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The Thing
Autor: Mark de Boer

Kurz zuvor:


Marik zuckte zusammen, als nur wenige Meter neben ihm eine Granate explodierte und Fähnrich Lynch zerriss. Dieser Krieg zerrte an seiner vulkanischen Gefühlskontrolle, und nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob diese jahrelang erlernte Selbstbeherrschung nicht einfach nur ein dünner Vorhang war, der nur allzu leicht zerrissen werden konnte. Auf jeden Fall stellte ihn dieser Planet auf eine harte Probe. Dies war der erste Angriff der Romulaner seit drei Wochen. Diese Phase der Ruhe hatte sein Team in falscher Sicherheit gewogen und es scheinbar nachlässig werden lassen. Nur so konnte sich der Lieutenant erklären, wie dieser Angriff sie so hart und tief treffen konnte. Die erste Verteidigungslinie war überrannt worden, bevor sie überhaupt verstanden hatten, dass sie angegriffen wurden. Und dadurch war die Lage prekärer als jemals zuvor. Er hatte weitere zehn Leute verloren, und die Romulaner drängten weiter auf den inneren Kern ihrer Anlage. Sie schienen sich äußerst intensiv auf diesen Angriff vorbereitet zu haben, denn sie gingen mit großer Entschlossenheit vor und schonten weder ihre Gegner noch sich selbst. Weitere Granaten explodierten in unmittelbarer Nähe, und Marik duckte sich tiefer hinter seiner Deckung. Begleitet wurden die Detonationen vom typischen Zischen der Disruptoren und Phaser und vom Geschrei, bei denen Marik nicht sagen konnte, ob es Befehle oder die Schreie der Getroffenen waren. Er horchte auf näherkommende Schritte, kam hinter seiner Deckung hervor und feuerte einem anstürmenden Romulaner in die Brust. Schnell duckte er sich, denn er wurde von drei Romulanern unter Beschuss genommen. Der Gestank von schmelzenden Versorgungskisten drang in seine Nase, und ihm wurde bewusst, dass seine Deckung in Kürze keine mehr sein würde. Vorsichtig zog er sich zurück, immer wieder feuernd und stets darauf bedacht, dem Feind keine Trefferfläche zu bieten. Als er hinter der nächsten Kiste in Deckung geht, spürte er, wie sein Herz ihm bis zum Hals schlug. Trotz aller Ausbildung konnte er nicht verhindern, dass er etwas… fühlte. Eine Mischung aus Furcht und totaler Ekstase durchströmte ihn. Und er konnte nicht umhin, es zu genießen. Beschämt riss er sich zusammen. Dies war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, an Gefühlen zu erkranken, ermahnte er sich. „Auch wenn dieser Anfall nicht lange dauern dürfte, wenn die Feuerrate der Romulaner so hoch bleibt.“, dachte er. Marik überlegte und ging die wenigen Alternativen durch, die ihnen noch blieben. „Wir müssen sie wieder hinter die erste Verteidigungslinie drängen!“, rief er seinem Stellvertreter zu, der sich hinter einem Überrest einer Duraniumwand verschanzt hatte. Ein junger Mann namens Sam Weston in seinem ersten Kampfeinsatz, der aber aufgrund seines Rangs die Nummer Zwei war. Dieser nickte und gab zwei Soldaten neben ihm ein Zeichen, die es weitergaben. Schließlich nickte Weston zur Bestätigung, dass das Team bereit war. Marik atmete noch einmal tief durch und gab dem Team das Zeichen zum Sturm. Wie auf Kommando tauchten die verbliebenen Mitglieder seines Kampfverbandes hinter ihren Deckungen auf und nahmen die angreifenden Romulaner unter Feuer, die den Beschuss wütend erwiderten. Aber dennoch schafften sie es langsam, die Angreifer zurück zu drängen. Die Romulaner zogen sich weiter zurück und die Föderierten folgten ihnen, wollten sie endgültig aus ihren Kampfständen vertreiben. Aber die Romulaner nutzten nun die Deckungen und Gräben der Verteidigungsanlagen zu ihren Gunsten und so machte sich Mariks Team mit dem Vorhaben angreifbar. Es war ein ohnehin schon verlustreicher Kampf heute, und die Zahl der Toten stieg weiter. „Sir!