenden Lichtern auf ferengisch, klingonisch und Sternenflottenstandard. „Ich glaube, hier bin ich richtig“, murmelte Lieutenant Lincoln. Er näherte sich der Tür und versuchte einen Blick hinein zu erhaschen. Es waren keine Kunden zu sehen. Die Regale waren in der Regel halb gefüllt mit irgendwelchen verpackten Sachen. Was genau, davon war er zu weit weg. Er kramte in seinem Beutel nach einem Slip Latinum, um den Eintritt für das Geschäft zu entrichten. Er steckte den Slip in den dafür vorgesehenen Schlitz am Automaten, doch er blieb stecken. Verwundert hob er ihn ein wenig heraus und stupste ein paar Mal wieder herein. Er zog ihn heraus und entdeckte ein Täfelchen. „Drücken Sie den roten Knopf“, stand in kleinen Buchstaben darauf. Und richtig, darunter war er und schien kaum benutzt zu sein. Vorsichtig drückte Frank den Knopf.

„Willkommen bei Qreks und Omags Feinkostladen. Bitte nehmen sie dieses Geschenk und treten Sie ein“, gab das Gerät von sich und schob einen Slip Latinum nach oben aus dem Schlitz. „Merkwürdig, irgendetwas ist hier faul“, dachte der Sicherheitschef sich. „Ferengi geben doch nichts freiwillig her.“ Dabei nahm er das Latinum an sich, steckte es in seinen Beutel und trat ein.


„Damit erteile ich dem Verteidiger der Angeklagten seine kostenpflichtige Redezeit“, nahm Richter Barom das Wort an sich und reichte es sogleich weiter.

Morlock stand auf und trat nun seinerseits um den Tisch herum, an dem Rhâl und er zu Beginn der Verhandlung platzgenommen hatten. Er bewegte sich ein wenig auf die Seite des Saals und hatte wenigstens aus den Augenwinkeln die meisten Anwesenden im Blick.

„Werter Richter, geschätzter Staatsanwalt, anwesendes Publikum“, eröffnete er sein Plädoyer auf die klassische Art. Wie schon Seneca der Ältere gesagt hatte, wäre auch er im Übrigen für die Zerstörung Karthagos gewesen (vgl. Asterix – Die Lorbeeren des Cäsar *g*). Doch diesen Kommentar behielt er für sich und für die Fälle auf, in denen er Büscherwürmer auf Muschpoke Literia vertreten würde.

„Ich trete hier für die Angeklagte ein, weil ich von ihrer Unschuld überzeugt bin.“ Ein kurzes Raunen flog durch den Saal. „Die Punkte der Anklage sind dargelegt und scheinen einleuchtend. Sämtliche Indizien scheinen darauf hinzudeuten, daß Rhâl ihren Arbeitgeber kaltblütig umgebracht hat im Sinne der Anklage. Doch sind sie nicht viel mehr als nur oberflächlicher Natur? Die Staatsanwaltschaft interpretiert sie in Omags finanziellem Interesse. Obgleich das legitim ist, interpretiert sie falsch!“ Morlock unterbrach seine Rede, als Gemurmel den Saal erfüllte.

„Ruhe im Saal“, rief der Richter und nur wenig später war sie eingetreten.

„Es steckt eine andere Wahrheit hinter den Geschehnissen, als die Indizien vermuten lassen. Lassen Sie mich die beiden Punkte der Anklage wiederholen. Totschlag ohne finanzielle Absichten. Und Diebstahl des Raumschiffes und der Besitztümer des Ermordeten. Ich frage sie nun, wie paßt das zusammen? Einem Diebstahl unterliegt ein finanzielles Interesse, laut den Erwerbsregeln der Ferengi. Wie kann also der Totschlag, der erwiesenermaßene Totschlag ohne finanzielle Interessen sein? Die Anklage widerspricht sich!“, Morlock sah die Staatsanwaltschaft an. „Sie widerspricht sich!“, sah er dem Richter in die Augen. „Können Sie mir das erklären?!“, rief Morlock das versammelte Publikum an.

Der Saal erscholl voll lautem Gerede, sodaß man seine eigenen Gedanken bald nicht mehr hören konnte. Nicht-Ferengi begannen zu diskutieren. Gerade die Ferengi im Raum waren bestürzt, doch alles andere als sprachlos.

