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Latest revision as of 12:36, 17 June 2018
Gefährliche Fracht
Autor: Dalen Lazarus
Anfangssternzeit: 55285.38
Endsternzeit: 55285.84
Anfangsdatum: 15.04.2378 (4:00 Uhr)
Enddatum: 15.04.2378 (8:00 Uhr)
Jolinar tigerte unruhig in der Zelle hin und her. Schlimm genug, dass sie ihn gefasst hatten. Ausgerechnet ihn, den König der Unterwelt. Dieses Jahr hatte er es endlich geschafft, Oberhaupt der Jinxta zu werden; dem größten Syndikat auf Xhafa. Und da musste ihn dieser miese kleine Schleimbeutel verraten.
Sollte der nur denken, er wäre in Sicherheit. Natürlich, sie würden ihm eine neue Identität verpassen und ihn von der Bildfläche verschwinden lassen. Aber auch in diesem Gefängnis waren Jolinars Krakenarme lang genug, um Gamal den Hals umzudrehen. Er lachte kehlig. Die ersten beiden Wachen hatte er schon bestochen. Mit wie wenig Geld sie doch zufrieden gewesen waren.
Er hatte sich von ihnen ein Taschenterminal bringen lassen und alles Notwendige in die Wege geleitet, diesen Wurm umbringen zu lassen. Wenn er erst mal beseitigt war, dann würde die Beweisführung ohne den wichtigsten Zeugen zusammenbrechen wie ein Kartenhaus.
Genüsslich schob Jolinar das letzte Stück Marinja in seinen Mund. Kleine Stückchen des seltensten Fischs auf Xhafa, gebraten im besten kaltgepressten Rija-Öl, das Geld kaufen konnte. Streng verboten zwar, aber eine Delikatesse! Er tippte eine Ziffernfolge auf dem Terminal und baute eine gesicherte Verbindung zu Lenara auf. Seiner engsten Vertrauten und Gespielin im Bett.
Noch beim Herunterschlucken stand die Verbindung und ein wunderschönes Gesicht erschien auf dem Display. Es wurde von einer dunkelbraunen Mähne umflossen und betonte die entzückende Stupsnase und die vollen, dunkelroten Lippen. Ihre sandgelben Augen sahen ihn an. „Jolinar?!“ sagte die Frau. „Ich freue mich auch, Dich zu sehen.“ antwortete er mit einem Schmunzeln. „Ich mich auch.“ sagte Lenara knapp. „Hör zu, wir müssen Dich da rausholen!“ „Ich weiß, Kleine. Alles ist schon in die Wege geleitet. Zwei geschmierte Wachen werden mich morgen auf dem Weg zum Transportschiff 'verlieren'.“ sagte er und lachte.
„Daraus wird leider nichts werden.“ erwiderte die Xhafanerin und ihr Blick wurde düster. „Du sollst auf ein Sternenflottenschiff verlegt werden.“
„Scheiße!“ fluchte Jolinar.
„Sie schnarchen, Sir.“ sagte Yamin Aurel leise und hoffte, seinen neuen Zimmergenossen damit von selbigem abzuhalten. Doch dieser fuhr mit unverminderter Lautstärke fort, einen Wald nach dem anderen seiner Heimatwelt abzusägen. „Sie schnarchen!“ sagte der Trill nun etwas lauter. Der angesprochene Mann verstummte und wälzte sich auf dem Schlafsofa auf die andere Seite. Yamins Freude über die Stille währte nur kurz, als der Tev'Mekianer wieder mit dem Schnarchen anfing. Im Innersten dachte der Lieutenant, dass ein altes rostiges Impulstriebwerk sich auch nicht schlimmer anhören würde.
„Sir!!“ rief er in einem Ton der Verzweiflung. „Hmm? Wie? Was? Was ist los?“ murmelte Dalen Lazarus, sichtlich missmutig, in seinem Schönheitsschlaf gestört worden zu sein. „Sie schnarchen, Sir.“ wiederholte Lieutenant Aurel seine Beobachtung. „Wie? Wie bitte? ... Ich schnarche nicht.“ entrüstete sich der um einige Jahre ältere Herr im Halbschlaf und drehte sich auf den Bauch. „Doch, Sir, das tun Sie. Wie Sie wissen, muss ich morgen früh fit sein. Ich muss mehrere Stunden lang Shuttles pilotieren.“ versuchte er Dalen zu überzeugen.
Doch als dieser nicht antwortete, beschlich Yamin eine unangenehme Vorahnung. Ein leichtes Säuseln wie von einer Feder getragen drang an sein Ohr. Das Säuseln wurde zum Sturm, der Sturm wurde zu einem Orkan. Der Doktor hatte sein Impulstriebwerk wieder in Betrieb genommen. „Das kann ja 'ne heitere Nacht werden.“ dachte er bei sich und seufzte. „Das kann einfach nur ein Alptraum sein.“
Der Morgen dämmerte bedrohlich über dem Hauptkontinent von Xhafa. Die hiesigen Fledermaustiere erwachten und begannen, mit ihrem Singsang ihre Reviere von Neuem abzustecken. Sie ahnten nicht, dass dies ihr letzter Tag sein würde.