“ Ein junger Crewman rannte geduckt zu Lieutenant Marik. „Es gab schwere Treffer in unserem Generatorhaus. Ich weiß nicht, wie lange unsere Schild um die Abhöranlage noch halten werden.“ „Können wir Energie von einem anderen Generator umleiten?“, fragte der Vulkanier. „Nein, Sir! Wir haben nur noch diesen. Wir haben schon so viel improvisiert, dass es noch nicht einmal für einen vernünftigen Schutz unserer Verteidigungsanlage reicht.“, antwortete der Crewman verzweifelt. „Wenn nicht ein Wunder geschieht, wbricht der Schirm bald zusammen.“ Marik wollte schon ansetzen, dass Wunder nur eine Erklärung eines schwachen Geistes sei, weil er das Logische nicht erkennen konnte. Aber er sah die Verzweiflung im Gesicht des jungen Mannes und antwortete: „Na, na, das wird schon.“ Ein Satz, der normalerweise sehr wirkungsvoll war bei Nicht-Vulkaniern – Marik wusste nicht, warum. Aber diesmal schien er seine Wirkung zu verfehlen. Mit entsetztem Blick sah der Crewman ihn an, bis Marik erkannte, dass er einen Punkt hinter ihm anstarrte. Er drehte sich um und sah, wie das Kraftfeld um die Abhöranlage anfing zu flackern und schließlich zusammenbrach. Sekunden später raste eine Rakete auf das Gebäude zu. Mit einer ihm unerklärlichen Faszination verfolgte Marik die Flugbahn. „Diese Rakete hätte unseren Schutzschild niemals durchdringen können.“, dachte er. Kurz danach schlug das Geschoss ein. Die anschließende Explosion zerstörte die Anlage und riss Marik von den Füßen. Mühsam rappelte er sich auf. „Es ist vorbei.“, dachte er. „Wir haben versagt.“


Die Trümmer lagen weit verstreut, überall loderten Flammenherde und glühten Metallteile. Harel ballte die Faust und verzog das Gesicht zu einem grimmigen Grinsen. Durch einige Scharmützel war er zur Nummer Eins in dem romulanischen Trupp geworden. Und anders als seine Vorgänger hatte er die Föderation nicht durch andauernde Kämpfe zermürben wollen, sondern alles in einen perfekten und gezielten Angriff gelegt. Sie hatten sie eine ganze Weile in Ruhe gelassen, aber durch eine gute Aufklärung und perfekte Vorbereitung konnten sie sie schließlich überrumpeln. Endlich hatten sie es geschafft, die Feinde des Imperiums zu schlagen. Aber es war ein hart erkämpfter Sieg. Zu viele seiner Kameraden waren getötet worden in den letzten Monaten. „Diese Sternenflotte ist ein zu weicher Haufen. Wie konnte man so nachlässig sein Lager im Krieg bewachen.“, schüttelte Talora den Kopf. Mit ihr hatte er den Plan ausgearbeitet und galt als seine rechte Hand. „Seien wir froh. So konnten wir den Angriff so schnell und erfolgreich zu Ende bringen.“, erwiderte Harel. Er lauschte. Die Feinde hatten das Feuer eingestellt. Entweder waren sie geschockt oder durch die Explosion getötet worden. Er gab seinem Team ein Zeichen. Vorsichtig rückte es wieder vor und verschanzte sich hinter der nächsten Deckung. „Geben Sie auf! Sie haben nichts mehr zu gewinnen! Seien Sie vernünftig und verhindern Sie unnötiges Blutvergießen!“, rief Harel laut. Es dauerte einen Moment, dann rief jemand im perfekten Romulanisch: „Nicht schießen! Wir kapitulieren! Weiteres Blutvergießen wäre unlogisch!