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Difference between revisions of "Katana:Log 4"

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Latest revision as of 12:36, 17 June 2018

Das Erbe
Autor: Seeta Yadeel
Anfangssternzeit: 53508.20
Endsternzeit: 53539.17
Anfangsdatum: 05.07.2376 (0.05 Uhr)
Enddatum: 16.07.2376 (8.05 Uhr)

Seeta stand vom Stuhl vor ihrer Konsole auf und sah sich verstohlen im Maschinenraum um. Außer ihr war nur noch Ensign Kincaid da. Die junge Frau war beinahe ebenso unermüdlich wie Seeta bei der Arbeit, derzeit jedoch in der Nähe des Warpkerns beschäftigt. Als Seeta sich sicher war, dass niemand zu ihr hersah, rieb sie sich verstohlen den Hintern. Sie hatte in den vergangenen 5 Stunden ununterbrochen auf diesem vermaledeiten Stuhl gesessen und die verschiedenen Systeme des Schiffes wieder und wieder neu justieren müssen, denn die Sabotagedrohne des spinnenartigen Schiffes hatte ganze Arbeit geleistet. Es hatte auf dem Schiff kein einziges System gegeben, das nicht von der Drohne beschädigt worden war. Und so hatte die Besatzung des Maschinenraums Doppelschichten fahren müssen alles wieder zu reparieren. Und während ihre Leute durch das ganze Schiff gelaufen waren, hatte sie von hier aus alles koordiniert und die Feineinstellungen der Maschinen selber vorgenommen. Ein Blick auf eines der Chronometer zeigte Seeta, dass sie seit nunmehr 16 Stunden im Dienst war und dass sie sich ihren Feierabend mehr als verdient hatte. Mit unsicheren Schritten ging die Zanderianerin zu Margareth Kincaid hinüber. "Maggie," sagte sie. "ich mache Schluss für heute. Ich überlasse Ihnen den Maschinenraum bis auf weiteres." Maggie nickte und freute sich offensichtlich über das unausgesprochene Lob. Seeta winkte nochmals kurz im Gehen und war dann auch schon durch die Tür verschwunden.


Zur selben Zeit saß Dalen tief über seine Konsole im Wissenschaftslabor gebeugt. Der Tev‘Mekanier war derart in seine Arbeit vertieft, dass ihn wohl nur das Schrillen des roten Alarms aus seiner Konzentration gerissen hätte. "Wieso zum Teufel..." murmelte der Mann gerade, als sich die Türen des Labors öffneten und Andreas hindurchschritt. Er ging geradewegs auf den in seine Arbeit vertieften Wissenschaftler zu und war erstaunt, als der Mann ihn nicht mal zur Kenntnis nahm. Andreas räusperte sich. Dalens einzige Reaktion bestand in einem: "Warum ist denn da keine Verzerrung im Gravitonenfeld messbar? Es muss doch eine da sein!".

Andreas grinste leise in sich hinein. Der Mann machte offensichtlich der Bezeichnung "zerstreuter Professor" alle Ehre, auch wenn er bisher lediglich seine Doktorarbeit geschrieben hatte. Andreas räusperte sich nochmals, dieses Mal jedoch um einiges lauter als zuvor.

Auch wenn er wesentlich leiser als ein roter Alarm gewesen war, so hatte seine Lautstärke doch genügt, um den Wissenschaftler aus seiner Gedankenwelt zu holen. Vielleicht war der Doktor aber auch sowieso gerade dabei gewesen in die bewusste Welt zurückzukehren.

Dalen sah von seiner Konsole auf und bedachte Andreas mit dem für ihn typischen zurückhaltenden halben Lächeln. "Ah, Commander. Was kann ich für Sie tun?" Andreas Summers nickte dem Doktor kurz zu und sagte dann: "Ich wollte wissen, ob Sie mir inzwischen mehr darüber sagen können, wie wir das Schiff orten können. Ich möchte nur ungern unvorbereitet sein, wenn es wieder so weit ist." Dr. Lazarus schüttelte betrübt den Kopf. "Nein, kann ich leider nicht." sagte er. "Das Schiff sendet leider keinerlei Werte aus. Es ist nicht mal eine Störung im Gravitonenfeld messbar." Andreas machte ein ratloses Gesicht. "Und wie sollen wir diese Schiffe dann orten? Haben uns die Daten aus Lt. Widars Shuttle auch nicht weitergebracht?" Wieder schüttelte Dalen den Kopf. "Nein, leider nicht. Die Sensorenphalanx wurde leider zu früh zerstört, als dass sie brauchbare Daten von dem Schiff hätte empfangen können." Missmutig beugten die beiden Männer sich über Dalens Konsole in der Hoffnung, doch noch einen Anhaltspunkt zu finden, wie sie das Schiff orten könnten.


Leichtfüßig sprang Seeta über eine umgefallene Tonne hinweg. Schnell drehte sie sich herum und benutzte dieselbe Tonne, die gerade noch ein Hindernis gewesen war, als Deckung, indem sie sich flach auf den Boden dahinter presste.

Vorsichtig lugte sie über ihre Deckung. Als sie niemanden entdecken konnte, zog sie spielend leicht ihre Füße wieder unter ihren Körper und lief in geduckter Körperhaltung auf ein Gebäude zu ihrer Linken zu, so dass sie in ihrer schwarzen Kleidung mit der Dunkelheit verschmolz. Als sie die Tür des Gebäudes erreicht hatte, blieb sie davor stehen und warf nochmals einen Blick hinter sich. Ihr Instinkt sagte ihr ganz deutlich, dass sie nicht alleine war, sondern verfolgt wurde.

Sie drehte sich wieder der Tür vor ihr zu und drückte auf die Klinke. Einmal, zweimal, dreimal. Die Tür öffnete sich nicht. Geschmeidig ging die kleine Frau vor der Tür in die Knie und betrachtete das Schloss. Vorsichtig fuhr sie mit dem Zeigefinger der behandschuhten rechten Hand darüber. Auf ihr Gesicht trat ein breites Lächeln. "Ein Kinderspiel!" murmelte sie und zog aus ihrem Ärmel einen kleinen, metallischen Gegenstand. Sie führte ihn an das Schloss der Tür und sah sich noch einmal gründlich um, bevor sie die Spitze des Gegenstandes in das Schloss einführte.

Schon nach wenigen Sekunden war ein Geräusch zu vernehmen, das deutlich verriet, dass die Tür nun offen war. Vorsichtig öffnete die Zanderianerin die Tür und spähte durch den Türrahmen. Im ersten Moment fühlte sie sich von dem Licht im Inneren geblendet. Als sie nichts besonderes entdecken konnte, trat sie in den Raum. Leise schloss sie die Tür wieder hinter sich. Mit einem leisen Schmatzen schnappte diese wieder ins Schloss. Seeta sah sich um und entdeckte schnell, was sie suchte.

Vor einem Fenster stand ein großer, rustikaler Schreibtisch, zu dessen rechter Seite sich ein Aktenschrank befand und zu dessen linker Seite ein hohes Bord stand. Über dem Bord hing eine entsetzlich kitschige Ölmalerei. Südfrankreich, wenn sie sich nicht irrte. Sie trat zum Aktenschrank und ließ spielerisch ihre Hand darüber gleiten, dann ging sie dorthin, wo sich ihr eigentliches Ziel befand.

Seeta trat vor die Wand und hob das Bild von seinem Nagel. Dahinter kam eine metallische Fläche zum Vorschein. "Nicht gerade ausgefallen, Mom!" murmelte sie und betrachtete den Safe aus der Nähe. Dann legte sie ihr Ohr an das kalte Metall und lauschte auf die Geräusche, die sie verursachte, als sie am Zahlenschloss drehte. Ein siegessicheres Lächeln trat auf ihr Gesicht und sie griff wieder in ihren Ärmel.