„Ruhe im Gerichtssaal!“, rief Richter Barom, doch seine Stimme ging auf den ersten paar Metern verloren. „Ruhe im Gerichtssaal!“, rief er nun lauter, doch ohne etwas zu bewirken.

„Ruhe im Gerichtssaal!“, donnerte er nun. In seiner rechten Hand hielt er eine Art kleine Ausgabe eines Nagusstabes. Der kunstvoll verzierte Kopf von Nagus Gint war eine Kostbarkeit für sich und bestand aus goldgepreßtem Latinum feinster Güte. Er steckte auf einem breiten Stab aus dunklem Holz, etwa doppelt so lang wie die Faust des Richters. Eben diese Faust ließ er kraftvoll auf seinen Verhandlungstisch niederkrachen. Langsam. Dreimal. Nachdem das letzte Bummen des Holzes verklungen war, herrschte im Saal vorsichtige Stille. Niemand wollte sich eine kostenpflichtige Verwarnung einhandeln.

„Das hochgeschätzte Publikum verläßt den Saal. Die öffentliche Sitzung wird vertagt“, erklärte er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. „Die Beteiligten des Verfahrens bleiben zur Klärung dieses neuen Sachverhalts.“


„Mister Tannier“, rief Captain Needa ihrem Ersten Offizier zu. Der Minbari horchte auf und wandte sich dem Captainssessel zu. „Ja, Mam?“, fragte er höflich und verneigte leicht seinen Kopf. „Was wissen Sie über die bilateralen Verträge zwischen den Ferengi und der Föderation?“ „Wenn ich ehrlich bin, dann nicht viel, leider. Weshalb fragen Sie?“ „Nun, ich frage mich, ob wir Rhâl nicht in irgendeiner Weise zusätzlich unterstützen können. Vielleicht gibt es irgendwelche Auslieferungsverträge oder -verbote. Vielleicht auch etwas, das mit herrenlosen Schiffen zu tun hat?“ „Da bin ich überfragt, Captain. Aber ich werde sehen, was ich tun kann, um etwas herauszufinden.“

Tomm, der bislang der Unterhaltung mit halbem Ohr zugehört hatte, wurde plötzlich hellwach. Er fand es alles andere als prickelnd, stundenlang aufzupassen, daß die Schiffsautomatik die Katana nicht auf Ferenginar abstürzen ließ. „Captain, Mam?“, versuchte er sich, Gehör zu verschaffen. „Ja, Mr. Lucas?“ „Ich würde mich gern freiwillig melden und Commander Tannier dabei helfen, Mam“, bot er sich an. „Ah ja?“, fragte Ariell nach. „Wissen Sie, ich bin mitten in meinem Kurs an der Akademie für interstellares Recht. Ich bin grad einigermaßen fit in diesem Juristen-Kauderwelsch. Und etwas zusätzliche Übung schadet mir bestimmt nicht“, grinste er die beiden führenden Offiziere auf der Brücke an.

„Wenn Sie nichts dagegen haben, Captain?“, fragte Tannier. „Keineswegs. Lassen Sie sich ablösen, Mr. Lucas und graben Sie mir mit Commander Tannier etwas aus, das ich gebrauchen kann“, ermunterte Ariell ihre beiden Offiziere.


Ein dicker, kleiner Ferengi saß in einem riesigen Bürostuhl, lehnte nach hinten und hatte die Füße auf dem Verkaufstresen abgelegt. Nicht schön, dafür aber umso lauter schnarchte er mit einem Gerät um die Wette, das Frank Lincoln an eine Schweizer Kuckucksuhr erinnerte, nur daß bei diesem Ding hier zwei automatische Holzfäller so taten, als würden sie Holz sägen.

Leise schlich der Sicherheitschef nah an den Tresen heran. Es würde seiner Befragung sicher nicht schaden, dem kleinen Kerl vorher ein schlechtes Gewissen zu verpassen. Laut hörbar räusperte er sich und schubste den Ferengi an seinen Füßen. Dessen Lider ploppten so weit auf, als wollten sie die Augen loswerden wollen. Irgendwie paßte das, was er gerade sah, nicht zu seinem anzüglichen Traum, den er süß bis gerade geträumt hatte. Sein Hirn war immer noch mit dieser nackten Orion-Frau beschäftigt. Mehr als ein „Häh?“, brachte er nicht zustande. „Hehem“, räusperte sich Frank erneut. „Wie? Einen Moment, ich komme!“, brachte der verdutzte Ferengi hervor und begriff nicht, daß sein Kunde schon längst im Laden war. Das einzige, was sein hektischer Versuch aufzustehen hervorbrachte, war, daß er sich mit dem einen Fuß vom Tresen abstieß und nur wenige Sekunden später samt Stuhl auf den Boden krachte.

