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SOS
Autor: Kova

Was Garrick plante war in der Theorie einfach, in der Praxis aber schwierig, außerdem alles andere als auffällig, sodass er befürchten musste, dass selbst die Katana seinen Hilferuf nicht bemerken würde. Die direkte Kommunikation war ausgeschlossen, denn dann würden ihn die Verbrecher beim ersten Laut töten. Aber als Bodenstation hatte Gemini im Orbit mehrere Satelliten, die die Sensorleistung vergrößerten. Streng genommen, herrschte also zwischen Station und Satellit ein steter Strom von Kommunikation in Form von Datenpaketen. Nun waren diese Satelliten natürlich nicht zur Kommunikation mit anderen Schiffen gedacht. Dennoch konnte man eine Audioverbindung etablieren, wenn ein Schiff Datenpakete von dem Satellit erhielt. Und genau das war nun Garricks Ziel. Er musste sich irgendwie so bemerkbar machen, dass die Katana mit dem Satellit in Verbindung trat, dann konnte er die Audioverbindung aufbauen. Und dies tat er, indem er den Rhythmus, mit dem die Station Datenpakete empfing und versendete manipulierte. Fieberhaft arbeitete er an der Konsole. Dann war es vollbracht. Von nun an wurden die Daten als SOS versendet. „Jetzt heißt es warten und hoffen“, murmelte Garrick. Und er wartete, und wartete. Doch er tat es vergebens. Auf der Brücke der Katana herrschte bedrücktes Schweigen. Kova war auf die Brücke zurückgekehrt, doch weder er noch seine Offiziere wären auf die Idee gekommen, die Satelliten rund um Gemini auch nur zu beachten. Doch warum auch? Schließlich ahnte keiner, dass Garrick nicht nur lebte, sondern sogar auf freiem Fuß war. Von der Katana war keine Hilfe zu erwarten...

Lieutenant Maturin war das Warten ein Gräuel geworden. Er saß in seinem Shuttle auf Gemini fest und seit Clayton ihn verlassen hatte, wusste er nicht mehr, was vor sich ging. Eine Situation, die ihn quasi verrückt machte. Er war nur eine Randfigur, das wusste er, und doch wollte er doch helfen. Schließlich war er der Sternenflotte beigetreten, um dem Allgemeinwohl zu dienen. Und nun saß er ganz einfach fest. Aber er war weit davon entfernt, nur Däumchen zu drehen. Stattdessen tat er etwas, was strenggenommen verboten war, von dem er jedoch nicht glaubte, dafür ernsthaft zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er versuchte sich in die Kommunikationskanäle von Gemini Station einzuhacken. Da die Station nicht länger durch die Sternenflotte kontrolliert wurde, so sagte er sich, spräche auch nichts dagegen, dies zu tun. Freilich war ihm jedoch nicht viel Erfolg beschieden, denn die Verschlüsselung musste den Geheimdiensten der gesamten Galaxie standhalten können, was konnte ein Lieutenant Junior Grade der Sicherheit da schon ausrichten? Mehrere Bildschirme zeigten die verschiedensten Kurven, Diagramme, Zahlencodes und sonstiges und seine Herangehensweise war durchaus kreativ. Doch sie blieb erfolglos. Immerhin lenkte ihn die Arbeit ab. Das er die Codes auf dem direkten Weg nicht knacken konnte, war ihm von Anfang an klar gewesen, doch seine neuste Strategie erschien ihm erfolgversprechend. Er zapfte den Satellit für die Beobachtung des Weltraumwetters an und versuchte über ihn dem Hauptcomputer Glauben zu machen, dieser sei ein Transmitter Satellit für Kommunikation und müsse über ihn Transmissionen an das Shuttle senden. Der Computer weigerte sich zwar, doch noch gab Maturin nicht auf. Als Garrick in diesem Moment anfing, die Übertragung der Datenpakete zu manipulieren, machte sich dieses auf Maturins Bildschirm ganz rechts in einem Fenster in der Mitte bemerkbar. Ein Diagramm zeichnete erst heftige Schwankungen, dann das SOS Signal auf. Doch der Lieutenant war damit beschäftigt, die Software zu bearbeiten. So verpasste auch er zuerst Garricks verzweifelten Hilferuf. Der Zufall wollte es, dass sein Blick immer wieder genervt über alle Bildschirme huschte. Und da sah er es, das SOS. Neugierig zapfte er den Satelliten an.

Garrick fiel ein Stein vom Herzen. Ehe es sich der Fremde, wer auch immer es denn nun war anders überlegen konnte etablierte er die Audioverbindung. „Hier spricht Captain Garrick Anderson, bitte melden sie sich!“ Einen Moment lang herrschte Stille. Dann fragte eine ungläubige Stimme: „Captain Anderson?“ „Ganz Recht, mit wem spreche ich?“ „Lieutenant Junior Grade Maturin“, antwortete die Stimme ehrfürchtig. „Sie sind doch aus Kovas Team, richtig?“ „Genau, Sir.“ Garrick klopfte sich im Geiste auf die Schulter, er rühmte sich seine Crew besser zu kennen als jeder andere Captain auf einem Schiff vergleichbarer Größenordnung. Doch dann wurde er wieder ernst. „Hören sie, Mr. Maturin, ich befinde mich auf Gemini Station. Ich bin, wie sie sich sicherlich denken können nicht in die Hand der...“ „Der Terroristen gefallen?“, unterbrach ihn Maturin. „Der Terroristen?“, fragte Garrick verständnislos. „Sie glauben das sind Terroristen?“ Maturin druckste herum. „Das ist mein Kenntnisstand, Sir.“ „Das erklärt einiges“, murmelte Garrick vor sich hin. Dann wandte er sich wieder an Maturin: „Wie dem auch sei, verbinden sie mich sofort mit Commander Kova. Ich nehme an, er kommandiert nun die Katana?“ „In der Tat, Sir. Einen Moment, gleich müsste ich so weit sein.“ Es dauerte einen Moment, dann fragte Kova höchstselbst: „Captain Andersson?“ Eine Woge der Erleichterung durchströmte Garrick, ein so wichtiger Bestandteil ihres Plans hatte funktioniert. „Ja, Commander.“ „Ich freue mich, ihre Stimme zu hören“, sagte der Vulkanier ausdruckslos, was Garrick trotz der ernsten Lage, in der er sich nach wie vor befand ob der ungewollten Komik kurz schmunzeln ließ. Aber er wurde direkt wieder ernst. „Mr. Kova, ich denke sie kennen die Lage recht genau, die Station ist besetzt, auch wenn es keine Terroristen, sondern normale Diebe und Mörder sind, die nur vorgeben, Terroristen zu sein. Jedenfalls sind Commander Randon und ich die einzigen beiden Personen, die noch auf freiem Fuß sind. Den Trupp, den sie gesendet haben wurde vollständig außer Gefecht gesetzt, ich weiß nicht wie viele das Gemetzel überhaupt überlebt haben. Commander Randon und ich sind also derzeit die einzigen Personen, die innerhalb der Station agieren können. Aber ich habe einen Plan, in dem sie die ihnen zugedachte Rolle genauestens ausfüllen müssen...“ Doch da unterbrach ihn Randons Funkspruch:"Hier KT an GA. Fünf Füchse im Hühnerstall." Dies änderte die Situation, zwar nicht wesentlich, aber doch ein Stück weit. Innerhalb von Sekunden musste er den Plan für das weitere Vorgehen treffen. Welche Entscheidung er auch traf, sie würde über Gelingen oder Scheitern entscheiden. Was sollte er tun?