Sie holte einen weiteren Gegenstand hervor und hieb ihn kraftvoll in das Schloss des Tresors. Das Zahlenschloss hatte nur täuschen sollen. Tatsächlich ließ der Safe sich mittels eines passenden Schlüssels öffnen. Und da sie diesen nun mal nicht besaß, musste sie einen anderen Weg finden, die Tür des Safes zu öffnen.

Schließlich knirschte das Schloss und die Tür des Safes sprang protestierend auf. Seeta öffnete den Safe ganz und sah hinein. Schnell steckte sie die darin enthaltene Jadefigur in ihren Rucksack. Dann drehte sie sich eilig um, damit sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen konnte.

Gerade als die Zanderianerin die Tür öffnen wollte, schwang diese in den Raum hinein. Seeta sah sich einem Wachmann von dem Format eines Bulldozers gegenüber. Sie fluchte leise und griff in die Tasche ihrer schwarzen Jacke. Der Mann vor ihr zog einen Schlagstock aus seinem Gürtel und kam drohend damit auf sie zu. "Nehmen Sie die Hände hoch und dann rüber zur Wand!" sagte der Wachmann drohend. Seeta lächelte den Mann maliziös an und drückte auf den Öffnungsmechanismus. Der kleine, mit Gravuren versehene Zylinder, der sich in ihrer Hand befand, öffnete sich und fuhr auf die volle Länge von ca. 1,80 Meter aus. Behände rammte die kleine Frau dem Mann, der sicher doppelt soviel wie sie selber wog, das eine Ende ihres Kampfstabs in den Magen. Der Mann ging in die Knie und Seeta rammte ihm den Stab erbarmungslos auf den Rücken. Sie hörte, wie der Mann keuchte und bewusstlos auf dem Boden zusammensackte. "Das war fast zu leicht, Mom!" sagte die Zanderianerin. Sie wollte gerade über den Mann hinwegsteigen, als die Tür sich erneut öffnete.

Schnell trat Seeta hinter die Tür. Sie würde sich nicht auf einen erneuten Kampf einlassen, diesmal würde sie ihren Gegner von hinten niederstrecken. Es wurde langsam Zeit, dass sie verschwand. Sie spitzte die Ohren und wartete, bis die Schritte ihres neuen Gegners vor der Gestalt des bewusstlosen Wachmannes verhielten.

Leise drückte Seeta die Tür zu und schlich sich näher an ihr Opfer heran. "Was zum Teufel?" sagte die rothaarige Frau, die vor dem auf dem Boden zusammengesunken Wachmann stand. Seeta hob ihren Stab und ließ ihn in Richtung des Hinterkopfes der Rothaarigen sausen.

Die Rothaarige sprang unvermittelt zur Seite. Seeta fluchte leise.

Offensichtlich hatte der Luftzug sie verraten. Sie wirbelte zu ihrer Gegnerin herum und holte erneut aus, hielt dann jedoch verwundert inne. Sie ließ den Stab sinken und drückte den Mechanismus zum Öffnen und Schließen des Kampfstabes. "Jade!" sagte sie erstaunt.

Jade ließ die Hände, die sie zur Verteidigung erhoben hatte, wieder sinken. Mit großen Augen sah sie sich im Raum um. "Was ist das denn hier?" fragte sie verwundert. Eine aufgebrochene Tür, ein aufgebrochener Safe, ein bewusstloser Uniformierter und die von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete Frau, die sie hinterrücks angegriffen hatte – Jade wusste nicht, was sie davon halten sollte. Und so tat sie, was sie in solchen Situationen immer tat - sie fragte.

Seeta sah verlegen auf den Mann zu ihren Füßen. "Computer, Programm beenden!" rief sie, um wenigstens irgendwas zu sagen. Denn wie hätte sie Jade plausibel erklären sollen, was sie hier tat? Verlegen räusperte die schwarz gekleidete Frau sich.

"Das ist ein Trainingsprogramm." sagte Seeta schließlich schlicht. Jade zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ach ja?" fragte sie. "Für was? Für Diebestouren?" Seeta kratzte sich verlegen am Kopf. "Ja, genau." sagte sie schließlich unbehaglich. Jade blickte sie ungläubig an. "Du meinst das ernst, ja?" fragte sie schließlich. Seeta nickte und ging auf den Ausgang zu. Die Türen des Holodecks öffneten sich und entließen die beiden Frauen auf den Gang. "Weißt Du, das ist eine lange Geschichte." begann Seeta. "Und ich würde es zu schätzen wissen, wenn Du sie für Dich behalten würdest." Jade nickte stumm. Sie konnte, trotz ihrer voreiligen Art, schweigen wie ein Grab, wenn ihr etwas anvertraut wurde.

Inzwischen hatten die beiden Frauen den Turbolift auf Deck 11 erreicht. Beide traten ein und Seeta sagte: "Deck 2." Der Turbolift nahm seine Fahrt auf und Seeta erzählte weiter: "Meine Großmutter war ein Mitglied der sogenannten Diebesgilde, das ist eine Vereinigung von Dieben. Nur die besten konnten Mitglied werden." Jade sah Seeta verständnislos an. "Sie war immer stolz darauf jede Tür öffnen zu können. Ihre Fertigkeiten haben ihr oft geholfen und so gab sie ihr ganzes Wissen an ihre Kinder weiter und diese gaben es an ihre Kinder weiter."

Der Turbolift hielt an und entließ die beiden Frauen auf Deck 2. Nebeneinander gingen sie weiter, während Seeta ihre Geschichte beendete. "Meine Großmutter war die letzte in der Familie, die tatsächlich etwas gestohlen hat. Das war 2268 nach eurer Zeitrechnung. Na ja, und da wir nicht mehr stehlen, trainieren wir auf dem Holodeck. Dieses Programm hier wurde von meiner Mutter erstellt bevor ich die Erde verließ."

Seeta blieb vor ihrem eigenen Quartier stehen. "Aber warum hast Du mich jetzt eigentlich auf dem Holodeck besucht?" wollte sie nun doch von Jade wissen. "Oh!" meinte diese. Über der Erzählung von Seeta hatte sie nun tatsächlich vergessen, weshalb sie eigentlich dorthin gekommen war. "Ich wollte dich fragen, ob wir zusammen ins Diners gehen. Ich könnte noch ein wenig Entspannung vertragen ehe ich ins Bett gehe." meinte sie dann.

Seeta bemerkte erst jetzt Jades legere Kleidung. Sie nickte und sagte: "Gib mir 10 Minuten zum umziehen und duschen, dann komm ich bei dir vorbei."

Jade nickte und legte die restlichen Meter zu ihrem eigenen Quartier schnell zurück um dort auf Seeta zu warten.


Ariell Needa klappte das Buch in dem sie gerade gelesen hatte zusammen. Sie war immer noch gefangen in einer Welt, die schon seit Jahrhunderten so, wie sie in dem Buch beschrieben gewesen war, schon lange nicht mehr existierte. "Eine tolle Frau, diese Wu Jao." sagte sie. Die Trillhybridin stand auf und ging zu ihrem Bücherregal. Sie stellte den leuchtend roten Band, den sie gerade beendet hatte hinein und ging dann hinüber zum Fenster. Nachdenklich sah sie auf die stillen Sterne vor ihrem Fenster, dabei drehte sie, mehr unbewusst denn bewusst, den Ring an ihrem Finger. Die ewige Liebe – ein schöner Traum, wie es ihr schien. Sie beneidete Solis und Julian um ihr junges Glück, auch wenn sie wusste, dass so etwas wie die perfekte Beziehung nicht existierte. Aber vielleicht würden die beiden mehr Glück haben als sie und Daniel – Solis und Julian waren nicht Lichtjahre voneinander entfernt. Sie würden es leichter haben, ihr Glück zu erhalten, als sie und Daniel es gehabt hatten. Aber vielleicht gab es auch für Daniel und sie selber noch ein Zurück. ‚Meine Güte, was für pessimistische Gedanken!‘ dachte sie. Entschlossen straffte sie ihre Schultern, um die schwierigen Gedanken abzuschütteln. Sie musste dringend unter Leute.