„Äh, bin schon da“, ergänzte er und rappelte sich mühsam aus den letzten Trümmern seines Traumes auf. „Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Sie sind Omag?“, begann der Sicherheitschef der Katana ganz unverfänglich. „Ich, o nein, nein. Ich bin hier nur die Aushilfe und halte die Stellung. Worum handelt es sich?“ „Hm, es ist etwas, das ich eigentlich nur mit ihrem Chef besprechen könnte“, machte Frank sein Gegenüber neugierig. Wenn Ferengi etwas besaßen, daß ihrer Profitgier nahe kam, dann war es ihre sprichwörtliche Neugier. „Oh. Der ist außer Haus. Kann ich ihm etwas ausrichten?“, fragte der kleine Kerl. „Wer sind Sie denn überhaupt?“, hakte der Mensch nach. „Flinn. Sie können mich Flinn nennen.“ „Hm ... ein recht vertrauenswürdiger Name“, schmeichelte Lieutenant Lincoln.

„Ich müßte wissen, wo er sich befindet, weil ich ihm ein Geschäft vorschlagen wollte.“ „Oh, der sitzt gerade zu Gericht. Also nicht beim Essen, oder so. Sondern in einer Gerichtsverhandlung. Was für ein Geschäft denn?“ „Ach, es geht nur um ein paar Barren Latinum. Weshalb ist er denn vor Gericht? Was hat er ausgeheckt?“, lockte der Sicherheitschef ein wenig. „Omag heckt doch nicht aus, was denken Sie denn! Er ist ein durch und durch ehrbarer Geschäftsmann. Sein Bruder ist getötet worden. Und denken Sie nur, von einer Weiblichen. Wie furchtbar.“

„Ja, tatsächlich. Und das, wo mich Qrek doch an seiner letzten geplanten Transaktion teilhaben lassen wollte.“ „Er wollte sie teilhaben lassen?“, bemerkte Flinn skeptisch. Doch Frank setzte nun alles auf eine Karte. „Ja. 10 Barren Latinum habe ich angezahlt. Und er hat mir nicht einmal erzählt, womit er meinen Profit erwirtschaften wollte. Wie unverschämt, denken Sie nur!“ „Oh, das ist schade. Gerade, wo es in die Hose gegan...“, verschluckte sich der kleine Dicke. „Bitte was?“, hakte Frank nach. „Nichts, nichts.“ „Es ist was?“ „Öhm...“

„Ah, ich verstehe“, seufzte der Sicherheitschef theatralisch und fischte in seinem Beutel nach einem Streifen Latinum. „Für Ihre Mühe“, sagte er und reichte das glänzende etwas weiter. „Ich verstehe nicht, was Sie meinen?“ „Vielleicht hilft Ihnen das hier weiter.“ Frank reichte dem habgierigen kleinen Mann insgesamt sechs weitere Streifen, ehe dieser zufrieden schien. „Öhm ... wie ich sagte, es ist nichts ... eigentlich dürfte ich nichts wissen ... und ich sage Ihnen jetzt auch nichts. Mein Boß hat da diese eine Weibliche aufgegabelt ... ein Traum von einem Körper, sage ich Ihnen ... wenn ich sie doch nur in Natura gesehen hätte“, begann Flinn schmachtend. „Jedenfalls hatte Qrek einen unfehlbaren Business-Plan. Nach einer hübschen Gehirnwäsche für die Weibliche sollte sie schlicht und einfach die Menschheit vernichten. Von dem Verkauf des Plans hätte mein Boß die nächsten Jahrhunderte in Saus und Braus leben können. Im Vertrauen gesagt ... Sie haben doch vertrauen?“, sagte er und blickte den Mensch aus treuherzigen Augen an. Der seufzte wieder und reichte im weitere drei Streifen Latinum, bis Flinn zufrieden war. „Im Vertrauen ... meine Chefs sind ziemlich pleite, das Geschäft läuft nicht gut. Hätte ich nicht diesen blöden Knebelvertrag abgeschlossen, ich wäre längst über alle Berge, mein Glück zu machen.“