Der Duft frischen Woijas, dem hiesigen Muntermachergetränk zum Frühstück, weckte Jolinar aus seinem Halbschlaf, in den er am vorigen Tag zu später Stunde gefallen war. Er hatte bis tief in die Nacht mit Lenara gegrübelt, wie er der Sternenflotte ein Schnippchen schlagen konnte. Jetzt rächte es sich, dass er bislang um die Föderation einen großen Bogen geschlagen hatte. Er hatte keine Verbindungsmänner, keine Maulwürfe in deren Reihen. Und ebenso wenig hatte er in den vergangenen Stunden jemanden gefunden, den er schmieren konnte. „Blöde Idealisten.“ grummelte er, während er sich auf seinem Bett aufrichtete. Er sah hinüber zur Tür und entdeckte ein Tablett voll mit Schüsselchen voll Obst und Getränken in diversen Karaffen und Kännchen.
Nachdem er das Tablett auf dem Tisch abgestellt hatte, begann er zu essen. Er war nicht hungrig, aber Jolinar wollte auch nichts dem Zufall überlassen. Er wollte bei besten Kräften sein, wenn ihn die Sternenflotte abholen würde. Wenigstens würde Lenara dem Föderationsschiff folgen, bis sie einen Weg zur Flucht finden würde.
Kaffee und Brötchen standen schon auf dem Tisch, als Commander Mc Crae gegen halb sieben morgens das Diners betrat. Freundlich stand Tannier kurz von seinem Stuhl auf und grüßte seinen Vorgesetzten: „Guten Morgen, Sir.“ Die beiden hatten sich zu einer letzten informellen Absprache der Sicherheitsvorkehrungen zum Frühstück abgesprochen.
„Morgen Tannier. Erst mal einen Kaffee, dann kann ich sagen, ob der Morgen gut wird.“ sagte Falyn und er zwinkerte dem Leiter des Elite-Force-Teams zu. „Ich verstehe nicht ganz, Sir.“ sagte Tannier und sah den Erdenbewohner verwundert an. Dieser lachte kurz und meinte: „Kaffee ist mein Lebenselixier. Ohne das Zeug bin ich morgens richtiggehend ungenießbar.“ „Ah!“ sagte der Minbari und nickte verstehend. „Dann werde ich die gesamte Kanne Kaffee selbstverständlich Ihnen überlassen.“ Falyn nahm einen ersten Schluck und entspannte sich merklich. „Bloß nicht!“ erwiderte er. „Nach einer ganzen Kanne kann ich ohne Haltevorrichtung an der Decke spazieren gehen!“
Als er den irritierten Blick des Lieutenant sah, winkte er ab. „Vergessen Sie's. Aber was machen Ihre Vorbereitungen? Ist Ihr Team einsatzbereit für die Häftlinge?“ „Ja, sie sollten in diesem Moment Ihre Ausrüstung zusammenstellen und überprüfen.“ „Und wie werden sie die Gefangenen überführen?“ fragte Falyn, während er nach einem der Brötchen angelte. Tannier hielt sich lieber an die Obstschale und nahm sich Kiwi und Banane. „Pro Häftling sind je zwei Personen auf dem Planeten und je zwei Personen vor der Arrestzelle eingeplant. Damit die Häftlinge nicht miteinander in Kontakt kommen, werden wir sie im Minutenabstand hochbeamen.“
„Gut.“ sagte Falyn und biss in seine mit Schinken belegte Brötchenhälfte. „Ich möchte, dass Sie mit auf den Planeten beamen und alles vor Ort beaufsichtigen. Nehmen Sie sich einige Leute der Sicherheit mit dazu. Ich bin mit ein paar Leuten im Arrestbereich und beaufsichtige die Ankunft hier. Sicher ist sicher.“ Tannier nahm kurz die Hände vor die Brust und führte sie zusammen bis die Fingerspitzen sich berührten. „Wie Sie wünschen, Sir.“ sagte er mit einem kurzen Kopfnicken.
Ariell Needa schritt durch die Gänge der Katana. In ein paar Minuten würden sie das Xhafa-System erreichen. Dann würde aus den Planspielen des vergangenen Tages bitterer Ernst werden. Es gab nur wenig Spielraum für Fehler. Die Zeit arbeitete gegen sie. Xhafanerleben hingen von ihren Entscheidungen und ihrer Crew ab.
Ohne dass sie es selbst merkte, sammelte sich das Adrenalin in den Adern des Captains. Hellwach wie sie dadurch war, ging Ariell damit um, wie schon viele Generationen von Captains und Kommandeuren vor ihr: Sie ging ihr Schiff ab. Sie zeigte sich ihrer Crew und gab ihr das Gefühl, sie zu unterstützen und hinter ihr zu stehen.
Die Trill erreichte das Flugdeck ihres Schiffes. Sie trat ein und ging langsam den Wartungssteg entlang. Von dort oben hatte sie alles im Blick. Jeder der eingeteilten Piloten machte sich startklar. Ein flüchtiger Gedanke ließ sie verharren. Sie lehnte sich mit beiden Händen auf die Brüstung und sah hinunter. Sie hatte sich selbst als dritte Reserve eingeteilt, sollten mehr Piloten als geplant gebraucht werden.
Ariell bemerkte ein Kribbeln in den Händen und ließ das Geländer los. Instinktiv wusste sie, dass der Warpantrieb deaktiviert worden war. Sie drehte sich zum Gehen, als sie gerufen wurde: „Commander Summers an Captain Needa. Wir haben das Xhafa-System erreicht.“
„Es geht los.“ dachte sie.