Einige Minuten später erreichte Ariell das Diners. Sie sah sich in dem gut gefüllten Lokal um und entdeckte schnell Kell Widar, der an einem Tisch saß und nachdenklich auf einen Teller starrte, der vor ihm stand. Sie ging zu ihm hinüber und fragte unverbindlich: "Kann ich mich zu Ihnen setzen?"

Der Asgard nickte und zeigte auf den Stuhl vor sich. "Bitte." meinte er, während er weiter das Essen vor sich begutachtete. Ariell setzte sich zu ihm und beobachtete ihn, insgeheim schmunzelnd. "Was ist denn das?" fragte sie schließlich und deutete auf das Essen auf seinem Teller. Es handelte sich dabei um einen seltsamen braunen, flachen Klops der in ein pappiges Brötchen eingewickelt war, mit geschnittener Gewürzgurke und einem Salatblatt garniert war. Außerdem hingen kleine, hutzelige, braune "Ästchen" an dem Klops und eine rote und eine gelbe Pampe tropften aus dem Brötchen. Daneben lagen längliche, goldbraune Stifte. Das ganze Zeug roch undefinierbar.

Kell deutete auf das Brötchen und sagte: "Das hier nennt man Hamburger. Es handelt sich um sogenanntes Fastfood und war im 20. Jahrhundert auf der Erde sehr beliebt. Es ist ein gebratener Rindfleischklops im Brötchen mit Gurke, Salat und etwas, das sich Röstzwiebeln nennt. Ergänzt wird das ganze von einer speziellen Hamburgersauce und Ketchup." Ariell nickte. "Hört sich widerlich an." meinte sie. "Und so sieht es auch aus." fügte sie nach einem Zögern hinzu.

Kell deutete auf die Stäbchen auf seinem Teller. "Und das," fuhr er fort "sind sogenanntes Pommes Frites. Es sind frittierte Kartoffeln." Ariell sah ihn mit skeptischem Blick an. "Und das wollen Sie wirklich essen?" fragte sie. Kell nickte und biss herzhaft in den Hamburger hinein. "Na, dann guten Appetit!" beendete Ariell die Diskussion ironisch.


"Heureka!" rief Dalen. Andreas blickte erschrocken von der Zahlenkolonne auf, die er gerade studiert hatte. "Ich hab’s!" fügte Dr. Lazarus hinzu. Andreas trat hinüber zum Doktor und blickte auf dessen Konsole. Seine Augen flogen geradezu über die Analyse, die der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung dort angestellt hatte. Dann trat ein freudiger Gesichtsausdruck auf die meist beherrschten Züge von Andreas. Er klopfte dem Doktor anerkennend auf die Schulter, was ihm von Dalen ein gezwungenes Lächeln einbrachte und verließ dann das Wissenschaftslabor, um die erforderlichen Einstellungen an seiner Konsole auf der Brücke vorzunehmen.

Dalen blickte dem jüngeren Mann kopfschüttelnd nach, überspielte die erforderlichen Daten zur taktischen Konsole auf der Brücke und verließ dann das Labor. Er hatte seinen Feierabend wirklich verdient.


Zur selben Zeit beobachtete Julian, der als zweiter Offizier die Brücke inne hatte, wie Andreas mit langen, energiegeladenen, elastischen Schritten zu seiner Konsole eilte. Schmunzelnd sah er, wie der Sicherheitschef befriedigt nickte und dann auf seine Konsole eintippte. Offensichtlich war etwas Gutes passiert. "Neuigkeiten, Commander?" wandte er sich an Andreas. Der nickte erfreut. "Ja, Sir. Wir haben jetzt endlich eine Möglichkeit, die fremden Schiffe zu orten." meinte Andreas befriedigt. "Das wird den Captain sehr freuen." erwiderte Julian. Andreas nickte und tippte weiter auf seine Konsole ein, um die Effizienz der Erfassung zu vergrößern.


Jade und Seeta waren zu dieser Zeit endlich vor dem Diners angekommen. Beide Frauen freuten sich auf einen kühlen Drink. Seeta lechzte in Gedanken bereits nach einem altmodischen Bier. Und auch Jade freute sich schon auf etwas Trinkbares, das wenigstens nach Alkohol schmeckte, auch wenn es sich tatsächlich um Synthehol handelte. Gerade als die beiden Frauen durch die Türen getreten waren, Commander Needa und Lieutenant Widar, der vor einem leeren Teller saß und ein sehr zufriedenes Gesicht machte, mit einem Nicken gegrüßt hatten und auf dem Weg waren, beim EBH ihre Bestellung aufzugeben, wurde der Raum urplötzlich in ein rotes Licht getaucht und der ohrenbetäubende Lärm des roten Alarms erfüllte den Raum. Aus dem Interkom ertönte schiffsweit Dr. Bashirs angenehme Stimme. "Captain auf die Brücke. Führungsoffiziere auf die Brücke. Eines der fremden Schiffe ist gerade ohne Vorankündigung wieder aufgetaucht." Noch während er sprach sprangen Ariell und Kell auf und stürmten, nur wenige Schritte hinter den beiden Frauen, die sofort wieder herumgewirbelt waren, aus dem Raum.


Maggie Kincaid war immer noch alleine im Maschinenraum gewesen, als der Rotalarm einsetzte. Schon nach einigen Augenblicken trafen die ersten Mitglieder des technischen Stabs ein, um ihre Stationen zu besetzen. Maggie fühlte eine gewisse Zuversicht, beim Gedanken, dass überall auf der Katana nun alle Hände zusammenarbeiten würden, um das fremde Schiff abzuwehren. Sie legte gerade verschiedene Diagramme auf einen Schirm, um im Falle eines Falles alle Daten für Captain Arven auf einen Blick bereitzuhaben, sollte sie irgendwelche benötigen, als aus ihrem Kommunikator die Stimme Lieutenant Yadeels erklang. "Ensign Kincaid," sagte die Zanderianerin "ich werde den Vorgang von der Brücke aus überwachen. Bitte halten Sie im Maschinenraum die Stellung. Sie sind verantwortlich." Maggie nickte und bestätigte mit einem: "Aye, Lieutenant."


Eilig legte Tallia das Buch, in dem sie gerade gelesen hatte zur Seite. "Cleopatra – Mythos und Realität" stand auf dem Einband zu lesen. Sie griff im Laufen nach ihrer Jacke, die sie auf der Lehne eines Sessels abgelegt hatte und lief zum Turbolift, um so schnell wie möglich die Brücke zu erreichen.


Als Tallia die Brücke dann erreichte, machte Julian schnell ihren Sitz frei und glitt in den Sessel zu ihrer rechten. "Bericht!" rief die Kommandeurin der Katana und konsultierte dabei bereits ihren Bildschirm. "Wir haben das Schiff der Fremden geortet, als es wie aus dem Nichts auf einmal einige Tausend Kilometer von hier auftauchte." sagte Julian. Bei diesen Worten flog Tallias Blick zu ihrem Sicherheitschef, dem sie ein anerkennendes Lächeln schenkte. Dann wandte sie sich wieder Julian zu, der bereits weitersprach. "Schilde sind hoch und auf eine willkürlich rotierende Modulation eingestellt." Damit beendete er seinen Bericht.