“ „Vulkanier!“, knurrte Talora. „Ich hasse Vulkanier!“ Harel lachte leise und rief dann laut: „Werfen Sie Ihre Waffen herüber und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Schön langsam und keine hektischen Bewegungen!“ Es verging einige Zeit, aber dann wurden nach und nach Handphaser, Phasergewehre und andere Waffen über die Deckung geworfen, hinter der sich die Föderationssoldaten versteckt hatten. Kurz danach erhoben sich etliche der Soldaten und traten mit erhobenen Händen langsam hervor. Dies war nochmal ein kritischer Augenblick, und Harel rief seinen Leuten zu, aufzupassen, aber die Ruhe zu bewahren. Er überschlug die Zahl der Leute, die sich ergaben. 16 Personen traten hervor. Da die Mannschaftsstärke der Romulaner und die der Föderation ähnlich waren, konnte er erkennen, dass sie doch mehr Verluste hatten hinnehmen müssen als seine Truppe. Er spürte die Anspannung auf beiden Seiten. Monatelang hatten sie sich gegenseitig bekämpft und viele Freunde und Kameraden verloren. Dies schürte den Hass auf beiden Seiten. Hinzu kam die Angst der Unterlegenen, was mit ihnen passieren würde. Als einer der verletzten Föderationssoldaten stürzte, entlud sich diese Anspannung in einer Katastrophe. Ein Soldat aus Harels Team schrie auf und streckte den Gestürzten nieder. Sofort eröffneten auch weitere Romulaner das Feuer und töteten weitere vier Gefangene. Die übrigen Gefangenen stoben auseinander und flohen. „Feuer einstellen! EINSTELLEN!!!“, schrie Harel über den Lärm des Disruptorfeuers hinweg. Ein paar Sekunden später hatte auch der Letzte aufgehört zu schießen. Talora war mit einem Satz bei dem Soldaten, der das Chaos ausgelöst hatte und schlug ihn mit der Faust nieder. „Veruul!“, schrie sie ihn an und verpasste ihm einen weiteren Schlag mit der Faust. „Was sollte das? Meine Befehle waren eindeutig!“, Harel trat neben sie und sah den Soldaten an, der sein Kinn trotzig hervor reckte und zu seiner Verteidigung ansetzte. „Als der Typ zu Boden ging, dachte ich…“ Harel unterbrach ihn sofort: „Und genau DA liegt das Problem. Warum bist du wohl nicht der Anführer hier??? WEIL DU NICHT DENKEN KANNST, SONDERN NUR UM DICH BALLERST!!!“ „Aber es sind doch nur ein paar Feds. Was macht das schon?“, erwiderte der Soldat. Harel schlug den Mann nieder und schrie ihn an: „Die übrigen sind geflohen, und wir müssen Sie jetzt einfangen! Also anstatt dem Oberkommando unseren Erfolg mitzuteilen und endlich von diesem gottverlassenen Planeten herunterzukommen, hast du unsere Mission mal eben um ein Tage, Wochen oder sogar Monate verlängert!“ „Aber…“ Harel tötete ihn mit seinem Disruptor. „So ein dämliches Arschloch!“, knurrte er und trat gegen den Leichnam. „Müssen wir die paar wirklich verfolgen?“, fragte Talora schließlich. „Sie sind in Unterzahl, unbewaffnet und haben keinerlei Ausrüstung bei sich.“ „Und gerade das macht sie so gefährlich. Sie sind verzweifelt und haben nichts mehr zu verlieren. Sie können uns das Leben hier noch zur Hölle machen. Wir haben oft genug erlebt, dass sie sich auf Partisanenkrieg verstehen.“ Talora nickte. „Verstehe. Ich werde die Verfolgung persönlich aufnehmen.“ Und laut sie rief den übrigen Soldaten zu: „Okay. Ihr habt Harel gehört. Team Arrok und Binal begleiten mich. Je schneller wir sie finden, desto schneller können wir hier weg.“ Sie nickte Harel zu und verfiel mit den Männern der beiden Teams in einen Laufschritt.