„So ist das ...“, murmelte der Sicherheitschef, bei dem ein paar Murmeln in die richtigen Löcher fielen. Irgendwie schien der Schuß nach hinten losgegangen zu sein. Entweder hatten sie mit Rhâl die falsche erwischt, oder in jedem Fall ging die Hirnprogrammierung schief. „Der Plan scheint mir ganz profitabel zu sein“, ergänzte er laut. „Danke für Ihre Auskunft. Mein Trinkgeld an Sie wird nicht undankbar sein, sollte der Plan gelingen“, schmeichelte er den großen Ohren mit Beinen dran. Kaum hatte dieser das vernommen, hörte er gar nicht mehr mit dem Ausplaudern auf.


„Wie kommen Sie auf die Idee, die Staatsanwaltschaft sei im Irrtum?“, verlangte Richter Barom von Morlock zu wissen. „Das habe ich doch soeben klar dargelegt. Obwohl die Indizien für die Punkte der Anklage sprechen, kann der Sachverhalt so nicht stimmen. Die Anklagepunkte widersprechen sich. Somit können sie nicht beide wahr sein.“

„Was sagen Sie dazu, Quiquax?“, fragte Barom den dabeistehenden Staatsanwalt. Er zuckte leicht zusammen. „Verehrter Richter, ich, ähm, ich ...“, dabei sah er seinen Adjutanten an. „Du verdammter Tölpel, wo hast Du bloß Deine Ausbildung erkauft? Kannst Du nicht eins und eins zusammenzählen?“, sagte er und briet ihm mit der flachen Hand eins über den Hinterkopf. „Werter Richter, es scheint, daß mein Angestellter seine Pflichten vernachlässigt hat. Es ist tatsächlich so, daß die Anklage einen Widerspruch beinhaltet.“ „Aber“, versuchte der Adjutant einzuwerfen. „Still, die Gerichtsstrafe für die inkorrekte Anklage ziehe ich Dir vom Lohn ab.“

Morlock hatte einen Schritt zurückgetan und besah sich nun amüsiert schmunzelnd die Szene. Quiquax ergänzte: „Ich reiche hiermit den kostenpflichtigen Antrag an das hohe Gericht, die Verhandlung zu vertagen, um die Anklage neu aufsetzen zu können.“

„Gewährt“, beschloß Barom und hieb mit seinem Richterstab auf seinen Tisch.


„Schauen Sie mal, könnte das hier nicht passen?“, fragte Tomm Lucas und reichte Tannier das Padd. Es zeigte einen Vertragstext in juristischem Kauderwelsch. „Vertrag, betreffend ferengischen Treibguts in nicht-ferengischem Raumgebiet“, las Tannier laut vor. „Wie soll uns das weiterhelfen?“, fragte er den Kadetten. „Nun ja, das Ferengi-Schiff war führerlos. Captain Qrek war tot und Rhâl als einzig verbliebene Besatzung bewußtlos. Ich denke, das reicht, um das Schiff als Treibgut bezeichnen zu können.“ „Mit ein bißchen guten Willen, ja. Und weiter?“ „Bei einem ferengischen Treibgut in nicht-ferengischem Raum muß eine unabhängige Kommission einberufen werden, um die Sach- und Besitzfrage zu klä...“

Das Piepen des Interkoms unterbrach Tomm in seinen Ausführungen. „Commander Tannier zur Brücke“, befahl Captain Needa. „Es gibt Neuigkeiten.“ „Hier Tannier, verstanden Captain“, gab er zur Antwort. „Ich bin gespannt worum es geht. Kommen Sie mit, Kadett.“

Eine reichliche Minute später öffneten sich die Turbolifttüren und die beiden traten hinaus auf die Brücke. „Tannier, Lieutenant Lincoln hat uns interessante Neuigkeiten durchgegeben. Es spricht alles dafür, daß Rhâl gegen ihren Willen entführt worden war!“

„Das ist ja ...“, brachte Tomm heraus. „Wir müssen unbedingt die Kommission einberufen!“, sagte er. „Wir müssen bitte was, Kadett?“, fragte Ariell. „Ähm ... wenn ein herrenloses Raumschiff der Ferengi aufgegriffen wird, muß eine unabhängige Kommission einberufen werden. Laut Vertrag mit den Ferengi. Dort können wir bestimmt die neuen Beweise vorbringen.“