Die Tür des Turbolifts öffnete sich wieder und entließ gleich vier Mitglieder der Führungsriege auf die Brücke. Ariell lief mit langen Schritten auf ihren Sessel zu, während Kell die Con ansteuerte. Seeta setzte sich an eine Engineering-Konsole und Jade lief zu einem der freien Sessel im rückwärtigen Teil der Brücke. Julian erhob sich, blickte den Captain an und sagte: "Erlaubnis die Brücke zu verlassen. Ich würde gerne auf der Krankenstation sein, falls Verletzte eintreffen." Tallia nickte wortlos und rief während Julian dem Turbolift zustrebte schon zur Ops herüber: "Entfernung?" Lieutenant Mattheson, der dort Dienst tat antwortete: "2000 Kilometer und näherkommend." Ariell schlüpfte in ihren Sessel und zog ebenfalls ihren Bildschirm zu sich heran. "Bisher feindselige Handlungen?" wollte sie wissen. Andreas beantwortete ihre Frage mit einem: "Bisher nicht, Commander."

Die Türen des Turbolifts öffneten erneut. Die beiden Doktoren traten schnell aneinander vorbei, so dass der Mediziner auf die Krankenstation gelangen konnte und der Wissenschaftler auf seine Station.

"Haben wir visuellen Kontakt?" wollte Commander Needa wissen. Lieutenant Mattheson nickte und antwortete: "Ja, Commander." "Auf den Schirm!" lautete der nächste Befehl, diesmal von Tallia selber.

Der Sichtschirm wurde aktiviert und auf ihm erschien ein, sich vom Dunkel des Raums kaum abhebendes, spinnenartiges Raumschiff, auf dessen Oberfläche nur vereinzelt das Licht der Sterne widergespiegelt wurde. "Schatten!" entrang es sich Seetas Kehle entsetzt.

Die Köpfe aller Anwesenden flogen zu der Zanderianerin herum. "Sie kennen das Schiff?" fragte Tallia erstaunt. Seeta nickte stumm. "Wieso haben Sie bisher nichts davon gesagt?" fragte Tallia. Seeta zeigte auf den Sichtschirm. "Ich habe selber noch nie eines gesehen, aber meine Großmutter erzählte lebendige Geschichten über diese Wesen. Allerdings sagte sie, die Schatten hätten das Universum nach dem großen Krieg verlassen, deshalb dachte ich nicht, dass es sich bei unserem Angreifer um ein Schattenschiff handeln könnte."

Tallia blieb keine Zeit, dieses Thema mit ihrer Chefingenieurin weiter zu diskutieren. Sie nahm sich jedoch fest vor, wenn diese Krise beigelegt war, ein ernsthaftes, längeres Gespräch mit ihr über ihre Kenntnis der Welt, in die sie bald eintreten würden, zu führen.

"Schilde bei 80% und stabil!" meldete Andreas nach dem ersten Kontakt der Schilde mit dem leicht violettfarbenen Energiestrahl, den das Schattenschiff aussandte. "Eine passende Bezeichnung für dieses Schiff." dachte Ariell. "Es ist kaum mehr als ein Schatten vor dem Firmament und scheint so unauffällig wie ein Schatten aufzutauchen. Man muss schon sehr genau hinsehen, um es überhaupt zu entdecken."

"Ausweichmanöver, Mr. Widar!" rief Tallia während ihr Blick am Bildschirm hing. Das Schattenschiff wirkte wie eine Vogelspinne, die auf Beute lauerte – gefährlich und absolut todbringend. Die Katana setzte sich in Bewegung und wich mit leichten, flinken Bewegungen der Energiewaffe des Schattenschiffes aus. "Mr. Summers, feuern nach eigenem Ermessen." wies Tallia ihren Sicherheitschef an. "Wir sollten auch mal unsere Zähne zeigen." fügte sie leise und beherrscht hinzu. "Aye, Captain." lautete Andreas Antwort und gleich darauf erschienen zwei Quantentorpedos, die blau leuchtend ihren Weg zum Ziel suchten. Das Schattenschiff verschwand schimmernd vom Bildschirm und die Torpedos schossen an ihrem Ziel vorbei.

"Wo zum Teufel..." rief Ariell. Sie unterbrach sich jedoch, als nur wenige Augenblicke später das Schattenschiff ebenso schimmernd, wie es verschwunden war, auch wieder auftauchte. Ein weiterer Energiestrahl löste sich aus dem Schattenschiff, dem Kell durch ein gekonntes Ausweichmanöver entging.

"Captain, gerade ist ein weiteres Schiff in das System eingetreten." meldete Lieutenant Mattheson von der Ops. Noch bevor der Captain "Auf den Schirm sagen konnte, wurde die Dunkelheit von einem grünen Energiestrahl ähnlich dem des Schattenschiffes durchzogen. Dieser Strahl fand sein Ziel. Wie ein Messer durch weiche Butter schnitt der Energiestrahl durch das Schattenschiff, das in einer gleißenden Explosion verglühte.

Nun sprach Tallia ihren Gedanken von vorhin aus. "Auf den Schirm, Mr. Mattheson!" rief sie und schon erschien auf dem Bildschirm ein teilweise violett schimmerndes Gebilde. Tallias Kopf fuhr zu ihrem Navigator herum. Der Asgard warf einen Blick auf Captain Arven und nickte. "So eins habe ich gesehen, als die Schatten ihren Angriff auf mein Shuttle gestoppt hatten." bestätigte er ihre unausgesprochene Frage.

Seeta räusperte sich. "Das ist eine White Star, Captain. Wir sind jetzt unter Freunden." Tallia drehte sich zu der Zanderianerin um und sagte: "Lieutenant Yadeel, wenn das hier vorbei ist, dann werden wir beiden uns sehr ausführlich unterhalten." Dann wandte sie sich zu Andreas um. "Öffnen Sie einen Kanal zu dem Ding, Mr. Summers." kommandierte sie. "Captain, ich kann nicht garantieren, dass unsere Systeme mit denen der White Star kompatibel sind. Aber ich werde es versuchen."

Schon nach einigen Sekunden erschien auf dem großen Bildschirm der Katana ein Humanoider, dessen Spezies ihr und den meisten anderen an Bord vollkommen unbekannt war. Seine Züge waren im großen und ganzen denen der Menschen nicht unähnlich, jedoch war seine Nasenwurzel ungewöhnlich breit. Er hatte kein Haar und dort, wo bei einem alten Mann der Haarkranz gesessen hätte, zierte ihn ein Kranz, der nach Horn oder Knochen aussah. Auf seinem Kopf befand sich eine sternförmige, blaue Zeichnung. Er steckte von Kopf bis Fuß in einem weißen, sackartigen Gewand, das an einen Burnus erinnerte. Seine Arme ruhten in den weiten Ärmeln des Gewands und er deutete eine leichte Verbeugung an. "Mein Name ist Daroon. Wir haben Ihren Kampf mit den Schatten geortet." Tallia nickte. Dankbar sagte sie: "Vielen Dank für Ihre Hilfe, sie kam genau zum rechten Zeitpunkt." Daroon deutete ein Lächeln an. "Können wir Ihnen vielleicht sonst noch in irgendeiner Weise behilflich sein." Tallia lächelte den Mann auf dem Bildschirm höflich an. "Nein, danke, Mr. Daroon. Wir werden unsere Reise nach Babylon 5 jetzt fortsetzen. Die Schäden an unserem Schiff sind inzwischen behoben." "Darf ich Ihnen unser Geleit anbieten? Wir reisen auch zurück nach Babylon 5." Tallia wusste nicht, was sie dagegen haben sollte, also antwortete sie, immer noch mit einem unverbindlichen Lächeln auf dem Gesicht: "Sehr gerne, wir werden Ihnen folgen. Arven Ende." Damit unterbrach Lieutenant Summers den Kanal und das Gesicht des fremden Humanoiden verschwand wieder vom Bildschirm. Tallia wandte sich zu ihrer Chefingenieurin um. "Lieutenant Yadeel, bitte kommen Sie in meinen Raum!" sagte sie und ging mit langen Schritten hinüber in ihren Bereitschaftsraum.