Marik stolperte und konnte sich nicht mehr abfangen. Hart schlug er auf und riss sich die Hände auf, aber er spürte es kaum. Er rappelte sich wieder hoch und rannte weiter. Er überholte die letzten seiner Truppe. „Los, weiter! Nicht aufgeben!“, spornte er sie an. Sie waren jetzt seit einer Stunde auf der Flucht. „Was ist da nur schief gelaufen?“, fragte er sich, während er in einem stetigen Tempo weiterlief. Nachdem die Abhöranlage explodiert war, hatte er einen Augenblick der Hoffnungslosigkeit empfunden. So viele Menschen waren gestorben, um die Stellung zu halten, und nun war alles umsonst gewesen. Die bedingungslose Kapitulation war die einzig vernünftige Entscheidung gewesen, und Marik war froh, als die Romulaner ihnen diese Möglichkeit boten. Trotz der Bedenken von Weston hatte er diese ergriffen. Wenn er nur geahnt hätte, dass die Romulaner sie lediglich herauslocken wollten, um sie wie bei einer Treibjagd abzuschießen. In Panik waren die Überlebenden geflohen. Als Marik sicher war, nicht mehr in unmittelbarer Gefahr zu sein, hatte er nach weiteren Mitgliedern seines Teams zu suchen. Mittlerweile waren sie zu acht. Ob noch Weitere überlebt hatten, konnte er nicht sagen. Aber er wäre beinahe einem Verfolgungstrupp über den Weg gelaufen, so dass er sich gezwungen sah, seine Gruppe aus dem grünen Streifen in den Permafrost zu führen. Mittlerweile machte sich die extreme Kälte bemerkbar. Sie sog den Leuten jegliche Energie aus. Ihre Ausrüstung war nicht für Temperaturen so weit unter null ausgelegt. Außerdem fehlte es ihnen an sonstiger Ausrüstung. Sie hatten noch zwei Phaser, einen Tricorder, vier Medikits sowie einige Notfallrationen auf ihrer Flucht ergattern können. Marik gab sich keiner Illusion hin. Die Chance, diesen Planeten lebend zu verlassen, war äußerst gering. Das Tempo wurde immer langsamer, die Kälte forderte weiterhin ihren Tribut. Der vor ihm laufende Weston ließ sich auf seine Höhe zurückfallen. „Sir, wir müssen eine Pause machen. Die Leute sind müde.“ „Nein, Weston. Das können wir uns nicht erlauben.“ „Sir, wir sind keine Vulkanier! Wir müssen uns kurz ausruhen.“ Marik musterte den jungen Mann. Bisher war der nicht durch mutige Diskussionen aufgefallen. Crewman Childs unterbrach seinen Gedanken. „Sir, der Tricorder zeigt an, dass die Romulaner uns dicht auf den Fersen sind. Aber in einem Kilometer Entfernung gibt es ein paar Höhlen, die wir vielleicht als Versteck nutzen können. Zumindest bieten sie einen taktischen Vorteil, und wir wären endlich aus diesem eiskalten Wind heraus.“ „Gut, wir werden diese Höhlen aufsuchen. Dort haben wir dann die Gelegenheit, uns zu regenerieren…“


Die beiden Crewmen Hamilton und Davids hatten sich am Eingang verschanzt und beobachteten, wie die Romulaner sich der Höhle näherten. Marik trat an Hamilton heran. „Wie sieht es aus?“, fragte er. „Es haben sich zwei Teams genähert und sind in Stellung gegangen. Momentan gehen sie nach einem Suchmuster vor. Scheinbar wissen sie noch nicht genau, wo wir uns befinden.“ „Offensichtlich besteht die Höhle aus Gestein, das die Sensoren abblockt. Dies ist ein Vorteil für uns, den wir nutzen werden.“ Er drehte sich um, als ein junger Crewman sichtlich aufgeregt an ihn herantrat: „Sir, wir haben etwas entdeckt.“ Marik zog eine Augenbraue hoch. „Was ist es denn?“ „Das glauben Sie mir nie. Am besten Sie kommen mit und sehen sich das an.“ Mariks Braue zog sich noch weiter hoch und folgte dem davon eilenden Crewman. Sie folgten diversen Gängen, die sie tief in die Höhle hineinführten. Marik nahm interessiert zur Kenntnis, dass diese Höhle offensichtlich in Wirklichkeit ein ganzes Höhlensystem war, das sogar unterirdisch verlief. Sie bogen um eine Ecke und standen vor drei der übrigen vier Mitglieder der Fluchtgruppe. Vor ihnen am Boden lag ein Wesen. Marik konnte nicht sagen, welcher Rasse es angehörte. Er hatte diese Spezies noch nie gesehen. Offensichtlich war aber, dass das Wesen tot war. Es lag zusammengekrümmt am Boden und war tiefgefroren. „Faszinierend. Was können Sie mir über dieses Wesen sagen?“, fragte Marik Weston, der mit seinem Tricorder das Wesen scannte. „Es handelt sich um eine humanoide Rasse. Bisher konnte ich noch nicht bestimmen, um welche es sich handelt. Es gibt Gemeinsamkeiten mit diversen Rassen, ist aber insgesamt doch verschieden. Die bisherigen Scans zeigen diverse Knochenbrüche und innere Verletzungen, aber soweit die Untersuchungen zeigen, ist es aufgrund der Kälte gestorben. Das Unglaublichste ist aber, dass dieses Wesen vor Ewigkeiten gestorben ist.“ „Von welcher Größenordnung sprechen wir?“, hakte der Vulkanier nach. „Eine genaue Bestimmung ist aufgrund der Kälte schwer möglich. Aber ich schätze, vor ca. 700.000 Jahren, Sir.“ Marik sah den Mann eine Weile an und überlegte. „Ein interessantes Fragment. Aber wir müssen die Erkundung bis auf Weiteres verschieben. Wir haben Romulaner vor den Höhlen, die nach uns suchen. Wir müssen uns also hier in den Höhlen verstecken. Nur so haben wir eine Chance zu überleben.“

Der achte Mann aus Mariks Truppe, Petty Officer Becker, kam angerannt. „Sir, ich habe noch etwas viel Unglaublicheres entdeckt als den hier.“ Er zeigte mit dem Daumen auf das Wesen am Boden. „Kommen Sie, Sir.“ Er drehte sich um und rannte in den Gang zurück, aus dem er gekommen war. Marik seufzte, nahm den Tricorder an sich und befahl zwei Leuten, ihn zu begleiten. Seiner Meinung nach war diese Sache hier schon viel zu emotional. Er folgte dem Mann in den Tunnel und blieb nach einigen hundert Metern stehen. Sein erster Gedanke war „Faszinierend!“, aber das kam nicht im Mindesten an die Realität heran. „Oh, mein Gott!“, rief einer seiner Begleiter aus, und Marik konnte ihn verstehen. Vor ihm war ein Raumschiff zu sehen, das sich in die Höhlenwand gebohrt hatte. Es hatte die Form eines gestauchten Tropfens. Auch wenn ein beachtlicher Teil des Raumschiffs nicht zu sehen war, schätzte Marik die Ausmaße auf etwa 350 Meter Länge und 180 Meter Breite. Allerdings besaß es eine grau-schwarze Färbung, die irgendwie unstetig wirkte, so dass er es als äußerst schwer empfand, die genaue Größe des Schiffs zu schätzen. Außerdem erschwerte es, Einzelheiten am Raumschiff zu erkennen. Ihn erinnerte dies an Camouflage-Anzüge einiger Spezies. Marik konnte sich an keine Raumschiffklasse im Alpha- und Beta-Quadranten erinnern, dem dieses hier entsprach. Es war so grundsätzlich anders als alle ihm bekannten Schiffe, auch wenn es hier und da bekannte Grundmuster gab. So entdeckte er nach einiger Zeit eine Schleuse, die sich in etwa fünf Meter über dem Boden befand. Er drehte sich zu einem der Männer um. „Holen Sie die anderen inklusive der beiden Wachen am Höhleneingang.“ „Was haben Sie vor, Sir?“ „Dieses Raumschiff könnte Schutz und Sicherheit bedeuten. Also werden wir versuchen, da hinein zugelangen. Und wer weiß? Vielleicht ist die Technik da drin noch funktionsfähig, und wir können mit der Sternenflottenbasis kommunizieren.“ „Ja, Sir! Ich verstehe.“ Der Mann drehte sich um und rannte zurück.


Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatten sie es geschafft, in das Raumschiff zu gelangen. Marik hatte sich den Leichnam noch einmal genauer angesehen und konnte aufgrund der Physiognomie Rückschlüsse auf die Funktionsweise der Luftschleuse treffen. Dennoch war es nicht leicht gewesen, eine Tür in fünf Metern Höhe zu öffnen. Ein Zischen begleitete das Öffnen, gefolgt von einem starken Sog, der die Luft der Höhle in das Raumschiff zog. „Scheinbar herrschte im Inneren ein Vakuum.“, dachte der Vulkanier. Marik war äußerst überrascht, dass die Schleuse sich problemlos öffnen ließ. Er ging davon aus, dass das Wesen in der Höhle Teil der Crew war. Demnach war auch dieses Raumschiff sehr alt. Er war sich nicht sicher, ob die Raumschiffe der Sternenflotte, der Romulaner oder einer anderen Rasse eine dermaßen lange Zeit so gut überstehen würde. Marik scannte die Werte innerhalb des Raumschiffs. Sie lagen innerhalb der normalen Parameter. Die Wesen waren also an ähnliche Umweltbedingungen gebunden wie die meisten Humanoiden. Nach und nach kletterten die übrigen Überlebenden in das Raumschiff und traten ein. Die Wände waren in einem Grauton gehalten, die von einem schwachen, indirekten grünen Licht beleuchtet wurden. Der Boden schien mit einer Eisschicht bedeckt zu sein, unter dem ein noch schwächeres orangenes Licht glühte. Leichte Schwaden über den Boden erweckten den Eindruck eines lebenden Biotops. „Irgendwie unheimlich.“, murmelte Hamilton leise und umklammerte seinen Phaser fester. „Sie haben einen Phaser.“, erwiderte Weston. „Wie sollen wir anderen uns dann fühlen. Sie gehen mit mir voran. Davids, Sie und Becker bilden die Nachhut. Seien Sie alle sehr vorsichtig. Wir wissen nicht, was uns erwartet. Wir sollten auf alles vorbereitet sein.“ Marik nickte zustimmend und sie gingen los.

Sie gingen durch immer wieder verzweigende Gänge. Sie kamen an einigen Räumen vorbei, die sie sorgsam durchsuchten. Viele Räume waren leer, bei anderen schien es sich um Schlafräume zu handeln. Die Besatzung schien aus zwölf Mitgliedern bestanden zu haben. Sie fanden einen Raum, der an einen Speisesaal erinnerte. Ein Tisch stand zentral im Raum, davor standen ein paar Bänke, die aber zu hoch waren, um für Menschen wirklich bequem zu sein. Auf dem Boden lagen Teller, Tassen und Besteck verstreut. Auf dem Tisch und dem Boden lag Essen verstreut. In diesem Chaos fanden sie außerdem drei Leichen. Sie waren von derselben Rasse wie das Wesen in der Höhle. Marik kniete neben sie und untersuchte sie mit seinem Scanner. Die Todesursache war bei zwei der Wesen einwandfrei zu erkennen. Bei einem war der Hals um 180 Grad verdreht. Der andere war vollkommen verbrannt worden. Nur der dritte Leichnam gab Rätsel auf. Sein ganzer Körper war völlig verkrümmt und deformiert. Marik hatte keine Erklärung dafür. Die waren noch in einem einwandfreien Zustand. Und auch bei dem Essen hatte die Verwesung noch nicht eingesetzt. Insgesamt wirkte die Szenerie so, als wäre der Tod dieser Wesen erst vor kurzer Zeit passiert. „Ich gehe davon aus, dass das Vakuum, das hier bestanden hat, dafür verantwortlich ist.“, gab Marik bekannt.

Sie verließen den Speisesaal und durchsuchten weitere Räume. Insgesamt fanden sie noch weitere sieben Leichen. Alle waren gewaltsam zu Tode gekommen. Teilweise waren sie verbrannt, teilweise aber auch zu Tode geprügelt worden. Drei von ihnen wiesen aber auch wieder die unerklärlichen Deformationen auf.