Tallia stand an ihrem Fenster und beobachtete wie die Katana sich unter dem Kommando von Ariell und Kells Flugerfahrung auf ein großes, silberfarbenes Gebilde zu bewegte. Das Sprungtor, wie sie wusste. Sie hörte, wie die Türen sich zischend hinter ihrer Chefingenieurin schlossen. "Bitte nehmen Sie Platz." sagte Tallia ruhig, während sie beobachtete, wie die Katana hinter der White Star in das Sprungtor eintauchte. Gleich darauf verschwand der normale Raum und machte in Rot und Schwarz schimmernden Wolken Platz. Tallia drehte sich herum und ging zurück zu ihrem Schreibtisch, wo Seeta wartend vor einem Sessel stand. Diese hätte sich niemals gesetzt, bevor der Captain sich nicht auch setzte.

Die beiden Frauen sanken in ihre Sessel, die eine vor dem großen Schreibtisch des Captains, die andere dahinter. Tallia sah die Zanderianerin an. "Also, Seeta," sagte sie, "erzählen Sie mir, was Sie über unsere Angreifer, die Schatten wissen." Seeta nickte. "Also, die Schatten sind älter als alle anderen Völker der Galaxie, mit Ausnahme der Vorlonen. Diese Völker waren schon alt, als auf der Erde das Leben gerade entstand." Tallia schaute skeptisch. "Und woher wollen Sie das Wissen?" fragte sie. Seeta seufzte. Tallia stellte genau die Fragen, die sie lieber nicht hören wollte. Sie hatte die Familiengeheimnisse zu wahren. Bisher war das niemals mit ihrem Eid der Sternenflotte gegenüber kollidiert. Also wie sollte sie Tallia auf ihre Fragen antworten?

Schließlich entschied sie, die Quelle ihres Wissens zunächst für sich zu behalten. Vielleicht würde der Captain nicht fragen. "Das ist bekannt aus den alten Erzählungen der Minbari. Die Minbari sind eines der ältesten Völker unter den jüngeren. Als die Schatten vor 4.000 Jahren die Völker in einen Krieg zwangen, kämpften die Minbari an der Seite der Vorlonen, um die Schatten zu besiegen. Aber jetzt sind sie zurück." Tallia guckte erstaunt: "So alt sind die Schatten? Und wieso tauchen sie erst nach so langer Zeit wieder auf, um einen Krieg zu führen?"

Seeta sah ihre Vorgesetzte an. "Als die Allerersten unsere Galaxie verließen, blieben die Schatten und die Vorlonen zurück um über die jüngeren Völker zu wachen und sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Leider gewannen beide Seiten schnell einen unterschiedlichen Eindruck davon, wie man die Völker am Besten in ihrer Entwicklung unterstützt. Die Vorlonen glaubten, dass die Völker Leitung brauchen, dass ihnen gesagt werden muss, was sie tun sollen."

Tallia lehnte sich in ihrem Sessel zurück. "Und an was glaubten die Schatten?" wollte sie wissen. "Die Schatten glaubten," sagte Seeta, "dass die Völker nur an Auseinandersetzungen wachsen können. Deshalb trieben sie die Völker in Kriege untereinander und führten auch immer wieder Kriege gegen einzelne Völker. Ihr Ziel dabei war, die schwächeren Völker untergehen zu lassen, damit die stärkeren überleben konnten und deren Evolution weitergetrieben würde." Der Captain setzte sich wieder vor und legte seine Hände auf den Tisch. "Sehr interessant, vor allem von einem moralischen Standpunkt aus gesehen." meinte sie. "Insbesondere, wenn Sie mir jetzt noch erzählen, wie Sie zu diesem Wissen gelangt sind und wieso Sie von den Schatten und den Vorlonen ständig in der Vergangenheit reden."

Seeta schwieg einen Moment betreten. Gerade diese Situation hatte sie vermeiden wollen. Dann sah sie Tallia fest an. "Die Schatten und die Vorlonen werden, von unserem derzeitigen Standpunkt in der Geschichte gesehen, diese Galaxie in weniger als einem Jahr verlassen haben." antwortete sie schließlich. Ihr Blick wurde durchdringend. "Diese Tatsachen sollten wir vor dem Hintergrund der obersten Direktive für uns behalten, wir könnten sonst auf die Geschichte, wie sie sich ereignen muss, Einfluss nehmen. Eben aus diesem Grund muss ich meine Quelle und die Informationen, die ich aus ihr bezogen habe, für mich behalten. Je weniger Leute Wissen über die Zukunft dieses Universums haben, umso besser." sagte Seeta. Dann fügte sie leiser hinzu: "Außerdem gab ich ein Versprechen, meine Quelle nicht preiszugeben."

Tallia stand mit unbewegter Mine auf und trat ruhig wieder zum Fenster hinüber, auch wenn es in ihrem Inneren nicht gar so ruhig aussah. Wie sollte sie darauf reagieren, dass ein Mitglied ihrer Crew ihr Informationen vorenthielt? Sicherlich hätte sie einen Befehl daraus machen können, aber das sie wollte lieber nicht tun. Mit finsterem Blick sah sie auf die Schwaden, die draußen immer noch vorbeizogen. Dann glättete sie ihre Gesichtszüge wieder und wandte sich zu ihrer Chefingenieurin um.

"Seeta, ich werde Sie nicht zwingen, Ihr Versprechen zu brechen, indem ich einen Befehl ausspreche, aber ich bitte Sie, Ihre Position noch einmal genau zu überdenken. Die Informationen, die Sie über dieses Universum besitzen, könnten für die Katana lebenswichtig sein."

Seeta nickte. "Ich werde darüber nachdenken, Captain. Vielleicht finde ich eine Möglichkeit beidem gerecht zu werden, meinem Versprechen und meiner Verpflichtung der Katana gegenüber."

Tallia nickte ebenfalls. "Sie können jetzt gehen, Lieutenant." sagte sie dann. Die Zanderianerin erhob sich und verließ den Raum. Tallia drehte sich mit einem sorgenvollen Gesicht wieder dem Fenster zu, vor dem sie stand. Dieses Universum war für sie und die meisten anderen ihrer Crew völlig neu. Wie sollte sie die ihr anvertrauten Leben nur wirkungsvoll schützen, wenn sie so wenig über die Welten, die sie erkunden sollten, wusste und die Person, die ihr helfen konnte, schwieg?


Erstaunt sah Ariell einer sehr in Gedanken versunkenen Seeta nach, die im Turbolift verschwand, um nun doch noch ins Bett zu gehen. Seitdem die Krise vorüber war, hatte sich die Brücke wieder geleert. Lediglich Kell und Livia saßen noch bei ihr, die übrigen Station waren entweder verwaist oder von Junioroffizieren besetzt.

"Und er hat dieses eklig aussehende Zeug tatsächlich bis auf den letzten Bissen verputzt." setzte sie ihr Gespräch mit Livia fort, die sich beim Gedanken an die seltsame Zusammensetzung von Brötchen, Fleisch, Gemüse und Saucen schütteln musste.

"Und es hat geschmeckt, die Damen!" rief der Asgard von seiner Station herüber, ohne sich umzudrehen. Erst jetzt drehte er sich zu den beiden Frauen in seinem Rücken um. "Und im Übrigen wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie nicht von mir reden würden, als wäre ich gar nicht dabei." fügte er, im Aufstehen hinzu, was ihm ein leicht betretenes Gesicht der beiden einbrachte. Zu Schade, dass seine Fertigkeiten des Lächelns noch so wenig ausgeprägt waren, sonst hätten die beiden bemerkt, dass er einen Scherz machte. Also ging er mit seinem üblichen, unbewegten Gesichtsausdruck an ihnen vorbei und setzte noch einen obendrauf. "Und nun werde ich Sie verlassen, damit Sie ungestört weitertratschen können, so nennt man das, glaube ich."