Sie arbeiteten sich von Raum zu Raum, bis sie schließlich in einem großen Raum befanden. Drei große Sessel standen zentral vor einem riesigen Bildschirm. An den Seiten standen weitere Sessel mit kleineren Bildschirmen. „Dies muss die Brücke sein.“, stellte Hamilton fest. Marik stimmte dem voll und ganz zu. Der Aufbau erinnerte stark an die bekannten Brückenkonstruktionen der großen Völker. Im mittleren der großen Sessel saß das zwölfte Wesen. In seiner Hand befand sich ein Gerät, die man sofort als Waffe erkennen konnte. Scheinbar hatte er sich erschossen, denn in seinem Kopf prangte ein faustgroßes Loch. „Dieser hier scheint etwas Besonderes zu sein. Er trägt andere Kleidung mit mehr Ornamenten oder Verzierungen. Vielleicht ist es der Captain.“, mutmaßte Hamilton. „Was ist hier passiert?“, fragte Weston. „Dies war kein normaler Absturz. Selbstmord, Mord, dann die abgeschaltete Lebenserhaltung und sogar Vakuum. Irgendwas ist doch hier vorgefallen…“ „Eine begründete Annahme. Wir werden hier ein wenig Zeit verbringen, also sollten wir herausfinden, was vorgefallen ist. Hararov, Sie haben doch eine medizinische Ausbildung. Untersuchen Sie die Leichen, versuchen Sie Indizien zu finden. Davids und Liu, Sie werden ihn dabei unterstützen.“ „Aye Sir. Wir werden die Leichen auf die Krankenstation bringen und dort untersuchen.“ Gemeinsam trugen die drei den vermutlichen Captain von der Brücke.

„In der Zwischenzeit werden wir versuchen, die Funktionsweise dieses Schiffs herauszufinden. Unser Ziel sollte die Kommunikation sein, aber auch die Lebenserhaltung ist wichtig, falls wir die Schleuse nach draußen wieder schließen müssen.“ Sie untersuchten die Konsolen, konnten aber mit den Schriftzeichen und auch der Konsolenanordnung nicht viel anfangen. Nach einer Weile endlosen Suchens setzte sich Weston auf den mittleren der großen Stühle. „Sir, wir können weder die Kommunikation noch die Lebenserhaltung finden, wenn wir diese Symbole nicht entziffern können. Jeder Knopf könnte die Lebenserhaltung sein oder die Lichteinstellung.“ Frustriert ließ er seine Faust auf die Armlehne krachen. Dabei öffnete sich ein Fach, in dem ein kleines Display und ein Touchscreen eingelassen waren. Weston überlegte kurz und berührte das Touchpad. Es aktivierte sich und zeigte drei Balken. Kurzentschlossen berührte er die Balken, die daraufhin ihre Farbe veränderten. Sekunden später ging eine leichte Vibration durch das Raumschiff. Die Bildschirme aktivierten sich. „Wie haben Sie das gemacht, Sir?“, fragte Hamilton. „Als ich dieses Fach gefunden habe, habe ich mir gedacht, dass bestimmt der Captain die Macht hat, sein Raumschiff zu aktivieren. Also habe ich die Knöpfe betätigt.“ „Und wenn es die Selbstzerstörung gewesen wäre?“, fragte Hamilton. Weston stockte kurz. „Es war ein annehmbares Risiko.“, murmelte er schließlich.

„Sir, schauen Sie auf den Bildschirm.“, rief Becker. Alle drehten sich zu dem großen Hauptbildschirm. Er zeigte eine grafische Darstellung. Zu sehen war ein großer Kreisausschnitt, an dem ein grünes Symbol blinkte. Oberhalb wurde ein rotes Symbol angezeigt. Es dauerte eine Weile, bis dieses Symbol ebenfalls anfing zu blinken. Ein Kreis bildete sich um dieses Symbol, das zunächst einige Sekunden blinkte, dann aber konstant erschien. Ein Rütteln ging durch das Schiff. Auf dem Bildschirm war ein Strich zu sehen, der vom unteren Symbol auf das obere zulief. Das Rütteln endete, und das rote Symbol wurde weiß. „Was hat das zu bedeuten?“, staunte Becker. „Ich würde vermuten, dass der Kreis M-47 darstellt. Wir sind das untere Symbol. Das obere Symbol scheint irgendein anderes Objekt zu sein. Vielleicht ein romulanisches Raumschiff. Dem Rütteln und dem Strich nach zu urteilen, haben wir entweder kommuniziert, gescannt oder gefeuert, wobei ich die letztere Möglichkeit als am wahrscheinlichsten ansehe.“, antwortete Marik. „Aber wie…?“ „Dieses Schiff scheint in einem Autopilot-Modus zu sein. Versuchen Sie alle möglichst viel herauszufinden.“