Der Kommentar brachte ihm von beiden Damen einen empörten Blick ein. "Ich tratsche niemals!" fügte Ariell, leicht pikiert, hinzu. Kell hob die Mundwinkel, so gut es ihm eben möglich war, an und meinte: "Das würde ich Ihnen auch niemals unterstellen, die Damen. Gute Nacht!" Und damit stieg er in den Turbolift und ließ zwei leicht verwirrte Frauen auf der Brücke zurück.


Jade runzelte erstaunt die Stirn, als ihr Türsummer ging. Wer um alles in der Welt wollte sie denn um diese Uhrzeit noch besuchen? Sie ging in ihrem Pyjama hinüber zur Tür und sagte: "Öffnen!"

Die Tür öffnete sich und gab den Blick auf eine, ebenfalls in einen Pyjama gekleidete Seeta frei. Diese trat in das Quartier und ließ sich in einem Sessel nieder. Jade sah der späten Besucherin hinterher und ging dann ebenfalls zu einem der Sessel hinüber. Abwartend sah sie die Zanderianerin an.

"Ich dachte, wo du jetzt sowieso schon die Hälfte der Familiengeschichte kennst, kannst du auch noch den Rest erfahren." Die Away-Team-Leaderin sah ihre neue Freundin fragend an. "Und wie komme ich zu der Ehre?" wollte sie wissen. Seeta seufzte leise. "Der Captain hat mir Fragen gestellt, die ich lieber nicht beantworten würde. Ich muss mit jemandem darüber sprechen und da du die einzige Person bist, die schon etwas über meine Familie weiß, dachte ich... na ja." Jade nickte. "Worum geht es denn überhaupt?" wollte sie dann wissen.

"Der Captain möchte alle Einzelheiten wissen, die mir über dieses Universum bekannt sind. Außerdem möchte sie gerne wissen, woher ich meine Informationen bezogen habe." Jade nickte. "Das verstehe ich gut." meinte sie dann. "Wir befinden uns in einem völlig unbekannten Universum. Der Captain kann jede Hilfe brauchen, die sie kriegen kann. Immerhin sind wir hier draußen ein Team und müssen enger zusammenarbeiten als irgendeine andere Besatzung. Wir haben hier draußen keinerlei Rückendeckung durch die Sternenflotte."

Seeta nickte zustimmend. "Ich weiß!" sagte sie. "Und gerade deshalb fühle ich mich so in der Zwickmühle zwischen meiner Loyalität der Familie und dem Captain gegenüber." Jade fragte weiter. "Aber was hat das mit Deiner Familie zu tun?"

Seeta zögerte ein wenig. "Es ist eine Frage der Loyalitäten." meinte sie schließlich. "Meine Familie kam in das Dir bekannte Universum mit einem bestimmten Auftrag. Meine Großmutter, als damalige Führerin dessen, was von unserem Volk noch übrig war, erhielt von den Führern ihrer eigenen Galaxie den Auftrag, durch das Sprungtor und das Wurmloch zu reisen und Eure Welt in Augenschein zu nehmen. Sie sollte dann nach einer Zeit von fünf Jahren mit den Informationen, die benötigt wurden, zurückkehren."

Die Zanderianerin stand auf und begann, wie so häufig, wenn sie eine besonders harte Nuss zu knacken hatte, im Raum auf und ab zu gehen. Dabei erzählte sie weiter.

"Beim Durchflug des Wurmlochs trat ein unerwarteter Nebeneffekt auf. Mein Volk wurde, statt wie beabsichtigt, in das Jahr 2368 in das Jahr 2268 versetzt. Es dauerte fünf Jahre, so lange war der ursprüngliche Aufenthalt meines Volkes in der Föderation geplant, bis die beauftragten Wissenschaftler herausfanden wodurch der Unfall geschehen war. Die Triebwerke des Schiffes verursachten einen ungewöhnlichen Anstieg von Chronoton-Partikeln im Wurmloch. Dadurch wurden sie 100 Jahre in die Vergangenheit geschleudert. Jeder weitere Durchflug des Wurmlochs hätte sie weitere 100 Jahre in die Vergangenheit zurückgeschleudert."

Seeta hatte ihre Wanderung durch den Raum offenbar vorerst beendet. Denn sie setzte sich Jade gegenüber in ihren Sessel zurück.

"Meine Großmutter war entsetzt, keinen Weg zurück zu haben. Also entschloss man sich, die gesammelten Daten auf einem Datenkristall zu speichern und mit einem Schiff der Föderation eine Reise zurück nach Babylon 5 zu unternehmen, wenn es so weit wäre. Der Kristall wurde an meine Mutter weitergegeben und jetzt habe ich ihn." schloss sie.

Nun war es an Jade aufzustehen und eine Wanderung durch den Raum zu beginnen. "Ich verstehe, dass du das dem Captain nicht erzählen willst. Schließlich geht es darum, eventuell sensible Informationen an einen uns Unbekannten zu übergeben." Seeta winkte ab. "Keine sensiblen Informationen. Es geht um gesellschaftliche Dinge. Es ging darum zu erfahren, ob die Föderation eine Bedrohung für die Lebewesen des Universums, in das wir nun eintreten, darstellt. Man wollte das Sprungtor sprengen, falls eine Gefahr drohte." Jade nickte. "Eine gute Taktik, die ich gut nachvollziehen kann." Auch Seeta nickte. "Deshalb musste ich unbedingt auf die Katana. Dies ist wahrscheinlich meine einzige Möglichkeit, die Schuld meines Volkes zurückzuzahlen. Und wenn der Captain erfährt, dass ich vorhabe einen Datenkristall zu übergeben, dann wird sie womöglich versuchen mich zu hindern."

Jade beendete ihre Wanderung und setzte sich Seeta wieder gegenüber. "Vielleicht solltest du dem Captain anvertrauen, was du vorhast. Wenn der Kristall wirklich keine sensiblen Daten enthält, dann wird sie dir sicher erlauben, ihn zu übergeben." meinte sie. Seeta wackelte abwägend mit dem Kopf. "Vielleicht." meinte sie. Dann erhob sie sich seufzend. "Danke, dass du zugehört hast." sagte sie dann und ging hinüber zur Tür. "Gerne geschehen!" antwortete Jade und blickte der dunkelhaarigen Frau nach, bis die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte.


Am nächsten Morgen hatte Tallia es sich gerade mit ihrer obligatorischen Tasse Kaffee an ihrem Frühstückstisch bequem gemacht, als ihr Türsummer verkündete, dass jemand Einlass begehrte. "Öffnen!" rief sie. Zu ihrem Erstaunen stand Lieutenant Yadeel vor ihrer Tür. "Guten Morgen, Captain!" begrüßte die Zanderianerin ihre Chefin. "Guten Morgen!" erwiderte Tallia ruhig. "Was kann ich für Sie tun, Lieutenant?" wollte sie wissen.

Seeta kam näher und legte einen Gegenstand, den sie bisher in ihrer Hand verborgen gehalten hatte, vor Tallia auf den Tisch. Tallia betrachtete den Gegenstand. Es war ein Glaskristall. "Was ist das?" wollte sie wissen. "Ein Datenkristall. Er wird benutzt, um Daten zu speichern und zu transportieren. Dieser hier ist seit mehreren Generationen in meiner Familie." antwortete Seeta. Und dann erzählte sie dem Captain die gesamte Geschichte.


Tallia hob den Datenkristall auf als Seeta geendet hatte. "Ich werde ihn von Dr. Lazarus prüfen lassen. Wenn seine Informationen über die Föderation tatsächlich derart sind, wie Sie schilderten, habe ich nichts dagegen, dass Sie ihn aushändigen." Seeta nickte erfreut. "Und ich werde ein Dossier für Sie erstellen, mit allen Informationen, die ich über dieses Universum habe." Sie wandte sich zum Gehen, wurde jedoch durch eine abschließende Frage von Tallia aufgehalten. "Worin besteht eigentlich die Schuld Ihres Volkes, Seeta?" Die Zanderianerin wandte sich wieder um. "Wäre die Person, der ich den Kristall übergeben muss, nicht gewesen, würde mein Volk heute nicht mehr existieren. Der Empfänger fand den Schlüssel zu einer Heilung gegen die tödliche Drakh-Seuche, die mein gesamtes Volk damals befallen hatte. Ohne ihn wären sie alle gestorben. Diese Schuld können wir niemals zurückzahlen. Wir versuchen es jedoch so gut es uns möglich ist." Damit wandte sie sich um und verließ das Quartier des Captains.


Eine Stunde später verließ die Katana durch die blaue Austrittsöffnung hinter der White Star den Hyperraum. "Wir werden gerufen, Captain!" meldete Andreas von seiner Sicherheitskonsole her. "Auf den Schirm!" rief Tallia. Beinahe unmittelbar danach erschien das Gesicht einer aparten, sehr schlanken Brünetten auf dem Bildschirm. "Babylon-Kontrolle an fremdes Schiff. Bitte identifizieren Sie sich!"

Tallia stand aus ihrem Sitz auf und trat näher an den Sichtschirm. "Hier spricht Captain Tallia Arven vom Föderationsraumschiff Katana. Und mit wem habe ich das Vergnügen?" Die junge Frau erwiderte: "Hier spricht Commander Susan Ivanova." Tallia nickte höflich. "Ich würde gerne mit einer Delegation an Bord Ihrer Station kommen." sagte sie dann. Die junge Frau warf einen Blick auf ihren Computer und sagte dann: "Im Moment ist keine Landebucht frei. Ich kontaktiere Sie, sobald ich Platz für einen Ihrer Gleiter habe." Tallia hob ihre Hand. "Das wird nicht erforderlich sein. Wir haben eine Technologie, mittels der wir uns durch Materietransfer auf ihre Station begeben können." Susan winkte ab. "Das kommt leider nicht in Frage, Sie müssen durch den Zoll und dort Ihre Identicards vorzeigen." Tallia warf einen fragenden Blick auf ihre Chefingenieurin. "Die Karten dienen als Ausweis. Ohne eine Identicard kommen wir nicht an Bord." sagte die Zanderianerin leise.

Tallia nickte und wandte sich wieder dem Bildschirm zu. "Ich verstehe, wir haben allerdings keine Identicards. Unsere Regierung stellt keine aus." Gerade noch rechtzeitig hatte sie sich an ihre Kenntnisse aus dem Geschichtsunterricht betreffend sogenannter Personalausweise, die auf der Erde einmal ausgestellt worden waren, erinnert. "In dem Fall kommen Sie auch vorerst nicht auf die Station. Sie können mit dem Captain darüber reden. Ich werde ihn informieren. Bleiben Sie in Warteposition. Babylon-Kontrolle aus." Und damit verschwand Susans Gesicht vom Bildschirm. Ariell sah ihre Freundin und Vorgesetze an. "Und was tun wir jetzt, Captain?" Diese sah die Frau, die rechts von ihr saß, an und sagte mit stoischer Ruhe: "Was schon? Wir warten."

Wieder eine Stunde später meldete Andreas: "Captain wir werden gerufen, ein Captain Sheridan wünscht Sie zu sprechen." Tallia legte Seetas Bericht, den sie gerade studiert hatte, auf ihren Tisch. Dann verließ sie ihren Bereitschaftsraum und betrat die Brücke. "Auf den Schirm!" rief sie und schon erschien das glatt rasierte Gesicht eines Menschen in den Dreißigern oder Vierzigern. "Ich bin Captain John Sheridan von der unabhängigen Station Babylon 5." stellte er sich vor. "Commander Ivanova hat mir von Ihrem Problem berichtet. Woher kommen Sie, dass Ihre Regierung keine Identicards ausstellt?"

Die Captain lächelte zurück und antwortete: "Ich bin Captain Tallia Arven vom Föderationsraumschiff Katana. Erfreut Sie kennen zulernen." John Sheridan antwortete: "Die Freude ist ganz auf meiner Seite Captain." Dann fuhr Tallia fort. "Die Katana ist ein Schiff der Föderation der vereinten Planeten. Wir sind aus einem Paralleluniversum zu Ihnen gekommen. Wir sind auf einer Erkundungsmission. Darf ich Sie zu den weiteren Besprechungen auf die Katana einladen?"

John Sheridan überlegte eine kurze Weile, dann blitzte es unternehmungslustig in seinen Augen. Er war ein Mann, der gerne große Risiken einging. "Ja, gerne. Commander Ivanova erzählte mir von Ihrem Materie-Transmitter. Ist der sicher?" Tallia lachte. "Völlig sicher!"


Einige Minuten später streckte Tallia John Sheridan, der gerade von der Transporterplattform getreten war, ihre Hand hin. Er nahm die angebotene Hand und drückte sie. Dann sagte Tallia: "Captain Sheridan, darf ich bekannt machen? Dies sind mein erster Offizier Commander Needa und mein zweiter Offizier Lieutenant Commander Bashir." Dabei zeigte sie zuerst auf die Trill und dann auf den Doktor. John Sheridan lächelte erfreut und drückte erst Ariells und dann Julians Hand. Unwillkürlich wanderte sein Blick wieder zu Ariell. "Welcher Spezies gehören Sie an, wenn ich fragen darf?" wollte er wissen. Ariell lachte offen und sagte: "Sicher dürfen Sie, Captain. Meine Mutter stammt vom Planeten Trill, mein Vater von der Erde." Während er gemeinsam mit Ariell hinter Tallia und Julian herging meinte er: "Von einem Planeten namens Trill habe ich noch niemals gehört. Wo befindet der sich denn?"


Schließlich saßen die vier in der Beobachtungslounge in den Sesseln. "Also, Sie sagten, dass Ihre Regierung keine Identicards ausstellt, ist das richtig?" begann John das Gespräch. Tallia nickte. "Ja, das ist richtig. Sehen Sie, wir kommen aus einem Universum, das zu diesem hier parallel existiert. In der Föderation wurden noch niemals Identicards oder etwas vergleichbares ausgestellt." John nickte. "Ich verstehe. Allerdings werden Sie es ohne Identicards schwer haben in diesem Universum irgendeine Einrichtung überhaupt zu betreten. Die meisten Völker bestehen auf Vorlage einer Identicard bei der Einreise." Tallia schaute ein wenig bekümmert. "Sehen Sie da gar keine Chance, etwas zu arrangieren?" John überlegte eine Weile, dann trat ein Lächeln auf sein Gesicht. "Doch, ich habe da eine Idee. Babylon 5 ist jetzt schon eine ganze Weile eine unabhängige Station und so wird es wohl noch bleiben, bis das Regime um Präsident Clark auf der Erde nicht mehr existiert. Ich denke, es wird Zeit, dass wir unsere ersten eigenen Identicards ausstellen!"


Zwei Tage später stand die Führungsriege der Katana mit ihren brandneuen Identicards an der Abfertigung von Landebucht 13. Sie hatten ein Shuttle benutzt, um sich an die Sitten der Station anzupassen. Captain Sheridan hatte sie am Shuttle abgeholt, ihnen die Identicards in die Hände gedrückt und gemeint: "Ich kann nicht garantieren, dass diese Identicards von allen Völkern anerkannt werden, von der Erde werden sie sicher nicht anerkannt werden, aber ich denke, es ist besser als gar keine zu haben." Tallia hatte sich, gewohnt ruhig, bei Captain Sheridan für seine Hilfe bedankt, dann hatte der große, freundliche Mann die Katana-Offiziere alleine gelassen.

Seeta stand hinter Kell in einer Reihe und blickte über die Schulter des Asgard, den sie ein gutes Stück überragte, auf das was vor ihr vorging. Hinter ihr schaute Dalen, der wiederum ein gutes Stück größer war als die Zanderianerin, gelangweilt über ihren Kopf, so als empfände er seine Teilnahme an diesem Landgang als reine Zeitverschwendung. Er hatte auch nicht vorgehabt, daran teilzunehmen, aber Andreas hatte ihn kurzerhand am Arm gepackt und mitgenommen. Und so stand er nun hier und unterhielt sich mit dem Sicherheitschef, der wiederum über Dalens Kopf sah.

Endlich war Seeta zur Absperrung vorgerückt, wo ein Mann des Sicherheitspersonals sagte: "Ihre Identicard, bitte." Sie reichte, so wie Kell vor ihr, ihre Identicard an. Der baumlange Mann vor ihr warf einen kurzen Blick darauf und meinte dann: "Haben Sie irgend etwas zu verzollen, Miss Yadeel?" Seeta schüttelte stumm den Kopf und ging dann, mit ihrer Identicard wieder in Händen, an der Absperrung vorbei. Wie einen Talisman berührte sie den Datenkristall in ihrer Tasche. Dann machte sie sich auf den Weg. Sie wusste genau, welches Quartier sie aufsuchen musste.


Seeta streckte ihre Hand aus und drückte auf den Türsummer. Schon nach einem kurzen Moment fuhr die Tür auf und gab die Sicht auf einen jungen Minbari frei. "Guten Tag, Lennier." begrüßte sie den Mann. "Guten Tag." erwiderte er. "Ich möchte die Satei sehen." brachte Seeta ihr Anliegen vor. Gerade als Lennier ansetzen wollte, sie auf den engen Terminplan der Minbari-Botschafterin hinzuweisen sagte sie: "Es ist sehr wichtig." Hinter dem jungen Minbari erschien eine Frau in einem dunkelgrünen, samten schimmernden Kleid mit langen, schwarzen Haaren. "Bitte, kommen Sie doch herein, wenn es so wichtig für Sie ist." sagte sie.

Lennier trat zur Seite und Seeta betrat das Quartier der Botschafterin. "Was kann ich für Sie tun?" wollte diese wissen. Seeta streckte ihr den Datenkristall hin. "Ich will etwas für Sie tun und gleichzeitig damit eine Schuld zurückzahlen." Delen nahm den Kristall und sah sie fragend an. "Dies sind Informationen, die Sie in 12 Jahren brauchen werden. Die Person, die Sie ausschicken werden, sie zu besorgen, wird die Daten leider nicht überbringen können. Ich komme heute an ihrer Stelle. Er ist mit einem Zeitschloss versehen und kodiert. Er kann nur von Ihnen abgespielt werden." Delen betrachtete den Kristall auf ihrer Hand. Dann sah sie seine Überbringerin an. "Ich vermute, dass Sie mir nichts weiter erzählen werden?" fragte sie, wenn es auch mehr eine Feststellung denn eine Frage war. "Nein." antwortete Seeta. Dann verbeugte sie sich in traditioneller Minbari-Art und sagte: "Wir leben für den Einen, wir sterben für den Einen." Dann verließ sie das Quartier der Botschafterin wieder. Als sie schon fast um die Ecke gebogen war, hörte sie, wie die Tür sich hinter ihr wieder öffnete. Sie drehte sich herum und sah Lennier, der eilig auf sie zukam. "Woher kennen Sie meinen Namen?" wollte er wissen. "Das erzähle ich Ihnen in zwölf Jahren." sagte sie. Die Zanderianerin lächelte ihn an, drehte sich dann herum und verschwand endgültig hinter der Ecke.


Abends saß Seeta nach einem sehr entspannenden Tag auf dem Sokkola, dem weitläufigen Basar der Station, an der Bar und trank ein altmodisches Bier. In ihrer Hand hielt sie einen Notizblock. Während sie hin und wieder einen Schluck aus ihrem Bierglas nahm, schrieb sie gleichzeitig.

"Lieber Dad!

Heute habe ich den Datenkristall an die Satei übergeben. Du hättest sie sehen sollen, ihre Beschreibungen und Bilder werden ihr nicht gerecht. Sie strahlt eine immense Würde und doch große Wärme aus. Ich bin froh, den Kristall endlich übergeben zu haben. So wird es hoffentlich in einigen Jahren zu einem friedlichen Zusammenleben zwischen der Föderation und der Allianz kommen.

Großmutter Durena wäre stolz auf mich gewesen. Auch wenn die Versuchung groß war, habe ich Delen nicht gebeten, die Zerstörung von Zander Prime zu verhindern. Ich habe den Verlauf der Geschichte nicht verändert. Schade, dass Großmutter diesen Tag nicht mehr erleben konnte.

Ich vermisse euch. Ich wünschte, ich wäre bei euch, aber es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bevor ich euch alle wieder in die Arme schließen kann. Ich wünschte, ich könnte da sein, wenn Hadjas neues Baby zur Welt kommt.

In Liebe,

Eure Seeta"

Seeta legte den Stift zur Seite. Schade, dass sie keine Möglichkeit haben würde, Briefe an ihre Familie zu schicken. Es gab einfach keine Möglichkeit, eine Nachricht von hier aus durch das Sprungtor in den Gamma-Quadranten zum Subraumrelais am Wurmloch zu schicken.

Ein Mann in Sicherheitsuniform kletterte auf den Barhocker neben Seeta. Er schien entweder keine Haare zu haben, oder er hatte sie vollständig abrasiert. In jedem Fall war auf seinem Kopf nicht mal die Spur eines Haars zu sehen, obwohl es sich bei ihm definitiv um einen Menschen handeln musste. "Ich habe gehört, Sie haben Probleme mit Ihrer Heimatwelt, dieser Föderation, in Kontakt zu treten." merkte er an. Der Barkeeper brachte ein großes Glas mit Wasser und stellte es vor den neuen Gast hin. Offensichtlich verkehrte der Neuankömmling öfter hier.

Seeta sah den Mann neben ihr an und sagte: "Das ist richtig, Mr.?" Der Mann reichte ihr seine Hand und sagte: "Mr. Garibaldi. Ich bin der Sicherheitschef hier." während er ihre Hand schüttelte. Seeta sah ihn an und fragte: "Und was hat der Sicherheitschef von Babylon 5 mit unseren Kommunikationsproblemen zu tun?" wollte sie wissen. Er lachte sie gewinnend an und sagte: "Zufällig bin ich auch ein großer Bastler, wenn es um Kommunikationsgeräte geht. Ich habe da eine Idee, wie wir Signale von Ihrem Schiff hier auffangen, verstärken und mittels des Leitstrahls durch den Hyperraum in ihren Gamma-Quadranten bringen können." Seetas Kopf flog förmlich zu dem Mann herum. "Wie?" fragte die Ingenieurin, sowohl beruflich als auch privat sehr von der Idee angetan. Der Mann lächelte und setzte zu einer Erklärung an, die der Auftakt zu einer langen und fruchtbaren Unterhaltung über Kommunikationsmöglichkeiten mit der Föderation war.


Am nächsten Morgen berichtete Seeta dem Captain von ihrem Gespräch. "Eine Zwei-Wege-Kommunikation wird wegen der hohen Verzögerungszeiten leider nicht möglich sein. Die Nachrichten werden von der Katana über Babylon 5, durch die beiden Sprungtore, das Kommunikationsrelais und das Wurmloch beinahe eine Woche brauchen um DS9 zu erreichen. Aber ich glaube, es ist um einiges besser als nichts." beendete sie ihre Erzählung schließlich. Tallia nickte bestimmt. "Da bin ich vollkommen mit Ihnen einer Meinung. Bitte nehmen Sie gemeinsam mit diesem Mr. Garibaldi die erforderlichen Modifikationen an unseren Systemen vor, um Kommunikation mit Babylon 5 über längere Strecken zu ermöglichen. Und ich werde Captain Sheridan bitte eines unserer Subraumrelais am anderen Ende des Sprungtors abzusetzen, wenn das nächste Mal eines seiner Schiffe dorthin fliegt." Seeta nickte und verließ dann den Raum des Captains.